das war zu erwarten. Die Vorlagen der Arbeitsgemeinschaften von Union und SPD für den künftigen Koalitionsvertrag sind durchgestochen worden. Dass die Autoren, also die Unterhändler der Parteien, trotz der Vorgaben ihrer Parteispitzen zur Geheimhaltung nicht an sich halten konnten, passt zu Umfang und Stil der Texte. Sie sind nicht nur lang (20 Textseiten umfasst allein das Konvolut „AG 1 Innen, Recht, Migration und Integration“) sondern in weiten Teilen geprägt von Geschwätzigkeit: Polit-PR-Phrasen, pathetisch formulierten Selbstverständlichkeiten, schwammigen Absichtserklärungen einerseits und andererseits Details des Politikbetriebs. Ferdinand Knauß kommentiert. Was aus den durchgestochen Vorlagen auch hervorgeht: Die Union pocht auf eine Rückkehr zur Kernenergie und will stillgelegte Atomkraftwerke reaktivieren. Bislang ist die SPD noch dagegen. Doch das könnte sich ändern, wenn Gewerkschaften und Industrie endlich aufwachen, schreibt Daniel Gräber. Der Kollege kennt sich aus: Hat er doch gerade erst ein ganzes Buch über den Atomausstieg geschrieben. Apropos Bücher. Hier kommen unsere Literaturen im März: Der Bestseller-Psychologe Jordan B. Peterson deutet unbeschwert die Symbolsprache der Bibel, Lukas Willmy erklärt die Motivation der britischen Luftangriffe 1945 und Ulf Poschardt zürnt dem meinungsmachenden Milieu der neuen Spießer. Dem links-grünen „Netzwerk Frauen in Neukölln“ ist das Jahndenkmal im Volkspark Hasenheide derweil ein Dorn im Auge. Deshalb soll es weg. Im Sinne des grünen Säuberungsfurors wird dafür sogar die geschichtliche Wahrheit umgedeutet – und mal wieder mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Ein lesenswerter Text von Rainer Werner. Blick ins Ausland: In den USA gibt es namhafte Journalisten und Politiker der Demokraten, die nach dem jüngsten Chat-Skandal den Rücktritt des US-Verteidigungsministers fordern. Im Interview ordnet Oberst a.D. Ralph Thiele den Vorgang ein und erklärt, welche Sicherheitsrisiken dadurch entstanden sind. Welche strategischen Interessen sind mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine verbunden? Im Interview spricht der Ökonom Ulrich Blum über den weltweiten Kampf um kritische Rohstoffe und deren Bedeutung für die politische Hegemonie. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |