2 Mio. Wohnungen stehen leer
● Prominenten-Bühne Davos |
● Industrie-Problem Mexiko |
● Mode-Hotspot Washington |
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Liebe Leserin, lieber Leser, das Interessante an den Grünen ist: Sie brauchen gar keinen politischen Gegner mehr. Der Einfachheit halber zerlegen sie sich gleich selbst. Mal verstolpert ihr Spitzenpersonal ein komplexes Thema durch blanke Ahnungslosigkeit. Mal taucht in irgendeinem Landesverband ein Fall von schlichtem Intrigantentum auf. Mal stellt sich ein Amtsträger hin und beschimpft den Rest der Welt. Weil ja überall heute Faschismus droht, Sexismus, Klassismus, ungezügelter Kapitalismus oder irgendein anderer -ismus aus der Vorhölle guter Grüner. Allein die drei aktuellen PR-Debakel der Partei zeigen leider, dass sie gewisse Defizite einfach nicht in den Griff kriegt. Jüngst erst platzte mitten in die Trump-Krönungsshow die News, dass Andreas Michaelis, der deutsche Botschafter in Washington, seine Chefin Annalena Baerbock via Dossier vorm quasi nahenden Weltuntergang gewarnt hatte. „Maximale Disruption“ müsse man mit Trump erwarten, orakelte er. Sagen wir so: Das deutsche Entrée bei der neuen Administration in Washington hätte man sich etwas geschmeidiger gewünscht. Frau Baerbock verteidigte natürlich ihren Parteifreund Michaelis, was nicht weiter verwundert. Sie selbst hat u.a. schon Chinas Staatschef Xi Jinping als „Diktator“ beschimpft. Wo schnell mal was verurteilt werden muss, ist sie vorneweg. Bei wichtigen Fragen (Ukraine, Israel, Syrien etc.) eher nicht so. Warum Diplomatie am besten diplomatisch agiert, scheint die Außenministerin bis zum Ende der Legislaturperiode ignorieren zu wollen. Viel ernster ist für die Grünen ohnehin die Affäre um ihren Noch-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar. Erst sah es so aus, als habe der Berliner systematisch Frauen belästigt. Das allein ist schon schlimm, auch und gerade in einer Partei, die in jedem Augenaufschlag heute eine faschistoide Mikroaggression wittert. Dann aber stellte sich raus, dass eine Bezirks-Grüne Herrn Gelbhaar unter falschem Namen mit einer ebenso falschen eidesstattlichen Versicherung diffamiert haben soll.
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| Das Grünen-Powerpaar Robert Habeck und Annalena Baerbock im Kampf um Wählerstimmen (© dpa) |
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Was wird's am Ende: Frauenbelästiger oder Rufmörderin? Womöglich beides? Der frühere Berliner MdB Özcan Mutlu beklagt „Intrigen, Machtspiele und eine eklatante Fehlerkultur“ seiner Partei und trat „mit sofortiger Wirkung“ aus. Da hatte die Affäre schon die Führungsspitze erreicht. Die Vorgänge seien „gravierend und auch schockierend“, sagte Kanzlerkandidat Robert Habeck, schaute traurig und versprach Aufklärung, die man sich auch in seinem eigenen jüngsten Debakel wünschen würde. Er hatte zuletzt einen Shitstorm-Volltreffer gelandet mit der Idee, auch Kapitalerträge mit Sozialversicherungsbeiträgen zu belasten. Angesichts solcher Ausrutscher wollen wir über Habecks Gesamtbilanz als Wirtschafts- und Klimaminister den Mantel höflichen Schweigens werfen. Aber es gibt da eben grüne Muster: latente Empörungsbereitschaft nach außen, skurriler Familienspirit nach innen sowie chronische Weltverbesserungs-Attitüde, dekoriert mit lässiger Nonchalance gegenüber so fancy Zeug wie Fachwissen. Achten Sie mal drauf! Mindestens einer dieser Faktoren wird im Spiel sein, wenn die nächste selbstgemachte Grünen-Panne kommt. Oder verstehe ich die Partei einfach nicht? Schreiben Sie mir: [email protected]
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| Olaf Scholz, Ursula von der Leyen, Wolodymyr Selenskyj beim Weltwirtschaftsforum (© dpa(2), Reuters) |
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Polit-Stars in Davos – aber der wichtigste fehlt |
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Der Dienstag wurde beim Weltwirtschaftsforums in Davos von einem Mann dominiert, der gar nicht anwesend war – und erst am Donnerstag für eine Rede virtuell zugeschaltet werden soll: der neue US-Präsident. Trotzdem wurde schon viel über, wenn auch noch nicht mit Donald Trump geredet. Ursula von der Leyen: Die EU-Kommissionspräsidentin erwähnte Trump in ihrer Rede zwar nicht, warnte aber mit deutlichen Worten vor einem Handelskrieg zwischen der EU und der USA: „Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel.” Sie stellte fest: „Die auf Zusammenarbeit ausgerichtete Weltordnung, wie wir sie uns vor 25 Jahren vorgestellt haben, ist nicht Wirklichkeit geworden. Stattdessen sind wir in eine neue Ära des rauen, geostrategischen Wettbewerbs eingetreten.” Olaf Scholz: Der deutsche Kanzler rief danach zur Gelassenheit auf: „Nicht jede Pressekonferenz in Washington, nicht jeder Tweet sollte uns gleich in aufgeregte, existenzielle Debatten stürzen”, sagte er – und betonte, dass die USA enge Verbündete von Deutschland bleiben würden. Es dürfe aber auch kein „falsches Anbiedern oder Nach-dem-Mund-Reden” geben. Wolodymyr Selenskyj: Der ukrainische Staatschef plädierte an die Verbündeten in der EU, auf Washington einzuwirken: „Für uns ist es wichtig, dass Europa laut wird, dass es mehr Stimmen um Trump gibt, damit er die Details und Risiken klar versteht.” Schließlich habe der US-Präsident angekündigt, den Krieg schnell beenden zu wollen. Dieses Ende müsse aber vor allem nachhaltig, eine Lösung zudem gerecht sein. Friedrich Merz sprach dann noch am Abend: Der Unions-Kanzlerkandidat zeigte sich zuversichtlich, denn Trump sei Geschäftsmann. Es gelte, nun auszuloten, was man ihm an Deals anbieten könne. Merz nannte etwa Flüssiggas- oder Rüstungsimporte aus den USA auf europäischer Ebene. |
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| Schön, aber viel Leerstand: Häuser im Kreis Altenburger Land (© imago) |
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Wo am meisten Wohnungen verwaist sind |
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In ganz Deutschland stehen fast zwei Millionen Wohnungen leer, über die Hälfte davon seit mehr als zwölf Monaten. Die Leerstandsquote liegt bundesweit bei 4,5 Prozent. Spitzenreiter der Landkreise ist das Altenburger Land im Osten Thüringens mit 15 Prozent. Aber auch im Westen gibt es Ausschläge nach oben, etwa die saarländische Stadt Pirmasens mit 10,2 Prozent. Noch-Bauministerin Klara Geywitz möchte das Potenzial nutzen. Gestern stellte die SPD-Politikerin ihre Strategie „Leerstandsaktivierung“ vor – ein kleinteiliges Vorhaben aus Maßnahmen, die aber nur im Zusammenspiel aus Kommunen, Ländern und Bund funktionieren können. Dazu zählen etwa Förderprogramme für den Umbau bestehender Wohnungen oder die Stärkung des Schienenverkehrs in strukturschwachen Regionen. Geywitz' Strategiepapier listet allerdings viele Projekte auf, die es längst gibt. Dazu zählt etwa „Jung kauft Alt“. Das laufe jedoch nur langsam an, musste die Ministerin zugeben. |
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| Made in Mexiko: ein Q5 aus dem Audi-Werk San José Chiapa (© imago) |
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Das Mexiko-Problem der deutschen Autoindustrie |
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Der hiesigen Automobilbranche droht angesichts der Zoll-Ideen des neuen US-Präsidenten Donald Trump ein massiver Gewinneinbruch. „Wenn Trump seine Ankündigung umsetzt, werden die deutschen Hersteller mit Fahrzeugen aus ihren mexikanischen Werken kaum noch Geld verdienen können“, sagte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM), gestern dem FOCUS. Trump hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt am Montag Strafzölle von 25 Prozent auf alle Importe aus Mexiko und Kanada angekündigt. Die Regelung soll zum Monatswechsel in Kraft treten. Alleine im vergangenen Jahr exportierten Audi, BMW, Mercedes-Benz und VW rund 336.000 Fahrzeuge aus ihren mexikanischen Werken in die USA. So fertigt etwa BMW in San Luis Potosí den 2er und 3er. Nahezu die gesamte Produktion geht bislang in die USA. Auch der Q5 von Audi stammt aus Mexiko. Inzwischen läuft die dritte Generation des SUV in San José Chiapa vom Band. VW betreibt ein großes Werk in Puebla in der Nähe von Mexiko-Stadt. Dazu kommt seit 2013 ein Motorenwerk in Silao im zentral-mexikanischen Bundesstaat Guanajuato. Daneben müssen sich auch die deutschen Autozulieferer auf herbe Rückschläge einstellen, warnt Bratzel. So betreibt etwa ZF 16 Werke mit insgesamt rund 25.000 Beschäftigten in Mexiko. Auch Branchenprimus Bosch verfügt über mehrere Werke in dem lateinamerikanische Land. |
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Geldanlage 2025 – Was Experten raten |
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Der Dax hat einen Kickstart ins neue Börsenjahr hingelegt: Sechs Prozent Kursgewinn in kaum drei Wochen. Doch die Unsicherheit ist groß. Was bedeutet das alles für die Börsen und die deutschen Unternehmen? Werden die Zeiten für Aktionäre jetzt unruhiger? Oder schlägt nun doch die Stunde der Nebenwerte? Und wo gibt es 2025 die spannendsten Chancen für Anleger? Auf der Suche nach Antworten bringt FOCUS MONEY die Top-Anlagestrategen der großen Vermögensverwalter zusammen auf die Bühne – und Sie können live dabei sein! Moderiert von Mission-Money-Host Peter Bloed diskutieren: Thomas Kruse, CIO von Amundi Deutschland, Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management und Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka. Zeit und Ort: 6. Februar 2025 um 19.30 Uhr in der Burda Box, Arabellastr. 23, in München. Tickets zu dem exklusiven Event bekommen Sie unter diesem Link. |
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3,9 Prozent der verkauften Neufahrzeuge in Deutschland waren im Schlussquartal 2024 reine E-Autos. Anfang 2023 hatte die Quote laut Zahlen der HUK Coburg noch bei knapp sieben Prozent gelegen. Damit verliert der Wandel vom Verbrenner zu Stromern weiter an Fahrt. Hauptgrund: Der Wegfall der Kaufprämie vor gut einem Jahr. |
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| Das große Krabbeln: Von Ameisen lässt sich auch für den Straßenverkehr einiges abschauen (© Shutterstock) |
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Verkehr der Zukunft: Vorbild Ameisenstraße |
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Ameisenstraßen gelten als organisatorische Wunderwerke. Unzählige Individuen krabbeln trotz Gegenverkehrs staufrei ihre (Nahrungs-)Wege entlang, und das ohne Ampeln und Verkehrsfunk. Ein wesentliches Geheimnis sind offenbar Duftstoffe, die einzelne Exemplare auslegen. An diesen olfaktorischen Wegmarken orientiert sich die Masse. Transportforscher der Universität Trient haben jetzt die Regeln dieser Routen mathematisch entschlüsselt und empfehlen die Erkenntnisse auch für den Straßenverkehr. Zu den Faktoren, die sich der Mensch von den Ameisen abschauen kann, zählen die konstante Geschwindigkeit, Überholverbote und sog. Platooning. Letzteres, eigentlich ein militärischer Begriff, ist im Verkehrswesen ein System, in dem sehr viele Fahrzeuge in geringen Abständen hintereinander fahren können. Die Duftstoffe der kleinen Krabbler müssten wir allerdings nicht kopieren. Deren Funktion könnten elektronische Kommunikationstechniken übernehmen, so die Forscher aus Italien. |
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Gewinnerin: Die erste Frau, die sich dem neuen US-Präsidenten mutig in den Weg stellte, war am Dienstag Mariann E. Budde, 65. Die Bischöfin predigte in der National Cathedral in Washington D.C. vor Donald Trump, an den sie am Ende appellierte, Toleranz und Erbarmen walten zu lassen. Der Grund: seine Dekrete u.a. gegen Migranten und viele andere Menschen im Land, „die jetzt Angst haben“. Auch in Kirchen sind Verhaftungen künftig wieder zugelassen. Trumps Miene versteinerte. Aber Budde hatte ihren Punkt schon gesetzt – in Gottes Namen. | |
Verlierer: Er wollte das Traditionsunternehmen Görtz retten – und scheiterte. Bolko Kissling investierte im Juli 2023 nach Abschluss eines Insolvenzverfahrens in den bekannten Schuhhändler. Gebracht hat es nichts. Nun ist das Unternehmen erneut insolvent. Für Beobachter kommt es nicht überraschend: Bereits in den vergangenen Wochen mehrten sich Berichte über Räumungsklagen bei Görtz-Filialen wegen nicht bezahlten Mieten. Die Zukunft: ungewiss. | |
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… noch eine kleine Geschichte aus Italien: Ein 15-jähriger Schüler aus dem norditalienischen Cesena hatte seine offenbar hochentwickelten Computerkenntnisse dazu genutzt, sich in die Datenbanken des Bildungsministeriums in Rom zu hacken. Nicht zu Spionagezwecken. Er wollte nur seine und die Schulnoten einiger Freunde ein wenig aufbessern. Aufgeflogen ist die Sache erst, als der Junge auch noch anfing, den Schiffsverkehr im Mittelmeer samt Routen von Frachtschiffen zu manipulieren. Dann schlugen die Behörden bei dem Nachwuchs-Hacker zu, dessen Eltern noch mehr erschrocken sein dürften als ihr Junior. Auf den Täter wartet nun ein Verfahren vorm Jugendgericht in Bologna. Man sollte ihn nicht zu hart bestrafen, oder? Solche IT-Talente braucht Europa. Ich wünsche Ihnen einen IT-pannenfreien Mittwoch! Herzlichst | | | Thomas Tuma |
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