Mit rund 2.872 Dollar je Feinunze erklomm der Goldpreis in dieser Woche abermals ein neues Allzeithoch. Dass sich das Edelmetall weiterhin recht robust präsentiert, kommt natürlich nicht von ungefähr. Zu den wichtigsten Preistreibern zählt etwa die Befürchtung der Anleger vor den Folgen der Zollpolitik der neuen US-Regierung. Zwar wurden die 25-prozentigen Zölle auf Produkte aus Kanada und Mexiko, die ursprünglich ab 1. Februar verhängt werden sollten, um einen Monat verschoben. Doch die Sorge vor einer Eskalation des Handelsstreits bleibt bestehen – und davon profitiert auch Gold, das nicht nur, aber vor allem in herausfordernden Zeiten vermehrt nachgefragt wird. Sorgen, dass auch auf Goldlieferungen in die USA ein Einfuhrzoll erhoben werden könnte, haben seit dem Wahlsieg von Donald Trump zu einer Gold-Verlagerung von London an die New Yorker Terminbörse Comex geführt. Waren die physischen Goldbestände dort schon im Dezember um 123 Tonnen angestiegen, folgte im Januar ein weiterer Zuwachs um rund 290 Tonnen. Seit Ende Oktober haben sie sich fast verdoppelt und lagen Ende Januar mit 31,3 Millionen Unzen auf dem höchsten Niveau seit Juli 2022. Und die höheren Preise für Gold-Terminkontrakte an der Comex haben Händler veranlasst, umfangreiche Bestände des Edelmetalls in die USA zu verlagern, um von der Preisdifferenz zu profitieren. Berichten zufolge musste sich die London Bullion Market Association mit der in Chicago ansässigen CME Group, der größten Rohstoffbörse der Welt, und den US-Behörden abstimmen, um gegen den erheblichen Preisaufschlag gegenüber dem Londoner Marktpreis vorzugehen. Goldnachfrage 2024 so hoch wie nie zuvor In London wird frei verfügbares Gold unterdessen immer knapper. Marktteilnehmer haben sich deshalb laut der Nachrichtenagentur Reuters bereits an die Bank of England gewandt, um sich Gold zu leihen. Da die Notenbank kaum mit der Nachfrage mithalten kann, ist die Wartezeit für die Abhebung von Goldbarren, die in ihren Tresoren gelagert werden, inzwischen von mehreren Tagen auf bis zu acht Wochen angestiegen. Positiv auf den Goldpreis wirkten sich auch die zur Wochenmitte veröffentlichten Zahlen des World Gold Councils (WGC) aus. Demnach wurden im vergangenen Jahr weltweit 4.975 Tonnen Gold gekauft – und somit so viel wie nie zuvor. Unter Berücksichtigung des hohen Preises, der 2024 vierzig Mal einen Rekord erreichte, beziffert die Interessenvertretung der Goldproduzenten den Gegenwert auf 382 Milliarden Dollar. Vor allem die internationalen Zentralbanken stützen die Nachfrage: 2024 haben die Notenbanken im dritten Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen zusätzliches Gold in ihre Tresore gelegt. Dank eines starken zweiten Halbjahres war es zudem das erste Jahr seit 2020, in dem die Bestände an mit Gold besicherten ETFs im Wesentlichen unverändert blieben. Im Dezember und in den ersten Januarwochen verzeichneten Gold-ETFs trotz steigender Realrenditen und eines starken Dollars sogar weitere Nettomittelzuflüsse. Schwache Konjunkturdaten nähren Zinshoffnungen 2025 könnte ein weiteres Jahr werden, in dem die Nachfrage über dem Niveau der Vergangenheit liegen wird. Denn, so der WGC: „Gold ist ein Schutz gegen Inflation, performt gut in Krisen und hat kein Ausfallrisiko. In der aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Lage ist es also das perfekte Asset für Zentralbanken.“ Die Rekordjagd des Goldpreises wurde nicht zuletzt von schwächer als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten begünstigt. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres verlor die größte Volkswirtschaft der Welt überraschend stark an Schwung. Das preisbereinigte US-Bruttoinlandsprodukt stieg mit einer Jahresrate von 2,3 Prozent, nach einem Plus von 3,1 Prozent im vorangegangenen Dreimonatszeitraum. Ökonomen hatten im Schnitt ein Wachstum von 2,6 Prozent erwartet. Der Dollar gab daraufhin nach und stützte den Goldpreis somit zusätzlich. Der Grund ist ebenso simpel wie einleuchtend: Da Gold rund um den Globus fast ausschließlich in Dollar gehandelt wird, gewinnt das Edelmetall bei einem schwächelnden Greenback für Investoren aus dem Nicht-Dollar-Raum an Attraktivität. Zugleich schürten die Konjunkturdaten die Spekulation auf weitere Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Niedrigere Zinsen kommen Gold zugute, da das Edelmetall keine Zinsen oder sonstige regelmäßige Erträge abwirft. Kurzum: Nicht auszuschließen, dass Gold 2025 noch das eine oder andere neue Allzeithoch erreicht. |