hoffentlich haben Sie das Geböller in der Neujahrsnacht gut überstanden. Vielerorts hieß es, was die mittlerweile notorischen Silvesterkrawalle betrifft: The same procedure as every year. Offenbar müssen wir uns an bürgerkriegsähnliche Zustände, vorerst einmal im Jahr, gewöhnen. Das offizielle Berlin allerdings ist zufrieden mit der Silvesternacht. Mit großer Anstrengung hat es die Polizei geschafft, die Gewalteruption unter den Ausmaßen des Vorjahres zu halten. Das ist deprimierend genug. Ferdinand Knauß schreibt über das neue normale Silvester: „Weniger Gewalt ist nicht mehr drin.“ Halten Sie wenigstens Ihre guten Vorsätze ein. Denn viel anderweitigen Grund für Optimismus gibt es, welt- und bundespolitisch betrachtet, auch im neuen Jahr nicht. Ukrainekrieg, chinesischer Führungsanspruch, destabilisierter Naher Osten, Massenmigration: Die Bundesrepublik steht unvorbereitet vor einem Jahr der Eskalation und Konvergenz gefährlicher Krisen. Botschafter a.D. Hans-Ulrich Seidt über Deutschland vor dem Krisenjahr 2024: „Republik ohne Führung“. Und immer, wenn man glaubt, die Ampel ist endlich am Ende, rappelt sie sich doch wieder auf und macht einfach weiter. Eine knappe Mehrheit der FDP-Mitglieder hat sich für einen Verbleib ihrer Partei in der Ampel ausgesprochen. Eine Parteiführung, die dies als Erfolg und Bestätigung ihrer Arbeit wertet, redet sich die Stimmung an der Basis aber schöner, als sie ist. Für meinen Kollegen Ben Krischke war die FDP-Abstimmung über die Ampel nicht mehr als ein Rückenwindchen. Erinnern Sie sich noch an vergangenen Juli? Der Wirtschaftsminister, der die Atomkraftwerke abschalten ließ, warnte davor, dass die Industrie wegen zu hoher Stromkosten das Land verlässt. Aber mit Milliardensubventionen und Zuversicht werde die grüne Transformation schon gelingen. „Glaubt er selbst, was er da redet?“, fragte Cicero-Redakteur Daniel Gräber im meistgelesenen Cicero-Artikel im Juli 2023 mit dem schönen Titel „Habeck ist ein Hochstapler“. Was macht eigentlich das Goethe-Institut? Weltweit muss es Häuser schließen und Stellen streichen. Institutspräsidentin Carola Lentz spricht im ausführlichen Interview mit dem stellvertretenden Cicero-Chefredakteur Ralf Hanselle über globale Neuausrichtungen, neue Kulturkämpfe und den Missbrauch von Kunst. Lentz weiß: „Kultur ist nicht immer das Gute.“ Ich wünsche Ihnen trotz aller Hiobsbotschaften ein gutes und erfolgreiches Jahr 2024. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |