Plus: Das beste Mittel gegen Prokrastination
szmtag
Sollte der Newsletter nicht angezeigt werden, klicken Sie bitte hier
Illustration: Chiara Brazzale
Guten Tag, 

ein junger Mann schiebt einen älteren Mann nachts in einem Rollstuhl am Ufer eines Flusses entlang. »Wie spät ist es?«, fragt der Mann im Rollstuhl. »Weiß nicht, schätze, so gegen vier«, antwortet der, der ihn schiebt. »Das ist lange her, dass ich Paris um die Uhrzeit gesehen habe«, sagt der Ältere nach einem Moment des Überlegens. Kurz darauf stoppen sie, der jüngere packt einen Joint aus und hält ihn seinem Begleiter hin, der erst verwundert guckt, dann aber ein, zwei, drei Mal daran zieht.

Kommt Ihnen die Szene bekannt vor? Gut möglich, sie ist aus dem französischen Film Ziemlich beste Freunde, der vor über zehn Jahren ein riesiger internationaler Erfolg war. Für alle, die ihn nicht gesehen haben, eine kurze Zusammenfassung: Der reiche Philippe ist seit einem Sportunfall querschnittsgelähmt und sucht eine neue Pflegekraft. Der junge Senegalese Driss, der gerade eine Haft wegen eines Raubüberfalls abgesessen hat, bewirbt sich um die Stelle – und bekommt sie überraschend. Im Laufe der nächsten zwei Stunden entwickelt sich zwischen den beiden eine so ungewöhnliche wie berührende Verbindung und Freundschaft, die unauslöschbare Spuren im Leben beider hinterlässt.

Warum hat der Film so viele Menschen bewegt? Weil er Grenzen überwindet, glaube ich, und damit Hoffnung macht. Klassengrenzen, Altersgrenzen, Grenzen des gewöhnlichen zwischenmenschlichen Umgangs. Man sieht dabei zu, wie beide Männer mit ihrer Skepsis kämpfen und Vorurteil nach Vorurteil erst durchkauen und dann beiseite legen. Was bleibt, ist das Gefühl: Da haben sich zwei Menschen einander geöffnet, die sich unter anderen Umständen nie getroffen hätten – und der eine hat wieder Lebensfreue und -lust und der andere eine Perspektive jenseits der kriminellen Laufbahn gefunden. Und man fragt sich unweigerlich: Was würde es mit mir und meinem Leben machen, wenn ich mal rauskäme aus meiner Blase und Menschen kennenlernen würde, die anders leben als ich, etwas anderes machen, die älter oder jünger sind?

Meiner Kollegin Natascha Holstein ist genau das vor einiger Zeit widerfahren. Über den Job hat sie eine Frau kennengelernt, die fast doppelt so alt ist wie sie selbst: Marit. Aus der anfänglichen Bekanntschaft ist über die Jahre eine enge Freundschaft geworden, die Holstein in ihrem Leben nicht mehr missen will. Über diese besondere Freundschaft hat sie einen sehr gefühlvollen und schönen Text geschrieben, für den sie unter anderem mit dem Münchner Psychotherapeut Wolfgang Krüger gesprochen hat. Er sagt darin: »Jüngere Menschen bringen mehr Schwung und Leidenschaft in die Beziehung, der ältere Teil bringt Erfahrung mit rein und eine gewisse Lebensruhe.«

Warum es ganz normal ist, dass sich solche Freundschaften zunächst ungewohnt anfühlen, weshalb es sich gerade deshalb lohnt, sie zu suchen und zu pflegen und warum das sogar die Beziehung zu den eigenen Eltern verbessern kann, lesen Sie hier:
Das Glück ist doppelt so alt
Die meisten Menschen suchen sich Freundinnen und Freunde, die ungefähr so alt sind wie sie. Dabei verpassen sie eine Menge – denn Freundschaften über Generationengrenzen hinweg machen das Leben auf vielen Ebenen reicher.
Zum Artikel
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche!

Ihre Sara Peschke
ANZEIGE
desktop timertrk_px
Tipps und Ideen
Unsere Empfehlungen

Was gegen Prokrastinieren hilft
Wer die Zukunft düster sieht, schiebt Aufgaben eher vor sich her – Optimismus hilft dagegen dabei, sie zügig anzugehen. Wie man sich das zunutze machen kann.
Zum Artikel

Diese Ravioli sind ein Wunder
Für seine Teigtaschen in Basilikum-Spinat-Pesto benutzt Hans Gerlach das Getreide Tritordeum, eine besonders widerstandsfähige Kreuzung aus Hartweizen und Wildgerste. Deren Gluten ist verträglicher als das aus herkömmlichem Weizen, noch dazu bekommt die Pasta ein tolles Aroma.
Zum Rezept

»So unbedenklich, wie das Marketing vorgibt, ist die Creme nicht«
UV-Strahlen lassen die Haut nicht nur schneller altern – sie können auch zu Hautkrebs führen. Experten raten deshalb, täglich Sonnencreme zu nutzen. Praktisch sind da Produkte, die Tagespflege und Lichtschutzfaktor vereinen. Eine Dermatologin hat zwölf solcher Cremes getestet.
Zum Test

Was vom Aussteigertraum übrig blieb
Die Toskana ist für viele Deutsche ein Sehnsuchtsort. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer besitzt dort seit fast 60 Jahren ein Bauernhaus, bis heute ohne fließend Wasser. Über ein Leben zwischen Idealisierung, Einfachheit – und über kindliches Glück.
Zum Artikel
ANZEIGE
desktop timertrk_px
Leben und Gesellschaft
Unsere Leseempfehlung
Gibt es da draußen noch Leben?
Es grenzt an ein Wunder, wenn man auf eine Kundenanfrage eine persönliche Antwort erhält – oder am anderen Ende der Servicehotline eine echte Stimme hört. Wann wird endlich das Gesetz zum Recht auf menschliche Ansprechpartner erlassen?
Zum Artikel
Haben Sie Anregungen? Oder ein großes kleines Gefühl, das Sie teilen wollen? Kontaktieren Sie mich unter [email protected]

Hier können Sie den Newsletter weiterempfehlen.
Alle Newsletter im Überblick

Ihre Newsletter verwalten
Entdecken Sie unsere Apps:

Folgen Sie uns hier:



Impressum: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München
Tel.: +49 89 2183-0, Fax: +49 89 2183 9777
Copyright ©Süddeutsche Zeitung GmbH. Artikel der Süddeutschen Zeitung lizenziert durch DIZ München GmbH. Weitere Lizenzierungen exklusiv über www.diz-muenchen.de
Sie erhalten den Newsletter an die E-Mail-Adresse [email protected].
Wenn Sie den „einfach leben!“-Newsletter nicht mehr erhalten möchten, klicken Sie bitte hier.
Datenschutz | Kontakt | Abmeldung