Sehr geehrte Damen und Herren, | | Pia Heinemann Ressortleiterin Wissen |
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| das Glucksen der Wellen am Rand eines Sees, das Zwitschern der Vögel im Frühjahr oder der erhebende Blick, der sich vom Gipfel eines Berges über die Landschaft öffnet: Das Sein in der Natur berührt die Seele des Menschen. Doch um den Zustand der Natur ist es nicht gut bestellt, wie der jetzt veröffentlichte Bericht der Europäischen Umweltagentur zeigt. Das Ziel, den Verlust der Biodiversität zu bremsen oder sogar zu stoppen, scheint so weit entfernt, wie nie zu vor. Der knapp 150 Seiten starke Bericht ist eine Geschichte des Niedergangs: Die Zahl der Tiere geht zurück, die Flächen intakter Lebensräume schrumpfen. Konkret fallen 1400 Tier- und Pflanzenarten unter die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EEC, auf deren Grundlage besonders wichtige und bedrohte Arten in den europäischen Mitgliedsstaaten geschützt werden sollen. 63 Prozent von ihnen geht es sehr schlecht. Der Status von 81 Prozent der Lebensräume – also Wälder, Moore, Heideflächen, Dünen oder Wiesen ist unbefriedigend. Sie werden weiterhin nicht naturnah bewirtschaftet oder geschützt. Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass kleine regionale Projekte zwar erfolgreich sind: Etwa die Ansiedelung des Maifischs im Rhein, der Schutz von Singschwänen und Graugänsen. Aber so wertvoll diese Initiativen sind – am Gesamtgeschehen können sie nichts ändern. Dazu müsste dringend grundsätzlicher umgesteuert werden. Immerhin ist durch zahlreiche Studien belegt, was der generell stärkste Treiber des Biodiversitätsverlusts ist: die intensive Landwirtschaft. Die Natur ist existenziell für den Menschen – nicht nur, weil wir unsere Nahrung aus ihr beziehen, sondern auch, weil wir aus ihr unsere innere Stärke ziehen. Studien zeigen, dass allein der Anblick von Landschaften Stress auflösen und Gefühle wie Angst oder Einsamkeit vertreiben kann. Es ist deshalb umso unverständlicher, dass sich in den Jahren 2013 bis 2018, die der Bericht überblickt, der Naturschutz nicht effektiv verbessert hat. Derzeit gelten 18 Prozent der Land- und Meeresfläche in Europa als geschützt, EU-Kommissions-Chefin Ursula von der Leyen hat im Mai verkündet, dass es bis zum Jahr 2030 30 Prozent sein sollen. Dass dieses Ziel mit milden Worten und den bisherigen Maßnahmen erreicht werden kann, ist angesichts des aktuellen Berichts utopisch. Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom meine Kollegin Judith Mischke. |
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WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT |
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Quelle: Daniel Karmann/dpa |
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Söder will bundesweite Maskenpflicht |
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CSU-Chef Markus Söder drängt auf eine bundesweit einheitliche Maskenpflicht für Regionen mit besonders hohen Corona-Infektionen. „Wir brauchen eine allgemeine Maskenpflicht national", sagte der bayerische Ministerpräsident heute vor der Schalte des CSU-Vorstands. Bei mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner solle ein Mund-und-Nasenschutz auf öffentlichen Plätzen sowie in Schulen verpflichtend sein. Ebenso solle das am Arbeitsplatz gelten, wenn Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Unterdessen forderte Boris Palmer, Tübingens Oberbürgermeister der Grünen, einen Strategiewechsel: Man solle nicht jede Infektion und jede Begegnung meiden, so Palmer, sondern besonders gefährdete Personen wie Risikopatienten schützen. Mehr zu Palmers Forderungen lesen Sie auf welt.de. |
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Mehr als hundert Risikogebiete in Deutschland |
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Die Zahl der Stadt- und Landkreise in Deutschland, die als Risikogebiet gelten, ist erneut gestiegen: Inzwischen zählt fast jede vierte Gemeinde in Deutschland als Hotspot. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben bundesweit 102 von 412 Land- und Stadtkreisen den Warnwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten. 16 davon liegen sogar über einer Inzidenz von 100. Das RKI meldete am Montag außerdem 4325 Neuinfektionen. Der Wert ist zu Beginn der Woche niedriger als sonst, da am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten übermitteln. Im Vergleich mit den 2.467 gemeldeten Infektionen vom Montag vergangener Woche ist der heutige Wert aber deutlich erhöht. Aufgrund der stark ansteigenden Infektionszahlen auch in Deutschlands Nachbarländern forderte die Deutsche Polizeigewerkschaft eine „intensive mobile Bestreifung“ der Grenzgebiete. |
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Gastgewerbe erholt sich nur langsam |
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Restaurants und Hotels haben weiterhin stark unter der Corona-Pandemie zu leiden. Im August lagen die preisbereinigten Umsätze des Gastgewerbes (real) 5,5 Prozent über dem Wert vom Juli, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden angab. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau von Februar bleibt jedoch immer noch eine Lücke von 23,3 Prozent. Besonders hart trifft es Hotels und andere Beherbergungsbetriebe, deren Erlöse real um 41,7 Prozent einbrachen. Gaststätten, Restaurants und andere Verpflegungsdienstleister verzeichneten ein Minus von 31,2 Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres. |
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Chinas Wirtschaft rettet sich vor Rezession |
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Die chinesische Wirtschaft wird trotz der Corona-Pandemie wohl einer Rezession entkommen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst im dritten Quartal des Jahres um 4,9 Prozent. Das ist zwar weniger als die 5,5 Prozent, mit der viele Ökonomen gerechnet hatten. Doch es ist zugleich eine deutliche Steigerung gegenüber dem Wachstum von 3,2 Prozent im zweiten Quartal – und eine völlige Umkehr der Entwicklung in den ersten drei Monaten des Jahres, als Chinas Wirtschaft um 6,8 Prozent geschrumpft war. |
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WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD |
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Quelle: Laurent Cipriani/AP/dpa |
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Zehntausende Menschen haben in Frankreich demonstriert – für die Freiheit, für Samuel Paty. Der Lehrer war am Freitag auf offener Straße enthauptet worden. Der Täter: ein 18-jähriger Tschetschene, dem das Land politisches Asyl gab. Und der dennoch mordete, weil er seine radikalen islamistischen Überzeugungen über die Werte der Republik stellte, über das, was eine freiheitliche Gesellschaft ausmacht. Erst Anfang September offenbarte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop, die von der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ in Auftrag gegeben worden war, wie weit entfernt ein Teil der in Frankreich lebenden Muslime von demokratischen Grundsätzen ist. So gaben 40 Prozent der befragten Muslime an, dass sie ihre religiösen Überzeugungen über Werte wie Meinungs- und Gewissensfreiheit stellen. Bei den Muslimen unter 25 Jahren waren es sogar 74 Prozent, die meinten, ihre Religion stehe über der Republik. Staatspräsident Emmanuel Macron hatte nach dem Attentat auf den Lehrer von einem Block gesprochen, den die Nation bilden müsse. Die islamistischen Terroristen „werden nicht durchkommen.“ In diesem Satz schwang das „no pasarán“ des Spanischen Bürgerkriegs mit. Und wie unsere Frankreich-Korrespondentin schreibt, die Frage: „Sind sie nicht schon längst da? Ist es nicht schon zu spät, wenn ein Lehrer enthauptet wird, weil er dem Lehrplan folgt? Wenn das Grauen des IS nicht mehr in Syrien oder dem Irak, sondern im eigenen Vorgarten stattfindet?“ Paty musste offenbar sterben, weil er im Unterricht Mohammed-Karrikaturen gezeigt hatte, um mit seinen Schülern das Thema Meinungs- und Glaubensfreiheit zu diskutieren. Dass der Täter, der nach dem Angriff von französischen Polizeikräften erschossen wurde, tschetschenisch-russischer Herkunft ist, passt in das Muster vergangener Attentate. Die tschetschenische Gemeinschaft in Frankreich stehe im „Fokus der Geheimdienste“, hieß es aus der Regierung. Frankreich ist kein zufälliger Schauplatz für den Terror: Mit seinem westlich-offenen Lebensstil wird das Land zum Idealfeind des radikalen Islams. Das hängt auch mit seiner Geschichte als Kolonialmacht und mit der großen Zahl von Bürgern zusammen, die ihre Wurzeln im Maghreb haben und in der dritten Generation feststellen, dass sie noch nicht oder nicht mehr Teil der französischen Gesellschaft sind. „Die Gesellschaft hat sich selbst in Parallelgesellschaften zerlegt – perfekter Nährboden für Radikalisierung“, beschreibt WELT-Korrespondentin Martina Meister die Lage. Emmanuel Macron hat einen Aktionsplan angekündigt, mit dem er gegen Radikale und ihre Unterstützer vorgehen will. Was dieser Plan konkret beinhalten wird? On ne le sait pas. Man weiß es nicht. Bis dahin ermitteln die Behörden: elf Personen aus dem Umfeld des 18-jährigen Tschetschenen wurden festgenommen, darunter seine Eltern. Und Innenminister Gérald Darmanin hat die Ausweisung von 231 mutmaßlichen Extremisten angeordnet. |
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WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD |
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Quelle: Patrick Lux dpa/lno/lbn |
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Zum 12. Mal findet heute der sogenannte Integrationsgipfel statt: Dabei geht es in diesem Jahr vor allem um die Hindernisse für Migranten, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind während der Pandemie rund 100.000 Menschen nach Deutschland gekommen. Sprach- und Integrationskurse für sie fielen häufig aus. Erst in der vergangenen Woche warnten Experten, dass einige Kinder mit Migrationshintergrund nach der langen Zeit des Homeschoolings kaum noch Deutsch sprechen könnten (mehr dazu auf welt.de). Gegen 15 Uhr wird Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit Hubertus Heil, Minister für Arbeit und Soziales, eine Pressekonferenz geben. Allerdings wird sich der Minister nur per Video dazuschalten, da er heute bekanntgab, dass er vorerst in Quarantäne ist. Am Nachmittag sollen auch die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über ein bilaterales Handelsabkommen nach dem Brexit fortgesetzt werden. |
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Quelle: picture alliance / Sven Simon |
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Als Generalsekretär unter Angela Merkel managte er mehrere Jahre die CDU: Nun beendet Peter Tauber seine politische Karriere. „Persönliche und familiäre Gründe haben mich nach reiflicher Überlegung zu dieser Entscheidung bewogen“, schrieb Tauber in einem Brief an die Mitglieder seines Wahlkreises in Hessen. Zur Bundestagswahl 2021 wolle er nicht mehr kandidieren. „Dabei spielen nicht nur meine gesundheitliche Situation, sondern auch die Vorstellung, noch einmal neue berufliche Herausforderungen zu suchen und anzunehmen, eine Rolle“, so Tauber. Er litt 2018 an einer Darmerkrankung und musste infolge mehrfach operiert werden. Es sei kein Geheimnis, dass Familie ihm viel bedeute und er seinen Lebensmittelpunkt im hessischen Gelnhausen sehe. „Auf Dauer ist die Aufgabe in Berlin dem abträglich.“ | |
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Ich wünsche Ihnen einen naturbelassenen Tag. Pia Heinemann Ressortleiterin Wissen | |
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MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE |
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DIE ÄRZTE „ES WAR EINE HEXENJAGD" Keine deutsche Band ist häufiger zensiert worden als Die Ärzte. Lange war es ruhig um die Musiker. Nun sind Farin Urlaub, Rod Gonzáles und Bela B zurück. Zum Interview | |
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ANWALT RÜGT CORONA-POLITIK „ICH LASSE MICH NICHT VON MARKUS SÖDER EINSPERREN" Stephan Vielmeier ist Rechtsanwalt aus München und hat bereits mehrere erfolgreiche Verfahren gegen Corona-Rechtsverordnungen geführt. Zum Artikel | |
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POLEN DAS ITALIEN DER ZWEITEN WELLE? In Polens Bevölkerung macht sich aufgrund der steigenden Corona-Infektionen die Furcht vor einem „Italien-Szenario" breit. Zum Artikel | |
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