bei Cicero sind wir Anhänger des Laissez-faire. Zum Glück! Wir erlauben unserem Mitarbeitern Homeoffice, das Gendern in der Privatkorrespondenz, und im Sommer darf man sogar kurze Hosen im Büro tragen. Da sind wir wirklich großzügig. Vielleicht auch, weil wir wissen, dass unser Einfluss sehr begrenzt ist. Anders ist das beim Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel. An der Hamburger Ericusspitze reicht der Einfluss bis ins Berliner Kanzleramt. Da muss man dann gelegentlich auch schon mal genauer hingucken, was man durchgehen lässt und wo man klare Kante zeigt. Muss der Kanzler etwa Giorgia Meloni die Hand geben? Diese Frage stellten sich die Hamburger Kollegen in der Vorberichterstattung zum Rom-Besuch von Olaf Scholz. Cicero-Redakteur Ferdinand Knauß stellt in seiner heutigen, mit einem Augenzwinkern verfassten Entgegnung fest, dass Der Spiegel grünes Licht gegeben hat: Der Kanzler könne das laut Spiegel also durchaus machen – sofern er die Warnungen des Spiegel-Korrespondenten vor dieser forschen Italienerin berücksichtige. Nachdem das also geklärt wäre, nun zu einer anderen Frage: Darf man zur Rettung des Weltklimas noch Öl und Gas nutzen? Schwierig! Wir haben daher mal geschaut, wie man das Problem in den USA handhabt. Denn während in der Bundesrepublik Klimapolitik ganz oben auf der Agenda steht, wollten wir in einer neunteiligen Serie herausfinden, wie das eigentlich in anderen Ländern aussieht. Heute also, im letzten Teil, geht es in die Vereinigten Staaten, wo die Mehrheit die Klimaziele zwar befürwortet – doch ganz auf Öl und Gas verzichten wollen die meisten auch nicht. Eine gemischte Gemengelage also in einem Land, in dem es laut Korrespondent Roland Gerste zumindest keine Klimakleber gibt. Nächste Frage: Darf man eine Alternative zur grünen Dominanz verkörpern? Diese Frage stellen wir heute besonders in Richtung CDU. Denn die aufgeregte Schuld-Debatte über den Höhenflug der AfD vernebelt nur die Ratlosigkeit der anderen Akteure. Union und FDP verweigern sich weiter der Erkenntnis ihrer Verantwortung. Man scheint die Konsequenz zu fürchten. Und die lautet, dass man selbst die bessere Alternative zur sogenannten Alternative für Deutschland sowie zu den Grünen sein könnte, wie Ferdinand Knauß kommentiert. Zu einem unpolitischeren Thema: Stilkunden für gutes Schreiben gibt es in großer Zahl. Aber eine Anleitung, wie man schlecht schreibt, braucht man die wirklich? Gewiss, wenn sie so charmant und amüsant daherkommt wie das neue Buch von Cicero-„Flaneur“ Stefan aus dem Siepen. Stilistische Missgriffe lassen sich auch bei den Großen der Literaturgeschichte finden, meint Cicero-Kulturredakteurin Ulrike Moser in ihrer Rezension dieser Hommage an das Geglückte. Nicht ganz so geglückt scheint der gestern eröffnete Evangelische Kirchentag zu sein: Kapitalismuskritik und Klimaschutz gehören wieder mal zum guten Ton. Doch es gibt auch Positives: Das leicht geschrumpfte Christentreffen in Nürnberg gönnt sich etwas Vielfalt und Kontroverse. Präsident Thomas de Maiziere darf gegen die Jungen stänkern. Friedrich Merz über die Bibel reden. Nur für Friedensaktivistin Margot Käßmann ist es diesmal zu harmlos, hat mein Kollege Volker Resing beobachtet. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |