Der Broadway ist das Fieberthermometer der USA Seit vier Jahrhunderten ist er die Lebensader von New York: Der Broadway, einst als Indianertrampelpfad vom ferneren Norden bis zum Süden der Insel Manhattan geschlagen, ist das Fieberthermometer der Stadt, vielleicht sogar ganz Amerikas, an dem sich Kreativität und Kommerz, Reichtum und Elend messen lassen. Jetzt, in Corona-Zeiten, ist die sonst so quirlige Welt rund um die „breite Straße“ an Orten wie dem Times Square oder der Chinatown wie leer gefegt. Ihnen fehlen die Touristen, die geschäftigen Banker und die Angestellten, die zu ihren Arbeitsplätzen hasten. An anderen Plätzen wie der gediegenen Upper West Side protestieren die sonst angeblich so liberalen Upper West Sider gegen die Einquartierung von Wohnungslosen in den schicken Hotels des Viertels. Andere stehen dort mit Plakaten und solidarisieren sich mit den Obdachlosen. Deren Zahl wird noch weiter wachsen, weil die Stadt im Juli das Moratorium für Zwangsräumungen aufgehoben hat. Der einzige Ort, an dem weniger Betrieb etwas Positives bedeutet, ist das NewYork-Presbyterian Hospital, das größte Krankenhaus New Yorks. Der Andrang an der Notaufnahme dort hat sich fast wieder normalisiert. Sonst ist wenig normal in dieser Stadt und in diesem Amerika, das gespalten ist wie kaum jemals zuvor und das vor der wichtigsten Präsidentenwahl seit Jahrzehnten steht. USA-Korrespondent Sebastian Moll hat die Stimmung am Broadway erkundet. 21 Kilometer Wanderung durch die Geschichte. | Gudrun Dometeit, Politik & Wirtschaft |
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