Liebe Leserinnen und Leser,
 

die Extreme werden immer extremer. Schwarz wird immer schwärzer, rechts immer rechter, tief immer tiefer. Was aber fehlt, ist die Mitte. Denken Sie nur einmal an den Klimawandel: Kältewellen werden derzeit immer kälter, Hitzewellen immer heißer, Winde immer stürmischer. Und die Folge ist ganz offensichtlich: Klimaaktivisten werden immer aktiver, Klimaleugner immer abwehrender. Gut, dass da mal einer den Ausgleich wagt. Hans von Storch ist so einer. Der Klimaforscher, Meteorologe und ehemalige Direktor des Helmholtz-Zentrums Geesthacht für Küstenforschung erklärt im Cicero-Interview, warum die aktuellen Umweltkatastrophen zwar durchaus etwas mit dem Klimawandel zu tun haben, warum es aber dennoch zu einfach wäre, summarisch alle extremen Ereignisse diesen klimatischen Veränderungen zuzuschreiben.

 

Bei von Storch gibt es eben immer beides: Hoch und Tief, rechts und links. Das „als auch“ wird in dem interessanten Interview, das Alissa Kim Neu mit dem emeritierten Klimaforscher geführt hat, immer „sowohler“. „Manchmal wird suggeriert, dass eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik solche Katastrophen verhindern würde, doch selbst die ehrgeizigste Klimapolitik eines Staates allein würde die unmittelbare Gefahr für Umweltkatastrophen erst einmal nicht mindern“, sagt von Storch. „Solche Diskussionen führen dazu, dass die dringend erforderlichen Anpassungen an die Gefahren des Klimas und des Klimawandels nicht ernst genommen werden. Eigentlich sollte aber das Gegenteil passieren: Neben der notwendigen Klimaschutzpolitik sollten Anpassungen an die Folgen des Klimawandels mit gleicher Gewichtung erörtert werden.“

 

Es ist ein Standpunkt, dem sich ganz sicher auch der Historiker und Cicero-Autor Julien Reitzenstein anschließen würde. Auch der nämlich hat sich in einem essayistischen Text mit den aktuellen Unwettern und den Hochwasserkatastrophen in Mitteleuropa beschäftigt. Reitzenstein erinnert die aktuelle Diskussion, in der der Klimawandel zum Sündenbock für jegliches politisches Versagen gemacht wird, an das Gebaren von Renaissance-Fürsten. Die auftretenden Seuchen in ihren Herrschaftsbereichen hätten die edlen Herren damals nämlich auch nicht mit fehlenden Abwassersystemen, sondern mit rachsüchtigen Göttern oder ungünstigen Sternkonstellationen wegzuerklären versucht. Die Klima-Reden, die vor diesem Hintergrund CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet von sich gegeben hat, sind da für Reitzenstein nur ein Reenactment. „Man könnte diese Aufführung belächeln – wenn nicht so offenbar würde, wie die Bürger mit viel Chuzpe für dumm verkauft werden. Und wie wenig elegant diese Argumentation von den politischen Versäumnissen der Vergangenheit ablenkt.“  

 

Hängen wir das Hohe also lieber wieder etwas tiefer und bleiben wir mittig.

 

Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
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