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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
zuerst knallt ein Warnschuss. Danach sind Stimmen aus den dichten Baumreihen am Ufer des Mariza-Flusses zu hören, der die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland markiert. „Fahren Sie zurück! Kommen Sie nicht näher! Verschwinden Sie“, ruft ein Mann mehrmals aufs Wasser hinaus. Die syrischen Flüchtlinge sind wie erstarrt in ihrem grauen Schlauchboot und ratlos, was sie tun sollen. Dann zeigt sich ein griechischer Soldat demonstrativ am Ufer in Kampfuniform, mit Helm und einem Gewehr in der Hand. Die insgesamt acht Passagiere paddeln schweren Herzens zurück auf die türkische Seite des Flusses. Für diese Menschen ist der Traum von Europa vorerst geplatzt. Die von unserem Korrespondenten Alfred Hackensberger geschilderte Szene steht für eine von insgesamt 10.000 blockierten illegalen Grenzübertritten, die die griechische Regierung innerhalb von nur 24 Stunden registrierte. Das Foto unseres Reporters Murat Bay zeigt Flüchtlinge an der türkisch-griechischen Grenze in Karaagac (Nordwest-Türkei).
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Samstag erklärt, dass für Migranten die Tore zu EU geöffnet seien. Daraufhin hatte es einen Ansturm von Menschen auf die griechisch-türkische Grenze gegeben. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex erwartet für die kommenden Tage eine weitere Zuspitzung der Lage an den EU-Grenzen zur Türkei. In einem vertraulichen Bericht der Behörde für die politischen Entscheidungsträger in der Europäischen Union (EU) sei von „Massenmigrationsströmen nach Griechenland“ die Rede, zitiert unser Brüssel-Korrespondent Christoph Schiltz (WELTplus). Es werde schwierig sein, den massiven Strom von Menschen, die sich auf die Reise gemacht haben, zu stoppen, heiße es: „Darum ist kurzfristig in den kommenden Tagen noch ein Anstieg des Drucks zu erwarten – auch sogar in dem Fall, dass die türkischen Behörden handeln sollten, um Grenzübertritte zu verhindern.“ Als einen wichtigen Grund für diese Entwicklung nennt Frontex Nachrichten in den sozialen Medien, die die Wahrscheinlichkeit einer Massenbewegung von der Türkei aus hin zu den EU-Grenzen erhöhten. In der Türkei leben etwa 3,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien.
 
Was noch wichtig ist:
 
Jetzt auch Berlin: Erstmals ist in der deutschen Hauptstadt eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden: Ein junger Mann wird in der Charité behandelt, sein Zustand wird als stabil bezeichnet. Zehn Kontaktpersonen seien bislang identifiziert, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Montagmorgen mit. Diese Menschen seien in Berlin und Nordrhein-Westfalen häuslich isoliert. Um 12 Uhr wird die Berliner Gesundheitssenatorin Details bekannt geben. In Deutschland sind bislang mehr als 130 Infektionen bekannt. Die meisten Infizierten haben eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, hieß es vom RKI. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.

Alle aktuellen und weltweiten Entwicklungen zum neuartigen Coronavirus können Sie in unserem Live-Ticker verfolgen.
 
Haben Sie Fragen zum Coronavirus? Hier finden Sie die wichtigsten Fakten und Informationen.

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Überraschung bei den US-Demokraten: Kurz vor den vermutlich entscheidenden Vorwahlen am „Super Tuesday“, wenn etwa ein Drittel aller Delegierten für den Nominierungsparteitag vergeben werden, zieht der moderate Kandidat Pete Buttigieg (38/Foto) seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten zurück. Dieser Rückzug gilt als Stärkung des moderaten Bewerbers Joe Biden im Kampf gegen den linken Kandidaten Bernie Sanders. Lesen Sie hier die Einschätzung unseres Washington-Korrespondenten Daniel-Friedrich Sturm. Er meint, Buttigieg habe mit seiner knapp elfmonatigen Kandidatur mehr gewonnen als verloren. „Denn wer kannte vor einem Jahr den Bürgermeister des 102.000-Einwohner-Nestes South Bend? Und wer konnte den aus dem Maltesischen stammenden Namen aussprechen? Buttigieg dürfte der Politik erhalten bleiben.“


Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

Ihr



Ulf Poschardt


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