Liebe Leserinnen und Leser,
 

erinnern Sie sich noch an „Schnarkenburgs Ende im Hause Lohse zu Ostern im ersten Programm“? Es war eine der besten Szenen aus Loriots Klassiker „Pappa ante Portas“: Der von Loriot selbst gespielte Frühpensionär Heinrich Lohse will die Gunst und Leidenschaft seiner Frau Renate zurück und lässt sich für dieses Vorhaben von einem befreundeten Fernsehregisseur einen genialen Floh ins Ohr setzen: Heinrich möge doch einfach sein teures Eigenheim für Dreharbeiten zur Verfügung stellen und das Hause Lohse in die Fernseh-Villa Schnarkenburg verwandeln lassen: „Mensch, dann sieht dich Renate in der Glotze und fällt hinten rüber.“


Dass Lohses Wiederannäherung am Ende nicht ganz so reibungslos verläuft, wie vom befreundeten Fernsehfritzen versprochen, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wichtiger ist dieses: Auch Sie können jetzt Ihre Wohnung in der Glotze zur Schau stellen. Die Potsdamer UFA GmbH nämlich, legendäre Produktionsfirma von Filmklassikern wie Metropolis, Der blaue Engel oder Hanni und Nanni 3 ist auf der Suche nach neuen Locations. „Wir suchen dein Wohnzimmer!“, lautet der Claim, mit dem die UFA dieser Tage den eigenen Tapetenwechsel vorantreiben will.

Unwirkliches und Überhitztes

Wer also nach gut einem Jahr Homeoffice und unzähligen Zoom-Meetings aus der guten Stube zu der Auffassung gelangt ist, die hochpreisige Wohnlandschaft sei ohnehin eher was für die große Leinwand, denn für einen kleinen iPad-Screen, der kann sich in einer Datenbank registrieren lassen und dann darauf hoffen, dass irgendwann ein Location-Scout vorbeischaut, der sich der eigenen Wohnsituation einmal näher annimmt. Es muss ja nicht gleich für Renate oder für sonst eine Liebe des Lebens sein. Gerade in überteuerten Metropolen kann eine kleine Mietunterstützung schon Anreiz genug sein. Denn mal ehrlich, wenn Mietendeckel und Wohngeld nicht reichen, müssen andere Mittel im Kampf für bezahlbaren Wohnraum her. Fiktionalisierung wäre ein wirklich guter Weg. Schließlich hat der überhitzte Immobilienmarkt ja auch längst etwas Unwirkliches an sich.


Apropos Immobilien: Wer wissen will, wie viel man derzeit für eine schöne Villa im Berliner Nobel-Stadtteil Dahlem auf den Tisch legen muss, der sollte das aktuelle Porträt von Gesundheitsministers Jens Spahn auf cicero.de lesen. Da Spahn gegen die Veröffentlichung der genauen Summe gerichtlich vorgeht, sei nur so viel verraten: Es sind mehrere Millionen Euro.


Das mutet tatsächlich unwirklich an. Noch irrealer aber ist die Posse, die sich derzeit in der SPD abspielt. SPD-Urgestein Wolfgang Thierse fragt die Genossen, ob seine Mitgliedschaft in der Partei überhaupt noch gewünscht sei. In einem Gastbeitrag für eine große Tageszeitung hatte der ehemalige Bundestagspräsident Kritik an der Identitätspolitik geäußert und dafür von überwiegend jüngeren Sozialdemokraten Tadel bekommen. Auch dieser Stoff ist fast schon filmreif.

Freuen wir uns also schon jetzt auf „Bebels Ende im Hause Kühnert zu Ostern im ersten Programm“.
 

Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
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