Jeder Fünfte wird im Urlaub krank
Liebe Leserin, Lieber Leser, wenn man politischen Rändern eine Freude machen will, verbietet man sie. Das sorgt für gigantische Aufmerksamkeit, deren Werbewert Rechts- oder Linksextreme gar nicht bezahlen könnten. Wenn man dann noch Pech hat, hebt ein Gericht das Verbot auf. Da steht die frühere SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser jetzt. Ziemlich weit unten im „Rettet die Demokratie“-Ranking, muss man sagen. Geradezu außer sich vor Freude riss sich dagegen der Publizist Jürgen Elsässer gestern im Bundesverwaltungsgericht in Leipzig das weiße Hemd vom Leib, unter dem er ein schwarzes T-Shirt trug mit der Aufschrift: „Bundesregierung Besieger“. Knapp ein Jahr ist es jetzt her, dass Faeser sein rechtsextremes Magazin „Compact“ verbot. Jetzt wurde das Verbot endgültig verboten. „Compact“ sei zwar teils verfassungsfeindlich, aber das sei nicht prägend fürs Gesamtprodukt. Die „polemisch zugespitzte Machtkritik“ sei von der Meinungs- und Pressefreiheit gedeckt, urteilten die Richter. Kurz: Muss man alles nicht mögen, aber illegal ist der Quatsch halt trotzdem nicht. Ich persönlich werde sicher kein „Compact“-Fan. Ohne die aufopferungsvolle PR-Arbeit von Frau Faeser wüsste ich bis heute nicht, dass es das Blättchen (Auflage: 40.000) überhaupt gibt. Trotzdem beruhigt mich das Urteil als Bürger und Journalist gleichermaßen. Denn die Meinungs- und Pressefreiheit ist nicht nur die Basis meines Jobs. Sie ist auch eine der wichtigsten Säulen unseres Grundgesetzes. Und deshalb müssen wir – bisweilen halt mal zähneknirschend – akzeptieren, dass diese Freiheit eben den „Feinden der Freiheit“ (so das Gericht) genauso zusteht. Medienverbote sind nicht von ungefähr das allerletzte Mittel einer Demokratie, sich gegen ihre Feinde zu wehren. Das Dumme ist nämlich, dass so ein Verbot eine recht undemokratische Sache ist. Aber das war Faeser egal. Sie wollte den schnellen Erfolg – und bekam ein Desaster mit Ansage. Wäre sie noch im Amt, müsste sie spätestens jetzt zurücktreten. |
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| Alles, was rechts ist: „Compact“-Gründer und -Chefredakteur Jürgen Elsässer mit Gattin Stephanie gestern vorm Leipziger Bundesverwaltungsgericht (© dpa) |
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Ihr Verbotszirkus war nicht nur „juristisch fahrlässig“, wie die „Zeit“ urteilte. Er sorgte dafür, dass der YouTube-Kanal von „Compact“ auf über 500.000 Follower anschwoll und Elsässer sich nun erfolgreich als kleiner David inszenieren kann, der es dem verhassten Regime-Goliath mal so richtig gezeigt hat. Für all das ist Nancy Faeser verantwortlich – mit ihrem Das-muss-weg-Tourette. Demokratie heißt eben nicht, alles zu verklagen, was einem nicht gefällt. Demokratie muss aushalten können. Sie bewirtschaftet den Widerspruch und ist dann stark, wenn sie nicht dauernd Stärke demonstrieren soll. Das „Compact“-Urteil ist erst- und letztinstanzlich. Elsässer könnte sich jetzt also sogar einen Button auf sein Heft pappen: „Vom Bundesverwaltungsgericht genehmigt“. Und das in einer Zeit, da schon 14-Jährige mit der gleichen Passion faschistische Terrorzellen gründen, mit der sie sich früher um ihr Tamagotchi gekümmert hätten. Die SPD will auf ihrem Parteitag am Wochenende übrigens allen Ernstes ein AfD-Verbotsverfahren einleiten. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll ganz viel prüfen, dazu ernst gucken und bestimmt auch #NieWiederIstJetzt-Sticker verteilen. Die deutsche Sozialdemokratie gibt wirklich alles, um sich weiter zu marginalisieren. Oder wie sehen Sie das? Schreiben Sie mir an: [email protected]* |
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Die US-Luftangriffe auf Irans Atomanlagen sollen die unterirdischen Gebäude weitgehend intakt gelassen haben. Das berichten die „New York Times“ und CNN unter Berufung auf einen vorläufigen Geheimbericht der US-Regierung. Demnach sei die Urananreicherung Irans nur um ein paar Monate zurückgeworfen worden. Die britische Regierung will atomwaffenfähige US-Kampfflugzeuge kaufen. Dabei soll es sich um ein Dutzend F-35A-Jets handeln, die Nuklearwaffen abfeuern können. „In einer Zeit radikaler Ungewissheit können wir den Frieden nicht mehr als selbstverständlich betrachten“, sagte Premierminister Keir Starmer. Nato-Generalsekretär Mark Rutte begrüßte den Plan. | |
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| Vom Bundestag in den Regierungsflieger: Kanzler Merz gestern im Bundestag (© Reuters) |
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Regierungserklärung | Kanzler will mehr Nato-Verantwortung übernehmen | Bevor Bundeskanzler Friedrich Merz gestern Nachmittag zum Nato-Gipfel nach Den Haag flog, gab er im Bundestag eine Regierungserklärung ab. Darin betonte er die Bereitschaft Deutschlands, in dem Miliitärbündnis mehr Verantwortung übernehmen zu wollen: „Deutschland ist wieder zurück auf der europäischen und der internationalen Bühne.” Zugleich bekräftigte er das Ziel, die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas zu machen und die Nato-Ostflanke mit der Stationierung einer Brigade in Litauen stärken zu wollen. Merz verteidigte die israelischen und amerikanischen Angriffe auf den Iran, sprach sich für einen Waffenstillstand in Gaza aus und warb für härtere Sanktionen gegen Russland. Den Nato-Gipfel nannte er schon vor Beginn „historisch”. Die 32 Mitgliedsstaaten wollen heute beschließen, dass alle bis 2035 ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen. Außerdem wird es in Den Haag um die künftige Unterstützung der Ukraine gehen, die auch beim EU-Gipfel in Brüssel am Donnerstag auf der Tagesordnung steht. |
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| Magenprobleme durch Klimawandel | Versteckte Gefahr in Eis, Salat und Steak | Salmonellen, Campylobacter, Vibrionen: Der Klimawandel erhöht die Gefahr, sich Magen-Darm-Infektionen einzufangen, denn die Keime lieben hohe Temperaturen. Was dann zu tun ist, können Sie hier nachlesen. | Zum FOCUS+ Artikel |
| | Boris Palmer im Interview | „Was Merz macht, ist richtig“ | Bund und Länder haben sich auf den Ausgleich für entstehende Steuerausfälle geeinigt. Boris Palmer, Tübingens Oberbürgermeister und früherer Grüner, bedankt sich im FOCUS-Interview ausdrücklich bei Friedrich Merz. | Zum FOCUS+ Artikel |
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| Stahlwerk von Thyssenkrupp: Der Konzern will am klimaneutralen Umbau festhalten, hält das Projekt aber auch nicht für wirtschaftlich (© Reuters) |
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Grüner Stahl | Arcelor stoppt Umbau – Belegschaft in Sorge | Nach der Absage des klimaneutralen Umbaus der Arcelor-Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt wächst die Angst um die Zukunft der beiden Standorte. Angesichts des Verzichts auf die milliardenschwere staatliche Förderung müsse es nun darum gehen, eine neue Perspektive zu schaffen, „um wieder an die Zukunft glauben zu können“, sagte der Betriebsratschef des Bremer Arcelor-Werks, Mike Böhlken, gestern vor rund 2000 Beschäftigten. Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) forderte einen „klaren Zukunftsplan“ und ein eindeutiges Bekenntnis zum Standort. Der Luxemburger Stahlhersteller hatte jüngst überraschend erklärt, auf öffentliche Subventionen zur Umrüstung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt auf eine klimaneutrale Produktion zu verzichten. Zur Begründung verwies der Konzern auf die Marktlage und die fehlende Wirtschaftlichkeit. Die Rahmenbedingungen ermöglichten „kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell“, so der Chef von Arcelor-Mittal Europa Flachstahl, Reiner Blaschek. Insgesamt hatten der Bund und die Freie Hansestadt dem zweitgrößten Stahlkonzern der Welt vor Jahresfrist 1,3 Milliarden Euro für die klimaneutrale Umrüstung der Produktionsanlagen auf Wasserstoff zugesagt. Dazu kommen weitere Subventionen von 5,6 Milliarden Euro zur klimaneutralen Umrüstung der Produktionsanlagen bei Thyssenkrupp, Salzgitter und SHS im Saarland. Mit der Entscheidung des Arcelor-Managements haben die Pläne zum Aufbau einer klimaneutralen Stahlproduktion in Deutschland nun jedoch einen schweren Rückschlag erhalten. Der Aufbau einer „grünen Stahlproduktion“ galt als eines der Lieblingsprojekte des früheren Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne). Die Stahlindustrie verursacht rund sechs Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland. (utz) |
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| Man muss auch gönnen können: In Deutschland kontrollieren Superreiche gut 13 Prozent des gesamten Brutto-Vermögens (© imago) |
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Studie | Superreiche werden immer reicher | In Deutschland sind im Vorjahr 500 Menschen in den Club der Superreichen aufgestiegen. Das geht aus dem gestern veröffentlichten „Global Wealth Report“ der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor. Demnach gab es hierzulande zuletzt 3900 Superreiche – im Fachjargon „Ultra High Net Worth Individuals“ (UHNWI) - mit einem Finanzvermögen von mindestens 100 Millionen Dollar. Vor allem dank boomender Börsen ist ihr Vermögen im Vorjahr um rund 16 Prozent auf insgesamt knapp drei Billionen Dollar gestiegen. Das entspricht gut 13 Prozent des gesamten Brutto-Vermögens in Deutschland von 22,9 Billionen Dollar. Gut die Hälfte davon entfällt auf Finanzvermögen wie Aktien oder Investmentfonds. Der Rest steckt in Realwerten, vor allem in Immobilien. Weltweit gibt es laut BCG rund 84.700 Superreiche. Gut 33.000 davon leben in den USA, gefolgt von China (9200) und Deutschland sowie Japan, Frankreich und Kanada mit jeweils rund 3000 UHNWI. In den nächsten Jahren dürfte die Zahl der Superreichen und deren Vermögen weiter steigen, erwarten die Experten. „Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“, sagte BCG-Partner Michael Kahlich. (utz) |
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144 Milliarden Euro beträgt die Haushaltslücke des Bundes für die Jahre 2027 bis 2029. Während 2027 noch rund 22 Milliarden fehlen, sind es 2028 bereits 56 Milliarden und 2029 sogar 66 Milliarden. Laut gestriger Kabinettsvorlage bestehe „Handlungsbedarf“. |
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| Sollen Jugendliche mit einem Social-Media-Verbot belegt werden? (© dpa) |
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Soziale Medien | Tiktok-Verbot unter 16? Forschung bleibt skeptisch | Der Vorstoß von Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU), eine gesetzliche Altersbegrenzung für soziale Medien einzuführen, stößt in der Wissenschaft auf sehr unterschiedliche Reaktionen. Jedenfalls dürfte es schwer werden, den Besuch von Tiktok, Instagram, Whatsapp wissenschaftlich fundiert zu beschränken. Das vielzitierte Nutzungsverbot, das Australien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verhängt hat, hält der Medienrechtsexperte Stephan Dreyer vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg für „grenzwertig“. Gesetzliche Totalverbote seien „tiefe Eingriffe in die Grundrechte“. Schließlich förderten die sozialen Medien auch Kreativität und sozialen Austausch. Dreyer befürwortet eher technikbasierte Lösungen – der Algorithmus der Anbieter sollte Beschränkungen verhängen, wenn Nutzer ihren Account etwa zu lange nutzten. Die Konzerne könnten auch die Zugangsmöglichkeiten je nach Alter abstufen. Die Psychologin Isabel Brandhorst, die an der Universität Tübingen zu Internetnutzungsstörungen forscht, saß gestern mit Dreyer in einer Expertenrunde des „Science Media Center“. Sie bezweifelt zwar, dass die Anbieter sich zu derartigen Verfahren verpflichten würden; aber die „globale Krise der psychischen Gesundheit bei jungen Leuten“ sei nicht nur auf das stundenlange Klicken, Tippen und Scrollen auf den Geräten zurückzuführen. Die Entwicklung der für Emotionen und Impulskontrolle zuständigen Gehirnregionen sei jedenfalls erst mit Anfang 20 abgeschlossen, so Brandhorst. (kmm) |
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| Wer im Urlaub aktiv ist, leidet seltener unter Freizeitkrankheit (© imago) |
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Umfrage | Jeder fünfte Arbeitnehmer wird im Urlaub krank | Eben noch mit Aussicht auf erholsame freie Tage geackert - und dann kommen Erschöpfung und Krankheit statt Entspannen: Das Phänomen erlebt einer Erhebung zufolge jeder fünfte Arbeitnehmer regelmäßig. Für die Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ der IU Internationale Hochschule mit Sitz in Erfurt gaben 19,3 Prozent der Befragten an, das Gefühl immer oder zumindest häufig an freien Tagen oder im Urlaub zu erleben. Bekannt ist das Phänomen demnach bei 71,9 Prozent der Arbeitnehmer. „Leisure Sickness“ bezeichnet den Umstand, wenn sich ausgerechnet am Wochenende oder im Urlaub mitunter plötzlich Krankheitssymptome zeigen. Zwar gehört die „Freizeitkrankheit“, so die direkte Übersetzung, nicht zu den durch offizielle internationale Klassifikationen festgelegten Krankheiten, sagt Studienautorin Stefanie André. Dennoch sei das Phänomen mit Krankheitsymptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schnupfen und Fieberschüben verbunden. Immerhin: Die repräsentative Studie zeige, dass Menschen mit aktiver und sinnvoller Freizeitgestaltung seltener „Leisure Sickness“ erlebten. |
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Sie gilt als Pionierin des Quanteninternets: Die deutsche Informatikerin Stephanie Wehner, 48, wird mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft ausgezeichnet. Die frühere Hackerin werde für „ihre wegweisende Arbeit zum Quanteninternet“ gewürdigt, teilte die Körber-Stiftung in Hamburg mit. Die 1977 in Würzburg geborene Wehner arbeitet und forscht seit vielen Jahren in den Niederlanden. Der Körber-Preis ist mit einer Million Euro dotiert. |
| Die Kapitänin geht von Bord. Mehr als neun Jahre stand Angela Titzrath, 59, an der Spitze des Hamburger Hafenbetreibers HHLA. Doch zuletzt wuchs die Kritik an ihr. Über den Einstieg der Schweizer Reederei MSC wurde die Managerin vom Haupteigentümer, der Stadt Hamburg, erst informiert, als die Entscheidung schon getroffen war. Jetzt muss Titzrath gehen. Sie selbst blicke auf „sehr dynamische, aber auch ungemein spannende Jahre" zurück, so Titzrath zum Abschied. |
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| 75 und kein bisschen leise: Bruce Springsteen wird am Freitag auf Schalke erwartet (© dpa) |
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... ein kleiner Konzert-Tipp: Am Freitag wird Bruce Springsteen auf seiner großen Welttournee erstmals seit 22 Jahren in Gelsenkirchen Halt machen. „The Boss“ gilt längst auch als einer der schärfsten Kritiker von US-Präsident Donald Trump („eine Bedrohung unserer Demokratie“), der allerdings zurückschimpft: „Ich brauche diese linken Eliten nicht.“ So rebellisch haben wir uns Rockmusiker doch immer gewünscht, oder? Und dabei ist Springsteen auch schon 75. Für alle, die keine Karte mehr bekommen, gibt es noch einen anderen Trost: Am Freitag veröffentlicht er sieben (!) neue Studioalben auf einen Schlag mit insgesamt 83 Songs, von denen laut Ankündigung von Sony Music 74 bisher nie offiziell erschienen sind. Das Projekt heißt „Tracks II: The Lost Albums“, könnte aber auch „Alles muss raus“ heißen. Lassen wir uns überraschen! Ich wünsche Ihnen einen schönen Mittwoch! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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