Tunnel, Telefone und ein Flaggendefizit |
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| Liebe Leserinnen, liebe Leser, |
| Buon giorno da Milano! Heute ist D-Day, Tag der Entscheidung. Ich hoffe, das ist politisch korrekt, es so zu formulieren. Ab 13.15 Uhr steht der zweite Umlauf im Nationenpreis an. Heute Abend wissen wir, wer Mailand als Mannschaftseuropameister verlässt. Hoffentlich Deutschland, „wir“ führen ja. Dazu braucht es nur drei Nullrunden heute, „nur“ – haha, das wird schwer genug. Mehr Details zu dem, was heute so sportlich konkret ansteht wie gewohnt weiter unten in diesem Newsletter. Das Wetter war gestern angenehm, sonnig mit Schäfchenwolken (ein Schweizer Kollege korrigierte, „nein Gewitterwolken – was habt ihr in Hamburg denn für Schafe?“ Da es zwar zugegeben etwas schwül wurde, ich aber gestern Abend durch das nächtliche Mailand in meine Unterkunft geschlendert bin, ohne auch nur einen Tropfen abbekommen zu haben, werde ich den eidgenössischen Wetterfrosch nachher mal fragen, was bei denen Gewitter ist, denn das steht fest, wie Gewitter geht, das wissen wir in Hamburg!). Ein leichter Wind sorgte für Abkühlung im Schatten. Es tut sich was auf dem Gelände. Langsam wird alles immer fertiger. So standen gestern (noch) mehr Ordner vor Tribünenzugängen und Absperrungen, teilweise auch noch als Hüter dieser schwarzen Gurtbänder mit dem Aufrollmechanismus, den man von Hundeleinen kennt. Solche Gurtbänder kenne ich vor allem, um Passagierströme vorm Security-Check am Flughäfen zu kanalisieren. Wie soll ich sagen? Der Andrang hier ist jetzt nicht so Frankfurt-Airport-mäßig … Obwohl tatsächlich mehr Zuschauer kommen als viele gedacht haben. Und durch die weiteren Absperrungen ist tatsächlich manch ein Weg länger und eckiger geworden als noch an Tag eins. Aber so ist es. Dass ein netter Mensch, an dem man in einer Stunde fünfmal mit einem Laptop unterm Arm vorbei zur Pressetribüne (seit gestern mit reservierten Plätzen – der Weg ist das Ziel …) marschiert ist, einen beim sechsten Mal in Schwerstverbrechermanier mustert, weil der Wind die Akkreditierung gedreht hat – geschenkt. Diskutieren möchte ich mit dem Herren lieber nicht, aus dessen Tattoo-verschönten Bizeps kann man drei meiner Oberschenkel machen. Immerhin komme ich durch. Hugo Simon, Europameister längst vergangener Zeiten, wollte sein Pferd im Parcours sehen und den Weg von vorgestern entlang der Mixed Zone, wo die Interviews gemacht werden, nehmen. Vorgestern problemlos, gestern ein chancenloses Unterfangen. Ein Man in Black, schwarzes T-Shirt, schwarze Hose ist wohl Pflicht für die Sicherheitsbeauftragten, stellte sich Simon in den Weg. „I only want to see my horse“, bettelte der Österreicher. Und merkte schnell: Diese Sprache hilft hier nicht wirklich weiter. Sein Pferd heißt übrigens Puma und geht für Spanien. Weil es sich um einen Schimmel handelt, kann die Fellfarbe ja nicht ursächlich für die Namensgebung sein. Dann vielleicht der Geruch? Noch so eine Frage, die ich mich nicht zu stellen getraut habe. |
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| Stichwort Zuschauer: Es gibt deutsche Schlachtenbummler, aber keine oder kaum Deutschlandflaggen. Da sind andere Nationen uns doch weit voraus. Ich argwöhne, dass ein Großteil der niederländischen Fans sogar orangefarbene Unterwäsche trägt. Selbstredend hat das Team Oranje auch die blau, weiß, rote Nationalflagge zur Hand. Und die Schweden haben glaube ich IKEA geplündert. Also ein Appell an alle, die nächste Woche nach Riesenbeck zur Dressur-Euro kommen wollen: Bitte nicht die Wink-Elemente vergessen! Die Italiener haben keine Fahnen, aber Stimmbänder. Und die sind trainiert, schließlich werden diese Organe gern und ausführlich eingesetzt. Auf der Straße begegnet einem kaum, jemand, der keine weißen Stöpsel im Ohr oder ein Mobiltelefon rechtwinklig vor dem Mund hat. Nicht dass man diese Bilder nicht auch in Deutschland zu Gesicht bekäme, aber die Lautstärke ist eine andere. Eine ganz andere. Selbst in dem Tunnel unterm Geläuf, der vom Eingang und dem Pressezentrum zur Arena im Innenraum der Rennbahn führt, wird laut und ausführlich telefoniert. Dass es dort enorm hallt, sodass man meinen könnte, man sei in einer modernen Klanginstallation gelandet, beeindruckt die Menschen aus dem Gastgeberland nicht. Omas Blinddarm, der Seitensprung der Nachbarin – ich glaube, alles ist Thema. Vermutlich sind wir Deutsche einfach zu verklemmt. Bei der Parcoursbegehung für die Medien dachte ich, dass irgendetwas komisch sei. Nicht die Höhe der Hindernisse, die fand ich gar nicht komisch und war mit meiner Meinung auch nicht allein. Nein, es war die Geräuschkulisse. Der italienische Ansager machte wohl den Zuschauern schon etwas Appetit auf das Bevorstehende. Ohne „punto e comma“ (heißt das so?) ratterte es aus den Lautsprechern. Hin und wieder fielen ein paar Namen wie „Jense Fredericsone“, deswegen meine Vermutung, dass es sich um einen verbalen Appetithappen, bzw. -brocken gehandelt haben muss. 30 Minuten vorm Anpfiff – Chapeau, der Mann ist im Training. Das fand übrigens auch eine junge Kollegin, die – halb Schweizerin, halb Italienerin – das besser und vorurteilsfreier einschätzen kann. Die Hindernisse waren gestern übrigens hoch, aber wenig einfallsreich. Mal sehen, was wir nachher ab 13.30 Uhr zu sehen bekommen. Etwas mehr Marmor und Säulen darf’s schon sein. |
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| | | Sie sind aktuell eines der erfolgreichsten Familien-Gespanne auf den Turnierplätzen dieser Welt: Olympiasieger, Welt- und Europameister Lars Nieberg und sein Sohn Gerrit, der 2022 völlig überraschend den Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen hat. Am 11. Dezember geben die beiden im Rahmen einer Masterclass auf dem CHIO Aachen CAMPUS wertvolle Einblicke in ihren gemeinsamen Trainingsalltag. Der Kartenverkauf ist gestartet. Tickets können entweder online oder an der Tickethotline unter 0241-9171111 erworben werden. |
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Das bringt der Freitag Ein Springen, 55 Starter – nicht nur die zweite Runde für die Mannschaften, sondern auch die dritte Wertung für die Einzelentscheidung. Um 13.30 Uhr geht es mit den 15 qualifizierten Einzelreitern los. Christian Kukuk und Mumbai sind die Vorletzten. Für die Teams wird es dann ab 14.15 Uhr spannend – zweiter Umlauf Nationenpreis, die Entscheidung der Mannschaftseuropameisterschaft. Die Teams starten in umgekehrter Reihenfolge des Ergebnisses, sprich Deutschland hat die Pole Position inne. Konkret heißt dies, dass Marcus Ehning als 25. und Philipp Weishaupt als 35. Starter in die Arena kommen werden. Vor den letzten zwei Teamreitern ist noch einmal Bodenpflege angesagt. Ab 15.15 Uhr fällt dann die Entscheidung: Jana Wargers ist als 45. Starterin gefragt. (Sollte sie dann den dritten Nullfehlerritt für Team GER hinlegen, wäre Deutschland Europameister, nur mal so in einem Satz in Klammern). Als letzter Name auf der Starterliste steht Gerrit Nieberg. Bei beschriebenem Drei-Nuller-zuvor-Szenario würde er gar nicht mehr starten müssen. Aber es gibt wohl niemand, der ihm nicht eine Nullrunde zum Abschluss seines Championatsdebüts gönnen würde. Hier findet man die Startliste. Übrigens ist es nicht nur ein Springen um die Ehre, sondern immerhin auch um 58.500 Euro für das siegende Team. Und eine Longines-Uhr. Eine Summe, die sich natürlich nicht so großartig anhört, bedenkt man, was bei den Touren manchmal für einen einzigen Parcours ausgeschüttet wird. Aber da gibt‘s keine Ehre. Die 25 besten Kombinationen sind dann für das A-Finale am Sonntagmittag qualifiziert. Sollten noch Fragen offen sein? Was das TV anbelangt: Das ZDF ist ab heute vor Ort, eine Sondersendung ist aber nicht geplant. Und sonst: Unter [email protected] bin ich zu erreichen. Eine schwedische Kollegin fragte mich übrigens, warum der St.GEORG-Newsletter nun täglich käme. Die Frage konnte ich erklären. Ob ich ihn nicht auch in Schwedisch oder Englisch schicken könnte, wollte sie auch wissen. Ähm, also, ich sag mal frei nach Ikea SUPAAIDEA. A domani |
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Jan Tönjes Chefredakteur St.GEORG |
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