Die Grünen haben jetzt auch offiziell ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl: Beim Parteitag in Wiesbaden wurde Robert Habeck mit 96,5 Prozent gewählt. Das Wort „Kanzlerkandidat“ sucht man im Beschlusspapier vergebens. Statt dessen steht da: „Robert Habeck hat das Zeug zu einem guten Bundeskanzler.“ „Ich will Verantwortung suchen und tragen“, war der zentrale Satz seiner einstündigen Bewerbungsrede. Ein weiterer: „Wenn es uns ganz weit trägt – dann auch ins Kanzleramt.“
Habecks wichtigste Unterstützer sind Außenministerin Annalena Baerbock, 44, sowie die neuen Parteivorsitzenden Franziska Brantner, 45, und Felix Banaszak, 35. Die Reala und der linke Pragmatiker waren Habecks Wunschduo. Die beiden müssen die Parteizentrale schnell kampagnenfähig machen und die Basis mobilisieren. Laut Brantner weiß man nun auch, warum Grüne bei Parteitagen so gerne stricken. „Die Antwort heißt: Winter-Wahlkampf“.
Warm anziehen muss sich auch Habeck. Als Wirtschaftsminister hatte er drei Jahre Zeit für „soziale Klimapolitik“. Das missglückte Gebäudeenergiegesetz – bei vielen Bürgern „Heizungsverbot“ – will er als Learning eines politischen Praktikers verkaufen. Sein Versprechen: Energie bald preiswerter machen für Bürger und Wirtschaft.
In den Umfragen liegt seine Partei jedoch nur bei 12 Prozent. Hoffnung machen ihr die 11.000 Parteieintritte seit dem Ampel-Aus – ein Vertrauensvorschuss, den die kräftig angeschlagenen Grünen erstmal rechtfertigen müssen. |