Sätze wie die folgenden sind doch äußerst bemerkenswert: „In den ersten Wochen der Pandemie waren alle sehr aufgeregt. Auch die Medien haben nur auf die virologisch versierten und die modellierenden Frauen und Männer geguckt. An Evidenz hat kaum jemand gedacht. Das kann ich in dem initialen Alarmzustand sogar noch verstehen. Aber an dieser Situation hat sich auch später nichts verändert. Zumindest in der letzten Legislatur hat Evidenz, wie wir sie verstehen, keine spürbare Rolle gespielt.“ Das sagt der Epidemiologe Jürgen Windeler, Chef des „Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“. Vielmehr, so Windeler, herrschten in Politik und Medien eine blinde Autoritätsgläubigkeit sowie eine selektive Wahrnehmung wissenschaftlicher Studien vor. Ralf Hanselle hat mit ihm gesprochen. „Sehr geehrter Herr Botschafter Melnyk! Es hat mich gefreut, Sie vor kurzem beim Abendessen im kleinen Kreis kennenzulernen.“ So beginnt ein offener Brief, den der frühere CDU-Politiker Friedbert Pflüger heute bei uns veröffentlicht hat. Adressat ist Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland. Doch was Pflüger sonst noch zu verkünden hat, dürfte beim Empfänger weniger gut ankommen. Ein kleiner Ausschnitt: „Sie beschuldigen Deutschland, die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zu verhindern. Sie kritisieren also fortgesetzt das Land, das die Ukraine wahrscheinlich mehr als jedes andere – mit Taten (!) – unterstützt hat!“ Übrigens hat Melnyk heute schon eine Replik auf Pflüger angekündigt. Und noch etwas zum schwelenden Ukraine-Konflikt: Die Nato und die USA haben die russischen Forderungen nach Sicherheitsgarantien inzwischen schriftlich abgelehnt. Folglich steht nun die Antwort von russischer Seite aus. Dennoch hat Russland bereits einige seiner Ziele erreicht: Es verhandelt auf Augenhöhe mit den USA und hat den Einfluss der Europäischen Union geschwächt. In Deutschland allerdings scheint man das noch nicht zu verstehen, schreibt unser Außenpolitik-Experte Thomas Jäger. Bewegtbild können wir auch: In seinem Video-Podcast spricht Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer mit Moritz Gathmann darüber, ob der CDU mit Friedrich Merz (alter weißer Mann!) an der Spitze ein Aufbruch gelingen kann – und warum eine lebendige Demokratie ohne eine bürgerliche Rechte nicht funktioniert. Für alle Meyer-Fans: Ja, er ist wieder gesundet und putzmunter. Aber überzeugen Sie sich selbst! Klingt seltsam, ist aber so: Hans Christoph Atzpodien, Cheflobbyist der deutschen Rüstungshersteller, fordert, dass die EU nach der Atomkraft auch seine Branche für nachhaltig erklärt. Gibt es also bald ein Öko-Siegel für deutsche Panzer? Was es mit der Forderung auf sich hat, lesen Sie im Interview, das Daniel Gräber mit Atzpodien geführt hat. Zum Schluss noch ein Highlight: Die Februar-Ausgabe von Cicero ist da. Und mit ihr kehrt ein echter Klassiker zurück, nämlich unser Ranking der 500 einflussreichsten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Weil heute der 27.1. ist, verrate ich Ihnen einfach mal, wer auf Platz 271 der Liste steht. Es ist der Schriftsteller Volker Braun, einer der bedeutendsten Dramatiker der DDR. Schön, dass er offenbar immer noch auf sich aufmerksam macht. Die anderen 499 Top-Intellektuellen finden Sie im Heft (oder von morgen an auf www.cicero.de). Und da Cicero-Leser ja bekanntlich überdurchschnittlich gebildet sind, besteht durchaus die Chance, dass Sie sich selbst auf der Liste entdecken. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |