erinnern Sie sich noch an Jürgen von Manger? „Der Mensch wäre ohne die Leute von früher gar nicht möglich, weil es immer weitergeht, im Leben“, hat der mal gesagt. Und: „Man muss Mensch bleiben im Leben. Alles andere hat sowieso keinen Wert“. Bleibense Mensch! Aus diesen Worten bestand einst das kleine Einmaleins der längst untergegangenen Bonner Republik. Niemand hat es damals so schön in Worte kleiden und anschließend runternuscheln können wie der einstige Ruhrpott-Philosoph Jürgen von Manger. Doch auch im Osten muss es eine derart abgespeckte und alltagstaugliche Version des Kategorischen Imperativs gegeben haben. Der einstige Bürgerrechtler und heutige sächsische Landtagsabgeordnete Frank Richter (SPD) beherrscht sie noch immer. Angesprochen auf die jüngst vom Ostbeauftragten Marco Wanderwitz geäußerte Unterstellung, nach der viele „diktatursozialisierte“ Menschen im Osten „gefestigte nicht-demokratische Ansichten“ hätten, erhebt Richter nicht empört den Zeigefinger, sondern schaut voller Neugier durch eine menschenfreundliche Brille: „Ich glaube, jeder Mensch hat Demokratiedefizite. Und wir sollten täglich daran arbeiten, sie abzubauen. Es ist dumm, ganze Bevölkerungsteile zu stigmatisieren oder sie als weniger demokratisch zu beschimpfen“, so Richter im Interview mit dem Cicero. Bleibense also Mensch! Das möchte man zuweilen auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zurufen. Denn egal, wie man dessen Krisenmanagement nach über einem Jahr Pandemiebekämpfung auch beurteilen mag, der Eindruck, es fehlten zuweilen Maß, Mensch und Mitte scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein. Das merkt man aktuell auch bei den lebhaften Diskussionen um die Corona-Testzentren. Cicero-Autor Constantin Wißmann hat sich in der Tester-Szene umgehört und für uns aufgeschrieben, wie man seriöse Anbieter von Betrügern unterscheidet. Doch bevor Sie jetzt bei so viel Betrügerei in die Luft gehen, halten Sie sich lieber an die Leute von früher: Bleibense Mensch! Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |