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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
Es ist Tag 1 nach Angela Merkels erster Rede an die Nation, eine Rede wie sie die Kanzlerin nie zu vor in ihrer Amtszeit gehalten hat. „Angela Merkel ist und bleibt eine Virtuosin des Diskreten und Besonnenen. Sie setzt ihre Worte in sorgfältig gewogener Nüchternheit. Gerade deshalb besitzt ihr scheinbar so ruhig ausgesprochener Satz „Es ist ernst“ eine ganz eigentümliche Kraft", schreibt mein Kollege Jacques Schuster.
Zu einer offenen Demokratie gehöre, „dass wir die politischen Entscheidungen auch transparent machen und erläutern. Dass wir unser Handeln möglichst gut begründen und kommunizieren, damit es nachvollziehbar wird“, so die Kanzlerin in ihrer Ansprache. Endlich, möchte man rufen. Warum nicht schon früher so? Immerhin ist die Bereitschaft zum Reden und Erklären nun da – und das ist gut so.
Angela Merkel bei ihrer Rede an die Nation
Geredet und erklärt hat heute auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner Regierungserklärung vor dem Landtag. Söder, der durch sein entschlossenes Handeln und souveränes Auftreten mittlerweile für viele zum Kanzlerkandidaten der Herzen avanciert ist, stellte am Donnerstagvormittag klar: Wenn sich viele Menschen nicht freiwillig beschränkten, dann bleibe nur die bayernweite Ausgangssperre als einziges Instrumentarium. Zur Abfederung der finanziellen Folgen der Corona-Krise forderte er, die Stromsteuer und die EEG-Umlage auszusetzen. Dies würde vielen Betrieben und den normalen Bürgern helfen.
Welche Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern derzeit gelten und in welchen Regionen Deutschlands besonders rigide vorgegangen wird, erfahren Sie hier.
Covid19 frisst sich durch die Welt, doch es gibt auch positive Entwicklungen: Zum ersten Mal seit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus Anfang Januar hat China jetzt landesweit keine lokalen Neuinfektionen mehr gemeldet. Allerdings stieg die Zahl der Infizierten, die aus dem Ausland zurück in die Volksrepublik kamen – was Ängste vor einer möglichen zweiten Ausbreitungswelle schürt. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Donnerstag mitteilte, wurden 34 neue „importierte Fälle“ registriert, also Erkrankungen, die bei Menschen auf der Einreise nach China nachgewiesen wurden. Es war der bisher höchste Anstieg von Erkrankten, die aus dem Ausland eingereist waren.
In Europa ist die Lage eine andere: Allein in Italien wurden am Mittwoch 200 Neuinfektionen und 475 Todesfälle durch das Virus registriert – ein trauriger Rekord. Die Zahl der Corona-Fälle insgesamt stieg auf 35.713, die der Toten auf 2978. Regierungschef Guiseppe Conte geht daher davon aus, dass die landesweite Ausgangssperre über den 3. April hinaus verlängert werden muss. 
„Die Welt ist im Krieg. Im Kampf gegen das Virus hat nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Bazooka auf den Tisch gelegt“, mit diesen drastischen Worten beschreiben unsere Finanzexperten Anja Ettel und Holger Zschäpitz das Vorgehen der Währungshüter. Am Mittwochabend kündigte die EZB ein milliardenschweres neues Anleihekaufprogramm an: Unter dem Titel Pandemic Emergency Purchase Programme, kurz PEPP, will die Notenbank bis zum Jahresende Anleihen im Volumen von 750 Milliarden Euro kaufen. Man werde sicherstellen, dass alle wirtschaftlichen Sektoren von den Unterstützungsmaßnahmen profitieren könnten, um den Corona-Schock zu überstehen, hieß es.
Die Bundesregierung plant ein Hilfspaket von insgesamt bis zu 50 Milliarden Euro für Solo-Selbstständige und andere Kleinstfirmen. Das Ifo-Institut fürchtet, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr wegen der Corona-Krise stark schrumpfen könnte. Bei größeren Produktionseinschränkungen sei ein Einbruch der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent denkbar, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Wenn es nicht ganz so schlimm werde, könne das Minus bei nur 1,5 Prozent liegen. „Sowohl die Unsicherheit als auch die Abwärtsrisiken sind sehr groß“, so. „Niemand weiß genau, wie sich die Absagen und Schließungen wirtschaftlich auswirken.“ Der weitere Verlauf der Konjunktur hänge stark von den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und von Entscheidungen in anderen Ländern ab.
Welche neue Entwicklungen es in der Corona-Krise gibt, weltweit, in Europa und in Deutschland, und auch, das, was Hoffnung macht – darüber geben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in unserem neuen Corona-Newsletter einen Überblick, jeden Tag um 18 Uhr. Wenn Sie diesen Newsletter kostenlos abonnieren möchten, können Sie sich hier anmelden.
 
Bleiben Sie gesund,

Ihr



Ulf Poschardt


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