geht es nach Präsident Recep Tayyip Erdogan, dann ist das heutige Staatsgebiet der Türkei viel zu klein. Er würde gerne den Pan-Turanismus wiederbeleben und mit einem Neo-Osmanismus verbinden. Dann hätte man im Handumdrehen ein Gebiet, das von der iranischen Hochebene bis zum Kaspischen Meer reicht. Haken an der Sache ist nun aber nicht nur die Tatsache, dass das die Nachbarn der Türkei vermutlich nicht allzu gut fänden, sondern dass ausgerechnet der große Staatsgründer Atatürk das Konzept verworfen hatte. Das aber scheint Erdogan nicht zu bekümmern. Er träumt, wie Cicero-Autor Hilal Khashan schreibt, noch immer von einer Großtürkei. Aber Träume werden ja noch erlaubt sein. Dass haben sich vermutlich einst auch Wirecard-Gründer Markus Braun und dessen rechte Hand Jan Marsalek gedacht. Die träumten beide vom schnellen Geld. Der Traum aber ist mittlerweile aus, und vor dem Landgericht München I hat der Wirecard-Prozess begonnen. Im Interview mit Cicero erklärt Fabio De Masi die geheimdienstlichen Verstrickungen in dem Fall und nennt Details, die zeigen, wie weitreichend der Skandal ist. Für ihn ist klar: „Ein solches politisches Netzwerk entsteht nicht durch Zufall“. Um derart kriminellen Entwicklungen entgegenzutreten, bräuchte es nach Meinung von Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer Ich-Bürger. Denn, so Meyer, säkulare Religiosität überschwemme als Kollektivismus-Programm die Demokratie und drohe sie zu ertränken. Es brauche daher die Wiederentdeckung des „Ichs“ der Aufklärung, das wachsam ist, nicht „woke“. Zu einem anderen Thema: Obdachlosigkeit und Drogensucht werden in Städten wie Stuttgart, Frankfurt und Berlin angesichts von Corona-, Wirtschafts- und Flüchtlingskrise immer sichtbarer. Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann ist durch die Republik gefahren und hat sich genauer angeschaut, was in deutschen Metropolen – und besonders unter deren Brücken – eigentlich los ist. Gerät da etwas außer Kontrolle? Und dann ist natürlich auch wieder Podcast-Tag: Das heutige Gespräch mit Christian Voolstra geht richtig tief. Voolstra nämlich ist Korallenforscher. Im Cicero Podcast Wissenschaft erzählt er davon, wie der Klimawandel und die steigenden Meerestemperaturen mehr und mehr die Korallen vom Great Barrier Reef bis nach Mikronesien gefährden. Er berichtet von weißen Geisterstädten unter Wasser und vom Artensterben. Das sei eine echte Gefahr. Denn: „Korallen sind die Regenwälder des Meeres“, so Voolstra. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |