| ePredigt vom 25.03.2016 (2. Korither 5, 19-21) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle recht herzlich am heutigen Karfreitagsgottesdienst. In anderen europäischen Ländern wird dieser Freitag auch traditionell als guter Freitag bezeichnet. Guter Freitag aus dem Grunde, da an diesem Karfreitag unsere Erlösung vollbracht wurde. Durch den stellvertretenden Tod unseres Herrn ist für all unsere Sünden bereits bezahlt worden. Wir haben also wieder freien Zugang zu unserem Herrn, welcher uns bis dahin verwehrt war. Den Predigttext für den Karfreitag finden wir im 2. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 5, die Verse 19-21. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott ! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Liebe Gemeinde, in unseren Kirchengemeinden wird der Karfreitag ja immer recht "tragend" begangen. Lassen Sie uns heute doch einmal der Tradition unserer Nachbarn folgen und diesen Freitag einmal als guten Freitag begehen. Grund dazu haben wir ja, wie wir eingangs bereits gehört haben. "So sind wir nun Botschafter an Christi statt..." so lesen wir es in unserem Predigttext. Ja, liebe Gemeinde, wir haben es richtig verstanden; wir sind alle miteinander Botschafter. Grund genug also, dass wir uns mit diesem Begriff ein wenig näher auseinandersetzen. 1. Wie werde ich Botschafter? Nun, Botschafter von Namibia in Deutschland wird man in aller Regel nicht wenn man Franzose ist. Und Botschafter von Frankreich in Deutschland wird man auch nicht, wenn man nigerianischer Herkunft und Bürger dieses Landes ist. Um Botschafter zu werden muss man also Bürger des Entsendestaates sein. Wenn wir also Botschafter des Himmelsreiches werden wollen, dann müssen wir zunächst einmal unser Bürgerrecht im Himmel haben. Das Migrationsproblem ist ja gerade in Deutschland ganz aktuell. Um Bürger von Deutschland zu werden sind schon einige Hürden zu meistern. Zeitliche aber auch bestimmte andere Voraussetzungen sind zu erfüllen, will man denn die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Mit dem Bürgerrecht im Himmel sieht es ganz anders aus. Vor Karfreitag war es uns überhaupt nicht möglich, das himmlische Bürgerrecht zu erhalten. Unsere Sünden trennten uns von dem Landesvater im Himmel. Es war also gar nicht daran zu denken die himmlische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Diese Sünden, die uns von Gott trennten, für diese Sünden hat Jesus mit seinem stellvertretenden Tod aber bezahlt. Das hat die Wirkung, dass wir vor Gott wieder als Geschöpfe erscheinen können, für deren Sünden ein anderer bereits die Strafe übernommen hat. Und da auch im Himmel das Verbot der Doppelbestrafung gilt, gelten wir vor Gott als straffrei. Aber auch wir müssen eine Voraussetzung erfüllen. Wir müssen unsere Sünden von Herzen bereuen und den Weg zurück zu Gott antreten. Wer dies ablehnt, liebe Gemeinde, dem sind auch seine Sünden nicht vergeben. Aber alle, die sich auf Jesus Christus beziehen, die haben die Möglichkeit mit sofortiger Wirkung das himmlische Bürgerrecht zu erhalten. Himmlisches Bürgerrecht bedeutet ja nicht, dass wir dereinst in den Himmel kommen, nein, das himmlische Bürgerrecht hat auch schon für uns auf Erden ganz gewaltige Konsequenzen, die Paulus in unserem heutigen Predigttext beschreibt. Wir werden als Himmelsbürger auch gleichzeitig zu Botschafter Gottes auf Erden berufen. Übrigens ein jeder von uns, nicht nur der Klerus. 2. Meine Aufgaben als Botschafter Allein Botschafter zu sein und diesen Titel tragen zu dürfen das klingt schon mal ganz toll. Aber wir müssen diesen Titel auch mit Leben füllen. Paulus beschreibt auch schon ansatzweise unsere Aufgaben als Gottes Botschafter hier auf Erden. Wir sollen allen Menschen, die es noch nicht wissen mitteilen, dass auch für sie die Möglichkeit besteht, das Bürgerrecht im Himmel zu erhalten. Kein Mensch muss in der Sünde verharren, kein Mensch muss auf ewig verloren gehen. Gott möchte nicht, dass auch nur ein einziger Mensch in der Hölle landet. Also sendet er uns als Botschafter um möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, ihren Höllenritt zu beenden und doch besser den Himmelsflug anzutreten. Jeder Botschafter muss in gewissen Abständen seinem Heimatstaat und damit dem Bericht erstatten, der ihn gesandt hat. Das müssen und dürfen wir natürlich auch. Unser Bericht wird gemeinhin als Gebet bezeichnet. Und da Gott weiß, wie schwer manchmal unsere Aufgaben auf Erden sind, nimmt er sich nicht nur ab und wann Zeit für unsere Berichte und Nöte und Sorgen, sondern er hat 24 Stunden am Tag Zeit für uns. Alles, was uns gut gelungen ist dürfen wir ihm mitteilen und Dank sagen, dass er uns so wunderbar geführt hat auf diesen Wegen. Menschen, die unsere Botschaft vielleicht noch nicht hören wollten, dürfen wir ihm ganz besonders ans Herz legen. In unserem himmlischen Botschaftsbericht nennen wir dies auch Fürbitte. Alles, was uns so ganz und gar nicht gelungen ist, wo wir auch nicht besonders klug und umsichtig gehandelt haben auch das dürfen wir ihm beichten. Er reißt uns nicht den Kopf ab, er möchte uns nur unterstützen, damit wir es das nächste Mal besser machen. Nur derjenige kann nicht aus Fehlern lernen, der diese nicht zugibt. Das gilt auch für uns als Himmelsbotschafter. Wir sollen aber als Botschafter nicht nur die frohe Botschaft Gottes verbreiten, sondern wir sollen dieser auch ganz persönlich Taten folgen lassen. Ein Botschafter, der nur fromm daherredet wird auf Dauer nämlich nicht ernst genommen. Ein Botschafter, der seinen Reden hingegen auch Taten folgen lässt, genießt alsbald den Respekt des Landes in welches er entsandt worden ist. Wenn wir jetzt anfangen aufzuzählen, was wir alles tun sollten und was wir gefälligst besser lassen sollten, dann säßen wir bis weit über den Ostermontag zusammen. Als Botschafter hat uns Gott natürlich auch eine Dienstanweisung an die Hand gegeben, in welcher wir stets nachschlagen sollen, wie wir uns in diversen Situationen verhalten sollen. Es schadet übrigens gar nicht, dieses Regelwerk regelmäßig von vorn bis hinten zu lesen. Wenn es aber trotzdem mal schnell gehen soll, dann sollten wir die 10 Gebiete, die Bergpredigt und den Jakobusbrief zu Rate ziehen. Dort finden wir eine Schnellanleitung für viele Probleme, die uns als Botschafter ereilen können und die uns zum sofortigen Handeln zwingen. Die Osterfeiertage liegen ja nun vor uns. Die meisten von uns haben ein bisschen mehr Zeit als gewöhnlich. Dann schlage ich vor, das wir uns wieder einmal den 10 Geboten, der Bergpredigt und dem Jakobusbrief widmen und diese Verhaltensregeln aufmerksam lesen. 3. Diplomatische Immunität Alle Botschafter genießen diplomatische Immunität. Das bedeutet, dass ein Botschafter eines fremden Landes in Deutschland zb. als strafrechtlich unangreifbar gilt. Als Botschafter Gottes hier auf Erden stehen wir alle auch unter seinem persönlichen Schutz. Natürlich werden wir angegriffen, ausgelacht und verhöhnt werden. Das ist ganz natürlich so. Aber lassen Sie uns dies alles vor unseren Herrn tragen, er wird uns trösten und uns wieder aufbauen, wenn wir einmal niedergeschlagen sind. Und es wäre nicht das erste Mal, liebe Gemeinde, dass der lebendige Gott ganz konkret bei Gefahr für Leib und Leben seiner Botschafter höchstpersönlich eingreift. Darauf dürfen wir uns felsenfest verlassen. Wenn eine Botschafterlaufbahn endet, dann wird der Botschafter in sein Heimatland zurückberufen und darf dort seinen Ruhestand genießen. Und dies wird auch uns so ergehen. Wenn unsere Botschafterlaufbahn hier auf Erden endet, und sie endet immer mit unserem Tode hier auf Erden, dann werden wir nicht in irgendein Nirwana geschickt oder in die unendlichen Weiten des Weltraumes. Wenn unser Botschafterlaufbahn endet, dann werden wir heimgerufen in den Himmel. Dort dürfen wir die Ewigkeit in Gottes Gemeinschaft verbringen. Lassen wir uns als ein auf unsere große Berufung und Ernennung als Gottes Botschafter hier auf Erden. Übrigens auch wenn noch nicht Ostersonntag ist: Es kann nichts schiefgehen; der für uns den Weg zu Gott wieder freigemacht hat, ist ja auch vom Tode wieder auferstanden uns ist ganz persönlich bei einem jeden von uns alle Tage bis an der Welt Ende. Wo unsere Reise nach unserer Heimberufung hingeht, das beschreibt der Liederdichter Paul Gerhardt sehr schön in dem 6. Vers seines Liedes: "Ich bin ein Gast auf Erden..." (EG529), der da lautet, wie folgt: So will ich zwar nun treiben mein Leben durch die Welt, doch denk ich nicht zu bleiben in diesem fremden Zelt. Ich wandre meine Straße, die zu der Heimat führt, da mich ohn alle Maße mein Vater trösten wird. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen geruhsamen Karfreitag. Bis zum nächsten Sonntag, dem Ostersonntag wünsche ich Ihnen allen Gottes reichen Segen und seinen tiefen Frieden. Es grüßt Sie alle recht herzlich Ihr Ulrich Naber |
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