| ePredigt vom 20.10.2019 (Jakobus 2, 14-26) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 18. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Kapitel des Jakobusbriefes, die Verse 14-26. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Glaube ohne Werke ist tot Was hilft's liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke ? Kann denn der Glaube ihn selig machen ? Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch !, ihr gäbet ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat - was könnte ihnen das helfen ? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. Aber es könnte jemand sagen: Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. Du glaubst, dass nur einer Gott ist ? Du tust recht daran; die Teufel glauben's auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist ? Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden. So ist die Schrift erfüllt, die da spricht (1. Mose 15,16) "Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden" und er wurde "ein Freund Gottes" genannt (Jesaja 41,8). So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein. Desgleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und ließ sie auf einem andern Weg hinaus? Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Liebe Gemeinde, da reden wir nun seit Jahren über das Thema Werkgerechtigkeit und dass uns gute Werke nicht in den Himmel bringen und dann kommt da ein Jakobus daher und wirft alles über den Haufen. So jedenfalls kommt es rüber, wenn man den Text zum ersten Male hört. Dann lassen Sie uns heute Morgen einmal erforschen, ob denn wirklich alles falsch war, was wir bisher gehört und gelesen haben. 1. Vom Kreuz her Alle anderen Briefes des Neuen Testamentes, voran der Römerbrief, zeigen uns den Weg hin zum Kreuz. Das ist der Weg, den ein jeder gehen muss, um wieder Gottes geliebtes Kind werden zu können. Umkehr und Bekehrung nennen wir dies. Und in der Tat ist es so, dass wir dadurch geläutert werden, es also keiner unserer Werke bedarf, um den Zustand der Erlösung zu erlangen. Das Thema des Jakobusbriefes ist indes ein vollkommen anderes. Jakobus zeigt uns den Weg vom Kreuz her auf. Wir alle bleiben ja nicht bei unserer Bekehrung stehen, sondern wir müssen ja alle wieder in die Welt hinaus. Und wie wir uns da verhalten sollen, wie also unser christliches Leben ganz praktisch aussehen soll, da gibt uns Jakobus in seinem Brief wertvolle Ratschläge an die Hand. Einige werden wir heute kurz ansprechen. Ich empfehle Ihnen allen, den Jakobusbrief doch einmal in seiner Gesamtheit zu lesen, da er viele mehr praktische Ratschläge enthält, als wir heute Morgen besprechen können. Ich komme also vom Kreuz her zurück in die Welt und da stellt sich zuallererst einmal die Frage: Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um? Wie gehe ich mit Streit und Zank um? Wie begegne ich meinen Mitmenschen unter dem Licht des Kreuzes unter dem ich ja nunmehr wandle? 2. Ganzheitlicher Glaube Jakobus sagt uns für unseren Weg mit Gott, dass unser Glaube sichtbar sein muss. Andere Menschen sollen erkennen, dass wir eben anders reden, leben und handeln, als Menschen, die ohne Gott unterwegs sind. Wie es ein bekanntes Kirchenlied beschreibt sollen wir mit Herzen, Mund UND Händen unseren Glauben in die Welt tragen. Sonntags in der Kirche ist die Angelegenheit ja ganz einfach. Da sind wir ja unter uns. Da herrscht Eintracht und Harmonie, wenn wir mit Herzen und Mund unseren Herrn loben und preisen. Aber zu Wochenbeginn sieht die Sache schon ganz anders aus. Da werden wir wieder in die Welt katapultiert und müssen dort unseren Mann/Frau stehen. Und hier setzt Jakobus ein und sagt uns, dass unser Glaube in der Welt in aller erster Linie an unseren Taten erkennbar sein wird. Ganz praktisch kann das auch so aussehen, dass ich meinen Arbeitskollegen bei seiner Arbeit unter die Arme greife, wenn ich erkenne, dass er es alleine nicht schafft. Auch wenn ich selber müde bin, so kann ich doch meinen Sitzplatz in der überfüllten Bahn der alten Dame anbieten, die ihn mehr benötigt als ich. Und wenn ich mal einen Fehler gemacht habe, dann kann ich ihn auch eingestehen und wieder versuchen geradezubiegen, was ich verbockt habe. Wir könnten jetzt stundenlang so weitermachen, aber der Kern der Sache ist der, dass man uns unseren Glauben anmerken muss, wenn er denn wirklich echt ist. Und das geht vor allem mit Werken. Und durch die Werke wird unser Glaube auch zu einem lebendigen Glauben. Also doch wieder Werkgerechtigkeit ? Lassen Sie uns schauen 3. Der vollendete Glaube Eines gehört noch zu dem Glauben hinzu. Und das ist der Gehorsam gegenüber unserem Herrn. Wie weit dieser Gehorsam gehen sollte, dass haben wir bei Abraham gesehen, der nicht zögerte seinen eigenen Sohn zu opfern, weil Gott ihm dies auftrug. Dass es dann doch nicht dazu kam, das wissen wir natürlich alle. Wir könnten ja auch sagen: Gut, in den Himmel komm ich jetzt, das wäre geschafft und jetzt chill ich erst mal und mach mich rar. So hat Gott das allerdings nicht gemeint. Wir sollen unsere Ohren und Augen offenhalten für Aufgaben, die uns Gott an die Hand gibt. Und Gott hat für einen jeden von uns auch hin und wieder ganz, ganz unbequeme Aufgaben parat. Davon kann jeder ein Lied singen, der es mit seinem Glauben ernst meint. Warum sollte nun gerade diese Aufgaben so lieben, da sie doch so schwer sind? Nun, weil ich von Gott Vergebung empfangen habe und er mit dem Heiligen Geist bei mir Einzug gehalten hat, werden mir diese Aufgaben gar nicht mehr schwer fallen. Ich führe diese Aufgaben ja nicht aus, um in den Himmel zu kommen, sondern genau darum, weil ich schon die Eintrittskarte für den Himmel in Händen halte. Gerade weil ich weiß, dass Gott mich liebt und mich trägt und mich durch mein ganzes Leben führt, ja genau darum kann ich es wagen auch unpopuläre Aufgaben wahrzunehmen. Ich kann es wagen den Glauben mit Leben zu füllen, weil ich weiß, dass da einer bei mir ist, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Also doch keine Werkgerechtigkeit, sondern Werke aus der Liebe zu unserem Herrn heraus. Gottes Leitung in unserem Leben beschreibt der Liederdichter Klaus Peter Hertzsch sehr schön in dem zweiten Vers seines Liedes "Vertraut den neuen Wegen..." (EG 395), der da lautet, wie folgt: Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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