| ePredigt vom 20.01.2019 (Römer 12, 9-16) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag nach Epiphanias. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 12. Kapitel des Römerbriefes, die Verse 9-16. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Das Leben der Gemeinde Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. Liebe Gemeinde, ganz schön starker Tobak, den wir soeben gehört haben. Naturgemäß habe ich mich schon länger mit diesem Text beschäftigt und bin für mich zum Schluss gekommen: Das kann kein Mensch. Wer von uns hat bitteschön noch niemals geflucht, wenn die Türen des Autos zugefroren waren und man einen dringenden Termin hatte. Na und die zu segnen, die mir andauernd Knüppel zwischen die Beine werfen, zählt auch nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber mitten in dem Predigttext stehen drei Punkte, die unser Christenleben sozusagen vor der Klammer der hier gehörten Einzeleigenschaften ausmachen sollen. Lassen Sie uns diese drei Punkte einmal ein wenig näher betrachten: 1. Hoffnung Es gibt bekannterweise immer zwei Wege, wie wir mit einer Sache umgehen können. Dies ist bei der Hoffnung auch nicht anders. Wir können miesepetrig an die Hoffnung herangehen, nach dem Motto: Jetzt warten wir schon zweitausend Jahre und was ist passiert ? Nix ist passiert. Na ja, trotzdem wollen wir die Hoffnung mal nicht ganz aufgeben. Behalten wir sie mal im Hinterkopf. Wer weiß, vielleicht passiert ja noch was. Und genau so sollen wir mit unserer Hoffnung nach Paulus eben nicht umgehen. Wir sollen fröhlich in der Hoffnung sein. Wir sollen uns gewiss machen, dass die Verheißungen, die uns der Herr Jesus versprochen hat, auch wirklich eintreffen. Das sagt sich so schnell dahin. Aber einfach mal den Hoffnungsschalter von miesepetrig auf fröhlich umschalten ? Das sollen wir auch nicht machen. Wir sollen die Dinge prüfen, bevor wir uns entscheiden. Und wenn wir uns die Verheißungen der Bibel anschauen, dann müssen wir feststellen, dass sich ca. 90 % der Verheißungen genau so erfüllt haben, wie sie uns in der Bibel prophezeit werden. Anfang eines jeden Jahres werden die Vorhersagen der bekanntesten Wahrsager immer wieder geprüft. Was meinen Sie, was passieren würde, wenn einer dabei wäre, dessen konkrete Vorhersagen zu über 90 % eingetreten wären. Denen würden man doch die Bude einrennen, obschon wir dies natürlich nicht dürfen. Warum rennen wir eigentlich dem Herrn Jesus nicht die Bude ein ? Denn das dürfen wir getrost machen. 2. Trübsal Ich gehe mal davon aus, dass keiner von uns ein fanatischer Trübsalbläser ist und es toll findet, von einem Schlamassel in den anderen zu geraten. Wir sind uns sicherlich einig, dass keiner von uns gern durch Zeiten der Trübsal geht. Und doch gibt es auch hier wieder zwei Wege, die von uns begangen werden können. Die erste Gruppe wird zumeist in der Trübsal hektisch. Es wird alles versucht, um Perioden der Trübsal möglichst abzukürzen, oder sie gar abzuwenden. Eine der größten Trübsale ist wohl die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Da bekommt man dann schnell gute Ratschläge, wie Kopf hoch, wird schon wieder oder gar den dämlichsten Ratschlag von allen, der da lautet: Du musst dich ablenken. All das, liebe Gemeinde, führt dazu, dass der Hammer der Trübsal irgendwann mit geballter Macht zurückschlägt. Und dann rät uns Paulus, in der Trübsal geduldig zu bleiben. Geduld in der Trübsal ist die Eigenschaft, das Geschehene zuzulassen, es nicht zu verdrängen und sich diesem zu stellen. Wer dies wirklich und offenen Herzens unternimmt,der wird bald feststellen, dass da jemand ist, der uns gerade in diesen harten Seiten zur Seite steht. Und dieser jemand, also unser Herr Jesus Christus nimmt uns an die Hand und begleitet uns ganz behutsam ohne Abkürzungen durch diese Zeiten der Trübsal hindurch, bis wir diese Täler durchschritten haben. 3. Gebet Es gibt ja die Spezies der Stoßgebeter. Immer dann, wenn großes Ungemach in der Luft liegt, wird schnell ein Gebet zum Himmel geschickt, damit Gott gefälligst auch eingreift. Ja, und dann gibt es auch noch die Beter, die allgelegentlich mal ein Gebet gen Himmel senden, so zum Beispiel im Weihnachtsgottesdienst, vielleicht noch mal zu Ostern. Das muss dann aber auch reichen. Stellen wir uns einmal vor, wir hätten einen neuen Freund und würden diesen nur anrufen, wenn wir wieder mal in der Tinte stecken und er uns gefälligst heraushelfen soll. Wofür sind Freunde schließlich da. Oder aber wir würden mal ab und wann etwas von uns hören lassen. Wäre das eine Freundschaft, die auf Dauer halten würde ? Ich denke einmal, das würde sie nicht. Nun ist Gebet ja nichts anderes als reden mit Gott. Und Paulus rät uns dringend, beharrlich zu sein im Gebet. Beharrlich heißt nichts anders als "dranbleiben". Nur wenn ich an Gott dranbleibe, also die Kommunikation mit ihm regelmäßig führe, dann kann eine ernsthafte Beziehung zu Gott aufrechterhalten werden. Und, liebe Gemeinde, Gott ist kein Wunscherfüllungsautomat. Wenn ich ich mich sofort von ihm abwende, wenn er eines oder mehrere meiner Gebete nicht erfüllt hat, dann kann von einer ernsthaften Beziehung mit Gott wohl keine Rede sein. Gott erhört alle unsere Gebete, er erfüllt aber nur diejenigen, die wirklich gut für uns sind. Das merkt man allerdings immer erst hinterher. Deshalb auch meine Hausaufgabe für uns alle: Überlegen wir doch einmal, wie viele Gebete Gott nicht erfüllt hat und zu welchem Segen diese Nichterfüllungen für uns letztendlich geworden sind. Lassen Sie mich schnell noch ein letztes sagen: Beten besteht auch aus Hören. Hören können wir aber nur, wenn wir vor Gott stille werden und ihn reden lassen. Also bitte nicht sogleich nach dem Amen wieder zum Tagesgeschehen zurückkehren. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes in den zweiten Vers des Liedes: "In dir ist Freude..." (EG 398) des Liederdichters Cyriakus Schneegass einstimmen, der unsere Predigt sehr schön zusammenfasst und der da lautet, wie folgt: Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod; du hast's in Händen, kannst alles wenden, wie nur heißen mag die Not. Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren mit hellem Schalle, freuen uns alle, zu dieser Stunde. Halleluja. Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Macht dort droben mit Herz und Munde. Halleluja. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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