| ePredigt vom 18.04.2019 (1. Korinther 11, 23-26) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Gründonnerstag. Den Predigtext für den heutigen Tag finden wir im 1. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 11, die Verse 23-26. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's, und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Liebe Gemeinde, den Text, den wir soeben gehört haben, den kennen wir sicherlich alle. Es handelt sich um die Einsetzungsworte des Heiligen Abendmahles. Immer dann, wenn wir zum Tisch des Herrn eingeladen werden, haben wir diese Worte zuvor gehört. Wenn wir gefragt werden: Was ist das eigentlich, das Abendmahl, das ihr da feiert, können wir dies jemandem, der mit dem Glauben nicht viel zu tun hat, ganz einfach erklären ? Lassen Sie uns dies doch heute einmal gemeinsam probieren. 1. Das Liebesmahl Wenige Stunden später geht Jesus seinen Leidensweg, der schlussendlich an einem Kreuz endet. Kaum vorzustellen, dass er am Abend zuvor seine Jünger stärken möchte. Er tut dies aus Liebe zu seinen Jüngern heraus. Wir müssen uns dies so vorstellen, dass Jesus in zwei Welten lebt. Er, der bald wieder bei seinem Vater im Himmel sein wird, lässt seine geliebten Brüdern und Schwestern allein zurück auf der Erde. Wenn wir nun das Abendmahl einnehmen, dann ist unser Herr gegenwärtig mit am Tisch. Er, der in zwei Welten lebt, ist in Form des Heiligen Geistes auch bei jedem Abendmahl präsent und repräsentiert in Brot und Wein sein Blut und seinen Leib. Die Jünger sollen erkennen, dass er, obwohl er am Kreuz gestorben ist, nach wie vor für die Seinen präsent ist. Bei jedem Abendmahl nehmen wir also den Herrn in uns auf und dürfen uns über seine Gegenwart freuen und dankbar sein, dass er auch heute am Gründonnerstag mitten unter uns weilt. Er, der bald den Weg zum Kreuz antreten wird, will uns im Abendmahl aufzeigen, dass er immer wiederkommt, wenn wir das Abendmahl gemeinsam feiern. ER ist also quasi der unsichtbare Gastgeber eines jeden Abendmahles. 2. Das Gemeinschaftsmahl Gemeinschaft ist eine tolle Sache. In der Gemeinschaft fühlen wir uns wohl und die Gemeinschaft macht uns stark. Eine gut funktionierende Gemeinschaft stärkt die Schwachen und hilft den Bedürftigen. Dieser Gemeinschaftsgedanke steht auch hinter dem Abendmahl. Jesus weiß, dass nach seinem Tode der Kampf erst richtig losgehen wird. Und das erleben wir auch heute noch. In vielen Ländern werden auch heute noch Christen ob ihres Glaubens wegen verfolgt und eingesperrt oder gar hingerichtet. Jesus schenkt den Jüngern dieses Abendmahl als Gemeinschaftsmahl, damit sie immer daran erinnert werden, zu teilen. Das Abendmahl ist also niemals eine "face to face" Angelegenheit, sondern immer ein Gemeinschaftsmahl. Es zeigt uns in beeindruckender Weise auf, dass wir alle gleich sind. Am Tisch des Herrn gibt es keine Rangordnungen. Alle nehmen das gleiche Brot und den gleichen Wein auf. Also sind wir alle vor Gott gleich. Diese Gemeinschaft soll uns auch nach dem Abendmahl erhalten bleiben und uns daran erinnern, dass wir als innere Gemeinschaft nicht nur auf den Beistand unseres Herrn angewiesen sind, sondern auch einander verpflichtet sind uns gegenseitig zu unterstützen und beizustehen. Wenn wir das Abendmahl feiern, dann feiern wir dies auch immer zusammen in der Gemeinschaft derer, die uns im Glauben vorausgegangen sind. Das Abendmahl ist also der zentrale Punkt, wo sich Himmel und Erde berühren, wo wir auf geheimnisvolle Weise schon ein Stück weit den Himmel spüren dürfen. 3. Das Bundesmahl Das Abendmahl ist auch ein Bundesmahl. Wenn wir Menschen untereinander einen Bund eingehen, oder einen Vertrag schließen, dann meist unter gleichwertigen Partnern. Jeder hat seine Vorteile und seine Verpflichtungen aus dem Bund oder aus dem Vertrag heraus. Der Bund, den Gott mit uns armen Sündern eingeht, sieht allerdings gänzlich anders aus. Da verpflichtet sich der heilige und lebendige Gott einen Bund mit uns einzugehen, der besagt, dass uns alle Sünden vergeben werden, wenn wir zu dem, was Jesus für uns getan hat, einfach nur "Ja" sagen. Wir als bußfertige Sünder müssen nur unsere Sünden bereuen und sie unserem Herrn übertragen und schon haben wir die Eintrittskarte für den Himmel in unseren Händen. In einer Leistungsgesellschaft wie der unsrigen ist dies natürlich nur sehr schwer zu verstehen. Wir sind es ja gewohnt, für alles, was wir erhalten, eine Gegenleistung zu erbringen. Und da verwundert es sicherlich keinen Menschen, dass zahlreiche Religionen über dieses einfach "Ja" weitere Verpflichtungen erfunden haben, um in den Himmel zu gelangen. Tun wir uns alle einen Gefallen und hören bitte nicht auf die Religionen, sondern auf unseren Herrn Jesus Christus allein, der uns nur einen ein einfaches "Ja" für seine Erlösungstat abverlangt. Das alles steckt also in dem Abendmahl wenn wir zum Tisch des Herrn treten. Es will uns Jesu Gegenwart und Liebe aufzeigen, es will uns an unsere Gemeinschaftsverpflichtung erinnern und es will uns daran erinnern, dass unser einfaches und klares "Ja" zu ihm ausreicht, um wieder Zutritt zum Vaterhaus zu erhalten. Nehmen wir doch einfach das, was auf Golgatha geschah im Glauben an und lassen Sie uns dies auch dadurch tun, dass gemeinsam in den ersten Vers des Liedes von Friedrich von Bodelschwingh "Nun gehören unsre Herzen..." (EG 93) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha, der in bittern Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah, das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld, das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ewger Huld. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen Abend und verabschiede mich von Ihnen allen bis zum morgigen Karfreitag. Es grüßt Sie alle ganz herzlich und in Christus verbunden Ihr Ulrich Naber |
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