| ePredigt vom 17.11.2019 (Hiob 14, 1-6, 13, 15-17) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Buch Hiob, Kapitel 14, die Verse 1-6, 13 und 15-17. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen ? Auch nicht einer ! Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, dass er nicht überschreiten kann: so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut. Ach dass du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis dein Zorn sich legt, und mir ein Ziel setzen und dann an mich denken wolltest ! Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände. Dann würdest du meine Schritte zählen, aber hättest doch nicht acht auf meine Sünden. Du würdest meine Übertretungen in ein Bündlein versiegeln und meine Schuld übertünchen. Liebe Gemeinde,
Hiobsbotschaften kennen wir alle. Viele von uns haben auch schon etliche davon hören müssen. Und Hiob selber, der hatte eine ganze Reihe Schicksalsschläge zu verdauen. Seine Kinder waren ums Leben gekommen, seine Gesundheit war ruiniert worden und die Menschen, die ihn früher so sehr geachtet hatten, hatten sich unisono von ihm abgewandt. Wirklich keine beneidenswerte Situation.
Auch seine besten Freunde konnten ihm nicht wirklich beistehen. Und so sind wir in unserem heutigen Predigttext mitten drin in den Klagen Hiobs. Was aber erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass Hiob schon den Ausweg erahnt. Lassen Sie uns diese Chronologie einmal gemeinsam betrachten:
1. Vor Jesus
Hiob lebte bekanntermaßen lange bevor Jesus auf die Welt kam. Und so stand er nicht anders da, als wie Adam und Eva nach dem Sündenfall.
Der Mensch lebt eine kurze Zeit, erlebt viel Leid, er bleibt nicht und muss sterben. So fasst er seinen und den Lebenslauf aller Menschen zusammen. Und da verwundert es uns nicht, wenn Hiob Gott bittet, ihn doch wenigstens in Ruhe zu lassen bis er stirbt.
Ein wahrhaft schreckliches Gottesbild, welches wir hier erfahren. Liebe Gemeinde, gehen wir doch einmal vor die Kirchentüre und hören uns um, wie die Menschen heutzutage denken.
Da hören wir genau das, was Hiob uns sagt. Warum lässt Gott das alles zu? Warum muss ich so viel leiden ? Ich will mit Gott nichts mehr zu tun haben. Das sind Sätze, die uns immer wieder begegnen. Viele Menschen schmeißen Gott aus ihrem Leben einfach raus. Ja, das klingt brutal, aber es entspricht den Tatsachen.
Und wenn es uns einmal eiskalt erwischt, sind wir nicht auch nahe an Hiob dran? Stellen wir nicht manchmal die gleichen Fragen, wie Hiob dies tat?
2. Hiobs Wunsch
Hiob klagt ja nicht nur, das wäre ja auch zu simpel, da wäre er ja genauso wie die meisten Menschen. Nein, Hiob denkt einen Schritt weiter:
Was wäre, wenn Gott doch an mich denkt? Er würde rufen und ich könnte antworten. Dann würde wieder alles gut werden. Wir könnten miteinander reden. Du würdest auf mich achten und zwar auf einen jeden meiner Schritte.
Und das allerbeste wäre: Du würdest meine Schuld übertünchen.
Ja, Gott, wenn Du das tun würdest, dann könnte ich noch einmal ganz von vorne anfangen. Ich wüsste, dass Du immer bei mir bist, dass mich nichts aus Deiner Hand reißen kann. Das wären wirklich paradiesische Zustände.
Liebe Gemeinde, Gott hat eine Sehnsucht nach ihm in aller Menschen Herz gelegt. Egal, was ihnen auch geschehen mag, tief im innersten glimmt diese Hoffnung immer wieder auf. Wir können sie betäuben zuschütten oder andersartig übertünchen. Aber diese Sehnsucht keimt immer wieder auf.
3. Jesus - Unser Schicksal
Was unterscheidet uns eigentlich von Hiob? Wir erleben bisweilen gleiches oder noch mehr Leid auf Erden. Wir werden von den gleichen Zweifeln getrieben, die auch Hiob fast in den Wahnsinn gebracht hätten. Und wir sind bisweilen auch versucht, Gott aus unserem Leben zu entfernen.
Das entscheidende gegenüber Hiob ist, dass sich die Tatsachenlage Volkommen verändert hat. Da können unsere Träume und Wünsche und Entscheidungen gegen Gott nichts dran ändern. Fakten bleiben Fakten. Und die schauen wir uns jetzt einmal gemeinsam an:
a. Gott ist als Mensch auf die Erde gekommen b. Gott hat als vollkommen sündloser Mensch auf Erden gelebt c. Jesus wurde am Kreuze hingerichtet und bezahlte mit seinem Tod für unser aller Sünden
Gott möchte nicht, dass auch nur ein Mensch verlorengeht und in der Hölle landet. Aber so, wie wir sind, können wir auch nicht in den Himmel kommen, da unsere Sünden uns dorthin begleiten würden. Also musste eine "Entschuldungstat" erfolgen, die uns von allen Sünden befreit. Nicht nur von den bereits begangenen, sondern auch von den Sünden die wir noch begehen werden.
Der Sünde Sold ist der Tod. Also musste es eine Möglichkeit geben, dass dieser Sold einmal für alle Menschen auf Erden bezahlt wird.
Und genau dies machte Gott in der Person Jesu Christi, indem er den Kreuzestod starb und alle Sünden dieser Welt auf sich nahm. Dadurch wurde der Weg zu Gott für uns wieder frei. Wir müssen ihn nur begehen. Unser einfaches Ja zu der Erlösungstat macht uns wieder zu Gottes geliebten Kindern und bringt uns in den Himmel.
Wir können heute wieder mit Gott reden, wie Gott zu Vorzeiten mit Adam und Eva geredet hat. Wir müssen nur seinem Ruf folgen.
Und wenn wir das Buch Hiob weiterlesen, dann ist es letztendlich der gütige und allmächtige Gott, der Hiob ruft und ihr über alles Klagen hinweg annimmt. Zuvor weist er ihn natürlich schon noch zurecht; insbesondere auf die Rangordnung, die im Himmel herrscht. Lesen Sie einfach mal die weiteren Kapitel dieses Buches. Wir sind nämlich auch manchmal versucht, diese Rangordnung umzukehren.
Warum lässt Gott alles zu ? diese Frage kann ich Ihnen auch nicht beantworten; aber ich kenne den, den wir ganz persönlich fragen können. Und der wird uns, wenn wir aufrichtgen Herzens fragen auch nicht ohne seine Antwort im Regen stehenlassen.
Daher lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unseren Gott loben mit dem ersten Vers des Liedes "Du meine Seele singe..." (EG 302) von Paul Gerhardt, der da lautet, wie folgt: Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünschen Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |
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