| ePredigt vom 13.11.2022 (Lukas 18, 1-8) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Lukasevangelium, Kapitel 18, die Verse 1-8. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: | |
| | Von der bittenden Witwe Er sage ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten, und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher ! Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, will ich doch dieser Witwe, weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage. Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt ! Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen ? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden ?
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| Liebe Gemeinde, bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten: Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du. Amen. Liebe Gemeinde, auf den ersten Blick sagt uns der heutige Predigttext recht wenig Neues. Aber, wenn wir hinter diesen Text schauen, dann geht es um ein zentrales Thema unseres Glaubenslebens, es geht nämlich um das Gebet. Natürlich beten wir alle, aber alles, was man natürlich macht, das hat einen gewissen Anstrich von Routine. Jetzt tun wir einfach mal so, als ob wir einem Menschen, der den Weg zu Jesus finden möchte, das Wesen des Gebetes erklären würden. | |
| 1. Bitten Liebe Gemeinde, das Gebet ist eine ganz intime Unterredung zwischen mir und Gott. Im Gebet bringen wir unsere ganz persönlichen Anliegen vor Gott und bitten ihn um seine Hilfe. Ein Gebet ist also nichts anderes als ein Gespräch mit meinem Vater im Himmel. Unser Vater im Himmel möchte uns ein treuer Begleiter in allen Lebenslagen ein. Er tut dies allerdings nicht ungefragt. Wer seine Probleme lieber alleine lösen möchte, den lässt er natürlich auch in Ruhe. "Nicht schlucken, sondern schicken" das sagte ein schweizer Evangelist einmal auf einer Veranstaltung, wo es um das Gebet ging. Die meisten Menschen schlucken all ihre Nöte, Sorgen und Probleme lieber hinunter, als dass sie sie an den Herrn senden. Wer ewig schluckt, der stirbt von innen. Und an dieser Aussage ist wirklich etwas dran. Also lassen Sie uns immer wieder alles, was uns auf der Seele liegt im Gebet zu unserem Herrn senden. Und dabei lassen wir es nicht bei dem Senden, sondern wir übertragen unsere Sorgen allesamt im Gebet auf unseren Herrn und Heiland. Und dadurch erleben wir auch die befreiende Wirkung des Gebetes. Wo ich nicht mehr weiter weiß, wo ich keinen Ausweg mehr sehe, wo um mich herum alles ins Chaos zu versinken droht, da übertrage ich diesen ganzen Schlamassel doch lieber gleich unserem Herrn und kümmere mich um andere Dinge. Denn der gesagt hat: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende", der macht diese Verheißung auch wahr. Auch heute noch im Jahre 2022. Und jetzt kommt der etwas schwierigere Teil des Gebetes, nämlich das Warten. Viele Menschen leiern morgens schnell ein Gebet herunter, beschießen dies mit Amen und dann geht es los mit dem Tag. Das hat natürlich mit Gebet nichts mehr zu tun. Wir hatten eingangs gesagt, dass Gebet ein Gespräch mit Gott ist. Wenn wir mit unserem Part fertig sind, dann müssen wir IHN auch mal reden lassen. Und da Gott kein Gebetserfüllungsautomat ist, müssen wir uns auch schon mal gedulden, bevor wir eine Antwort erhalten. Aber keine Angst, Geduld kann man lernen. | |
| 2. Gebetserhörung "Gott erhört meine Gebete nicht", das höre ich nahezu jeden Tag immer und immer wieder. Liebe Gemeinde, ich kann Ihnen allen versichern, dass Gott jedes Gebet, das ernsthaft an ihn gerichtet ist auch erhört. Was die meisten Menschen damit meinen, dass Gott ihr Gebet nicht erhört, ist nämlich etwas ganz anderes, es ist die Beschwerde darüber, dass Gott nicht das macht, was sie von ihm erbeten haben. Und jetzt sind wir auch schon mittendrin in den Gebetserhörungen. Gott antwortet, vereinfacht ausgedrückt auf dreierlei Weise auf jedes Gebet. Und dies sind seine Antworten: JA, NEIN, NOCH NICHT Über das "JA" müssen wir glaube ich nicht lange reden. Aber das "NEIN" ist schon etwas komplizierter. Ich wollte als junger Mann gern ein berühmter Pianist werden. Also bat ich meine Eltern, mir doch bitte Klavierstunden zu ermöglichen. Schon in den ersten Stunden hatte meine Lehrerin erkannt, dass ich kein Gefühl für Musik habe, kein Rhythmusgefühl besitze und auch kein Taktgefühl (jedenfalls was die Musik anbelangt) habe. Meine Eltern haben dies erkannt und die Klavierstunden ersatzlos gestrichen. Ich habe dann in meiner Freizeit gearbeitet und diesen Erlös dann wieder in Klavierstunden gesteckt. Mein neuer Lehrer sah die Sache natürlich ganz anders. Jedenfalls solange, wie das Honorar großzügig floss. Kurzum: Hätte ich auf den ersten Rat gehört, hätte ich mir viel Geld sparen können. Und so ist es auch im Gebet. Wenn Gott sein NEIN spricht, dann können wir zwar lustig weitermachen, aber das, was wir vorhaben wird uns nicht gelingen. Jetzt kommen wir zum dem "NOCH NICHT". Auch hier habe ich wieder mal versucht an Gottes Gebetsantwort vorbei etwas zu machen, wofür ich noch gar nicht reif war. Ich wollte als gerade mal neu bekehrter junger Mann sofort Evangelist werden. Unser Pastor sah natürlich mein Anliegen und gab mir den Rat, doch bitte darüber zu beten. Das tat ich auch. Allerdings erhielt ich keine direkte Antwort auf mein Gebet. Und da kein NEIN kam, musste es ja wohl schlussendlich ein JA sein. Also nahm ich die Dinge selber in die Hand. Ich hatte einen Besenstiel, bastelte daran ein Plakat mit der Aufschrift: "Jesus ist die Antwort" und zog siegesgewiss durch die Straßen unserer Heimatstadt. Nun ist es ja der Sinn jedweder Evangelisation, dass man auf Menschen trifft, denen man die frohe Botschaft weitersagen möchte. Ich traf auch sogleich auf eine Gruppe von Männern, die mich nur fragten: "Und was ist die Frage ?" Erst bekam ich kein Wort heraus, dann stammelte ich mir einen derartigen Blödsinn zusammen, dass ich mir wünschte die Erde würde sich auftun und mich sofort verschlingen. Das hat sie natürlich nicht getan. Aber dann stellte sich zum Glück heraus, dass diese Truppe gerade auf dem Heimweg von einer Bibelstunde war. Sie nahmen mich in ihrer Mitte auf und fortan wusste ich, was ein NOCH NICHT bedeutet. Und aus dem NOCH NICHT wurde gerade in dieser Gemeinschaft nach einigen Jahren dann ein JA. | |
| 3. Danken Von Jesus wird ja ein Ereignis erzählt, das wir alle kennen. Jesus heilte 10 Aussätzige, aber nur einer bedankte sich für diese Heilung. Jetzt mal Hand auf's Herz: Wann haben wir denn dem Herrn zum letzten Mal für eine Gebetsantwort gedankt. Ich meine nicht sein "Ja" zu unseren Anliegen, sondern für sein "NEIN" oder sein "NOCH NICHT". Bei mir liegt da schon so einiges immer wieder im Argen und ich arbeite immer weiter daran auch für diese NEINS und NOCH NICHT dem Herrn aufrichtig DANKE zu sagen. Ich glaube es sind diese ganzen NEINS oder NOCH NICHT, die uns vor viel Schaden bewahrt haben und die uns alle dahin geführt haben, wo wir uns heute gerade befinden. | |
| 4. Glauben auf Erden Damit endet unser heutiger Predigttext. Wissen Sie, liebe Gemeinde, das schnell herunter gerackerte Gebet zeugt nicht unbedingt von einem echten und wahrhaftigem Glauben. Echter Glaube hat auch die echte Beziehung zu unserem Herrn zur Folge. Und in einer echten Beziehung redet man miteinander und bespricht alles mit dem Gegenüber, was einem auf der Seele liegt. Ich kann mir schon vorstellen, dass Gott daran gelegen ist, mit jedem Menschen eine solche Beziehung einzugehen, nicht nur mit uns, die wir heute morgen in seinem Namen versammelt sind. Laden wir doch all die Menschen dazu ein, die mit Gott noch nicht auf DU und DU sind. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unseren Herrn anbeten, indem wir gemeinsam in den zweiten Vers des Liedes "Ich bete an die Macht der Liebe" von Gerhard Tersteegen einstimmen, der da lautet, wie folgt: | |
| | Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesum offenbart; ich geb mich hin dem freien Triebe, wodurch ich Wurm geliebet ward; ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken. | |
| Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber | |
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