| ePredigt vom 07.07.2019 (1. Timotheus 1, 12-17) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Brief des Paulus an Timotheus, Kapitel 1, die Verse 12-17. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Lobpreis der göttlichen Barmherzigkeit Ich danke unserem Herrn Jesus Christus, der mich stark gemacht hat und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als Erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit ! Amen. Liebe Gemeinde, der dritte Sonntag nach Trinitatis wird auch als Sonntag der offenen Arme bezeichnet. Die offenen Arme Gottes sind allezeit ausgestreckt, um uns Sünder in die Arme zu schließen. Darüber lassen Sie uns am heutigen Sonntag einmal gemeinsam nachdenken. 1. Was ist das überhaupt: Sünde? Wir haben soeben gehört, dass Christus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen. Da stellt sich doch die Frage, was ist es denn ganz konkret, wenn wir von Sünde sprechen. Das Wort Sünde hat sich leider in unseren Sprachgebrauch in allen Ebenen eingeschlichen, wo es eigentlich nichts zu suchen hat. Da kauft man sich das sündhaft teure Parfum, oder man hat beim Essen gesündigt, weil man mal wieder über die Stränge geschlagen hat. Das ist natürlich nicht mit der Sünde gemeint, wie sie in unserem heutigen Predigttext benannt wird. Mit der Sünde in der Bibel ist das ganz persönliche Fehlverhalten gegenüber Gott gemeint. Lassen Sie mich ein Beispiel aus unserer Vergangenheit wählen. Nach dem Ende des Naziregimes will ja keiner von den Grauentaten der Nazischergen etwas gewusst haben. Und die, welche direkt darin involviert waren, haben natürlich nur auf Befehl gehandelt. Keiner war sich einer Schuld bewusst. Schuld hatten allenfalls die anderen, aber man selber nicht. Gott hingegen erkennt nur das ganz persönliche Schuldanerkenntnis des einzelnen Menschen an. Das ganz persönliche Schuldanerkenntnis, um bei unserem Beispiel zu bleiben eines KZ-Aufsehers, der ehrlich seine Sünden bereut gilt vor Gott und schafft die Grundlage für 2. Die Barmherzigkeit Wer ehrlich seine Sünden bereut und sich von diesen abkehrt, dem verspricht unser Herr Barmherzigkeit. Um noch einmal bei unserem Beispiel zu bleiben ist es ja in der Welt so, dass die Straftäter des Naziregimes in vielen Fällen verurteilt wurden und ihre weltlich gerechte Strafe abgesessen haben. In allen Fällen blieb aber auch nach deren Entlassung der Makel des Verbrechers an ihnen haften. Bei Gottes Barmherzigkeit sieht das komplett anders aus. Ich habe einmal den Begriff Barmherzigkeit gegoogelt und folgende Definition gefunden: "Der Barmherzige öffnet das eigene Herz für fremde Not und nimmt sich dieser an oder gar diese von der anderen Person weg." Barmherzigkeit ist also genau das Gegenteil von Strafe. Der Herr Jesus hat genau dies für uns getan. Er hat sein Herz aufgetan für unsere Sünden, hat diese als seine Sünden übernommen und hat für all unsere Sünden am Kreuz mit seinem Leben bezahlt. Damit sind all unsere Sünden ein für alle Male vor Gott getilgt. Wenn wir uns dies einmal bildlich vorstellen, dann stehen wir vor Gott und Gott kennt keine einzige Sünde von uns mehr. Wir kommen geradewegs in den Himmel. Nun sind wir Menschen ja ein ganz besonderes Völkchen. Häufig übertragen wir unsere Sünden unserem Herrn, bitten ihn um Vergebung und erhalten diese auch. Ein wenig später drückt uns die gleiche Sünde, die uns bereits vergeben worden ist, und wir tragen sie wieder vor unseren Herrn. Das, liebe Gemeinde, ist nicht notwendig. Gottes Barmherzigkeit und Jesu Gnadentat lassen alle unsere Sünden in der Tiefe des Meeres verschwinden. Wenn Gott dies tut, dann sollten wir auch nicht mit der Angel am Ufer sitzen um diese Sünden wieder herauszufischen. 3. Das Vorbild In unserem Predigttext spricht der Apostel Paulus ja auch davon, dass Gottes Barmherzigkeit an ihm ein Vorbild für viele Menschen nachwachsender Generationen gewesen ist. Paulus sagt ja nicht: "Mir ist Barmherzigkeit widerfahren, wie ihr das hinkriegt, da müsst ihr euch schon selber drum kümmern." Das wäre ja ein Verhalten, wie wir es von der Welt her gewohnt sind. Nein, liebe Gemeinde, Paulus sieht die Barmherzigkeit Gottes an ihm als ein Vorbild an, welches er fortan in die Welt heraustragen muss. Alle Menschen sollen erkennen wie barmherzig unser Herr ist, und wie auch sie in den Genuss der Barmherzigkeit gelangen können. Wenn wir die Paulusbriefe studieren, können wir anerkennend feststellen, dass er seine Aufgabe sehr, sehr ernst genommen hat. Auch wenn wir in den allermeisten Fällen keine großen Missionsreisen unternehmen werden, so ist es aber auch unsre Aufgabe, den Menschen um uns herum von dieser göttlichen Barmherzigkeit zu berichten. Wir sollen ja gar nicht in fernen Ländern damit beginnen, sondern in unsren Familien, bei unseren Freunden, am Arbeitsplatz und an sonstigen Orten unsere sozialen Umfeldes. Das sollen wir auch nicht mit großen wissenschaftlichen Auslegungen der Bibel bewerkstelligen, sondern mit der einfachen Botschaft, die der Liederdichter Erdmann Neumeister im 1. Vers seines Liedes "Jesus nimmt die Sünder an..." (EG 353) sehr schön mit folgenden Worten beschreibt: Jesus nimmt die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der echten Bahn auf verkehrten Weg verfallen Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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