Entwickeln Sie ein eigenes Gefühl für den Markt!
Entwickeln Sie ein eigenes Gefühl für den Markt! von Sven WeisenhausZunächst möchte ich mich den gestrigen einleitenden Worten von Torsten Ewert anschließen. Auch ich blicke längst mit größter Sorge auf das Geschehen in der Ukraine und die aktuelle Erfolglosigkeit diplomatischer Bemühungen. Das Thema „Ukraine-Krieg“ ist hochsensibel und verständlicherweise hochemotional. Die Unsicherheit ist extrem hoch, nicht nur an der Börse. Das führt dazu, dass neben der emotionalen Belastung, die sicherlich die meisten von uns teilen, auch der „normale“ Arbeitstag als Trader durch extreme Herausforderungen gekennzeichnet ist (siehe auch Börse-Intern von Freitag). Ein Leser hat mir geschildert, dass er bislang gut durch die Börsenjahre gekommen, seit Januar aber komplett überfordert sei. Seinen Freunden ginge es ebenso. Und selbst seine abonnierten Trading-Dienste würden nicht mehr so gut funktionieren wie bisher. Er fragte mich, ob Stockstreet auch solche Probleme habe und welche Seminare, Bücher oder Strategien ich ihm empfehlen könne. Zunächst einmal kann ich seine Ausführung sehr gut nachvollziehen. Und ich kann Ihnen versichern, dass jeder an der Börse nur mit heißem Wasser kocht. Niemand weiß, wo die Kurse als nächstes hinlaufen, insbesondere nicht in der aktuellen Marktlage. Ich hatte dem Leser daher auch geschrieben, dass nahezu alle Marktteilnehmer überrascht werden, wenn es binnen kürzester Zeit sehr weit abwärts geht (der DAX verlor jüngst binnen 7 Handelstagen mehr als 11 %). Entwickeln Sie ein eigenes Gefühl für den Markt! Was die Frage des Lesers zu Strategien, Seminaren und Büchern angeht: In Extremsituationen helfen keine Bücher. Zu sehr unterscheiden sich die Ursachen dieser extremen Marktphasen. Denken Sie an die US-Immobilienkrise, Fukushima, Corona und so weiter. Und stets haben solche Ereignisse ganz verschiedene Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Börse. Für normale Zeiten konnte ich dem Leser den besten Tipp geben, den es aus meiner Sicht gibt: Sammeln Sie eigene Erfahrungen!
Allerdings braucht man an den Börsen sehr viel Erfahrung. Denn der Markt ändert sich ständig. Und keine Strategie funktioniert in jeder Marktsituation. Sie müssen also die verschiedenen Marktphasen selbst erlebt und Ihre Erfahrungen gesammelt haben. Nur dann entwickeln Sie ein Gefühl für den Markt und erkennen, in welcher Phase er aktuell steckt und welche Phase danach kommen könnte. Dann können Sie die jeweils passende Strategie gewinnbringend anwenden. Lehrbücher und Seminare helfen Ihnen dabei nur für die Basis, da sie Ihnen kein eigenes Gefühl für den Markt vermitteln können. Nachhaltigen Erfolg an der Börse erlernt man nur langfristig Grundsätzlich braucht man für dieses Gefühl und die notwendigen Erfahrungen viel Zeit - einige Jahre sogar. Viele Anleger scheitern, weil sie sich diese Zeit nicht nehmen. Stattdessen glauben sie, binnen weniger Wochen bereits den Markt zu beherrschen. In einem anhaltenden Aufwärtstrend, wie nach dem Corona-Crash, mag dies durchaus so erscheinen. Doch kaum kommt es zu einer größeren Korrektur der Aktienindizes (>10%), ist das Scheitern der meisten Börsenanfänger vorhersehbar. Wäre dies nicht so, könnte jeder mit Trading zu Reichtum kommen. Tatsächlich gelingt dies aber nur den Wenigsten. Es gelingt meist denen, die einen langen Atem haben und Rückschläge wegstecken können, und vor allem denjenigen, die Rückschläge als das erkennen, was sie sind: Erfahrungen. Und diese Erfahrungen helfen, einen Fehler nicht ein zweites (oder zumindest nicht ein drittes) Mal zu machen, sondern bei der nächsten Gelegenheit in der gleichen Situation Geld zu verdienen. Je mehr Rückschläge, desto mehr Erfahrungen. Und je mehr Erfahrungen, desto mehr Marktphasen erkennt man rechtzeitig. Wie man mit noch nie dagewesenen Ereignissen umgeht Wenn Sie schon viele Jahre traden, dann haben Sie schon viele Marktphasen durchlebt und Erfahrungen gesammelt. Aktuell haben wir es wieder mit einer außergewöhnlichen Marktphase zu tun. Etwas Vergleichbares hat es so noch nie gegeben. Das erkennt man daran, dass in den vergangenen Wochen und Monaten diverse neue Rekorde an den Börsen aufgestellt wurden. Daher machen alle Marktteilnehmer zurzeit neue Erfahrungen. Und wenn Sie mit dem aktuellen Markt nicht zurechtkommen? Dann warten Sie ab, bis diese neue Phase endet. Man muss nicht permanent im Markt sein. Schauen Sie lieber aufmerksam zu, bis der Markt in eine Entwicklung einschwenkt, die Sie und ich schon viele Male erlebt haben. Mit diesem Markt kommen Sie dann wahrscheinlich wieder besser klar und können erneut mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit Gewinne erzielen. Manchmal muss man einfach eine Zeitlang an der Seitenlinie bleiben und abwarten. Aber wenden Sie sich in dieser Zeit nicht vom Markt ab, sondern beobachten Sie das Geschehen sehr genau. Dadurch lernen Sie auch diese Marktphase kennen, und können sie beim nächsten Mal wiedererkennen und dann gewinnbringend nutzen. Wollen Sie dennoch aktiv sein, holen Sie sich Unterstützung Und wenn Sie dennoch auch im aktuellen Marktumfeld aktiv sein wollen, dann holen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung oder schauen Sie erfahrenen Tradern über die Schulter. Bei unseren Stockstreet-Börsenbriefen zum Beispiel brauchen Sie die jeweiligen Empfehlungen nur umsetzen. Und da Sie zu allen Trades auch die Begründungen erhalten, lernen Sie Schritt für Schritt das eigenständige Handeln. Beim „Börse-Intern Premium“ zum Beispiel haben wir gestern Aktien mit einem Gewinn von 78 % verkauft. Diese hatten wir erst am 30.06.2021 ins Depot geholt. Und alleine dieser Trade hat die Gesamtrendite des Depots im laufenden Jahr um fast 5 % verbessert – auf inzwischen fast +17 % – und das, während die Aktienmärkte zweistellige Kursrückgänge hinnehmen mussten. Zu der positiven Depotentwicklung beigetragen hat auch ein Long-Trade auf den Nasdaq 100, den wir am Freitag mit einem Gewinn von 13 % beendet haben. Dieser war sogar erst zwei Tage zuvor ins Depot gewandert. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de PS: Politische oder sonstige Ereignisse behandeln wir nur, soweit sie konkrete Effekte auf die Märkte haben. Wir enthalten uns dabei ganz bewusst jeglicher Wertung solcher Ereignisse – genauso, wie es die Börsen selbst übrigens auch machen.
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