Stärkste Oppositionspartei: Die AfD meldet Ansprüche an
● Schuldenbremse: Keine Blitz-Reform |
● Kreml: Keine Friedenstruppen |
● Zecken: Keine Entwarnung |
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Liebe Leserin, lieber Leser, wir schreiben das dritte Rezessionsjahr in Folge, vier von zehn Unternehmen planen Stellenabbau, Trump sendet Liebesgrüße nach Moskau, doch das wahre Problem – geht es nach der jüngsten Empörungswelle in den sozialen Medien – liegt … im Testosteronanteil von CDU und CSU. Zugegeben: Das Mannschafts-Foto, das Markus Söder gestern postete, blieb PR-technisch hinter seinen sonst gern geteilten Würstchen-Bildern zurück. Er bot damit allen eine Steilvorlage, die des Themas „Merz und die Frauen“ noch nicht überdrüssig sind. Wenn jetzt noch rauskäme, dass unter den Servicekräften, die den Frühstückstisch im Konrad-Adenauer-Haus liebevoll gedeckt und abgeräumt haben, Frauen waren… uiuiuiuiui. A propos Frauen: Charlotte Merz ist Richterin und Direktorin des Amtsgerichts Arnsberg. Karin Baumüller-Söder ist Diplom-Kauffrau und Unternehmerin, Katharina Frei arbeitet als Lehrerin – und ich habe Schwierigkeiten zu glauben, dass die dazugehörigen Ehemänner auf dem Foto (und dieser Vorwurf schwingt bei der Kritik meist mit) allesamt unemanzipierte Paschas sind. |
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| Anne Will und Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang zitieren Merz: zwei von vielen sarkastischen Kommentaren zum Herren-Frühstück der Union (© x.com/annewill und x.com/Ricarda_Lang) |
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Wirkt so ein Foto unmodern? Ja. Sollte die Union bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf inhaltlich nachlegen? Natürlich. Haben es Frauen gegenüber stimmgewaltigen 1,90m-plus-Männern schwerer, Gehör zu finden? Das beklagte schon Angela Merkel. Tritt Merz bei Frauenfragen rhetorisch in Fettnäpfe? Durchaus. Schadet der parteiinterne Frauenmangel der Union im urbanen Milieu? Und wie. Sollten Julia Klöckner und Doro Bär mitsondieren? Wäre schlau. Umgekehrt könnte man aber auch fragen, ob Saskia Esken an der Spitze der SPD ein Mehrwert für Deutschland war. Ob Alice Weidel den Bäh-Faktor der AfD verringert. Ob man Heidi Reichinnek lieber auf den Barrikaden statt jemals in die Nähe eines Kabinetts-Tischs lassen sollte. Ob Baerbocks feministische Außenpolitik Bismarcks machtbewusster Interessenpolitik unterlegen sein könnte. Ob Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard („Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren…”) eventuell empathielos ist. Und natürlich, ob Olaf Scholz die Parität (auf Pumps im Wüstensand von Mali) wichtiger war als die Truppe. „Ohne Frauen“, sagte Merz, „gewinnt die Union keine Wahlen mehr.“ Das stimmt. Und das bleibt seine große Herausforderung als CDU-Chef. Er sagt auch: „Für mich kommt Qualifikation vor Geschlecht.“ Daran wird er sich als Kanzler messen lassen müssen: Ob das wie auch immer gemischte Kabinett Merz wirklich den bestmöglichen Job macht – das ist die Frage. Sie wird nicht auf Social Media entschieden. Sehen Sie es anders? Oder nicht? Schreiben Sie uns an [email protected] |
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| Hier will er bald einziehen: Friedrich Merz verlässt das Kanzleramt, nach dem Austausch mit Olaf Scholz (© dpa) |
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Merz bei Scholz: 90 Minuten Austausch |
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Gesten haben sich Olaf Scholz und Friedrich Merz im Kanzleramt getroffen und über den Übergang gesprochen, etwa 90 Minuten lang. Was der Noch-Kanzler und sein wahrscheinlicher Nachfolger diskutiert haben, ist „vertraulich und soll es auch bleiben”, hieß es aus dem Merz-Umfeld. Seine Erwartung an die Übergangsphase hatte Merz bereits öffentlich in einem „memorandum of understanding” mitgeteilt: Die Bundesregierung solle ohne Mitwirkung der Union nichts mehr von Dauer entscheiden. Wann sprechen Union und SPD miteinander? Wenn es nach Merz geht, schnell. Ein Termin für erste Sondierungsgespräche findet nicht vor der Hamburg-Wahl am Sonntag statt, es kursiert der 6. März als eine Option. Wer ist dabei? Für CDU/CSU nehmen voraussichtlich Merz, Söder, Linnemann, Dobrindt, Frei und Huber teil – ob Doro Bär, Julia Klöckner und Unions-Ministerpräsidenten hinzukommen, wird diskutiert. Denn laut „Table Media“ sollen für dieSPD neben Lars Klingbeil, Boris Pistorius und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas auch die Länderchefs Anke Rehlinger (Saarland), Alexander Schweitzer (Rheinland-Pfalz) und Stephan Weil (Niedersachsen) im Team sein. Gibt’s Neues zur Schuldenbremse? Ja. Laut Friedrich Merz, der gestern mit 98 Prozent (4 Gegenstimmen) als Unions-Fraktionschef bestätigt wurde, „ist in der naheliegenden Zukunft ausgeschlossen, dass wir die Schuldenbremse reformieren.“ Denn das sei „wenn es überhaupt stattfindet, eine ziemlich umfangreiche, schwierige Arbeit, die da zu leisten ist.“ Und die Idee, noch in der aktuellen Bundestagsbesetzung das Sondervermögen für die Bundeswehr aufzustocken? Merz: „Wir sprechen miteinander, aber es ist viel zu früh, darüber jetzt schon etwas zu sagen.“ Hintergrund: Der Haushalt ist eine der größten Baustellen der neuen Bundesregierung. Könnte sie Milliarden für die Verteidigung und die Ukraine-Hilfe ausklammern, hätte sie deutlich mehr Spielraum. |
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| Die neuen (und alten) Fraktionschefs Alice Weidel und Tino Chrupalla gestern beim Fototermin mit Fraktionskollegen (© dpa) |
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Stärkste Oppositionspartei: AfD meldet Ansprüche an |
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Die neue AfD-Fraktion mit 152 Abgeordneten besteht auf den Vorsitz bei Bundestagsausschüssen und erhebt Anspruch auf das Amt des Bundestagsvizepräsidenten. Das sagte ihr Erster Parlamentarischer Geschäftsführer, Bernd Baumann, im Deutschlandfunk. Seit ihrem Einzug in den Bundestag 2017 war die AfD als einzige Fraktion noch nie im Parlamentspräsidium vertreten, zuletzt auch nicht unter den Ausschussvorsitzenden. AfD-Kandidaten verfehlten stets die erforderliche Mehrheit. Eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen blieb ohne Erfolg. Die Opposition hat im Grundgesetz verankerte Rechte, etwa Sondersitzungen einfordern, Untersuchungsausschüsse einberufen oder mittels Normenkontrolle Gesetze überprüfen lassen. Traditionell steht die stärkste Oppositionsfraktion zudem dem Haushalts- und dem Auswärtigen Ausschuss vor. Dies ist laut dem Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder jedoch nur parlamentarische Sitte. Dass die AfD einen Bundestagsvizepräsidenten stellen wird, hält er für unwahrscheinlich, da ihr weiterhin die Mehrheit fehlen werde. „Das Amt der Opposition hat vor allem symbolischen Charakter“, so Schröder. Wirkliche Macht erhalte die AfD dadurch nicht. Gestern wurden Matthias Helferich und Maximilian Krah in die neue AfD-Fraktion aufgenommen. Trotz anhaltender interner Vorbehalte gegen beide Abgeordnete verzichtete die Fraktion darauf, sie von einer Mitgliedschaft auszuschließen. (nra) |
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| Überlegt Staatschef Wladimir Putin hier, welches Land er als nächstes attackiert? (© AP) |
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Kreml dementiert Trump: Nein zu Friedenstruppen |
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Kremlsprecher Dmitri Peskow hat das „Njet“ aus Moskau zu europäischen Friedenstruppen in der Ukraine bekräftigt. Außenminister Lawrow hatte diese bereits als inakzeptabel bezeichnet, sein Vize Gruschko nannte sie eine Eskalation. US-Präsident Donald Trump hingegen behauptete beim Besuch von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, dass Wladimir Putin Truppen aus Nato-Ländern zum Absichern eines Waffenstillstands akzeptieren würde. Russlands Staatspräsident betont, sein Land sei „bereit zu Verhandlungen über den Frieden“ – allerdings zu einem Frieden, der auf „Anerkennung der gegenwärtigen Realitäten“ beruhe. Putin will die Rückabwicklung der Nato-Osterweiterung, das Baltikum und Polen sieht er als Einflusssphäre Russlands, und „einen Schlussstrich unter die globale Dominanz“ des Westens ziehen. Weil seine Wirtschaft schwächelt und die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst, bietet Putin Trump deshalb „Deals“ an, berichten russischenExil-Medien: billiges Öl und Zugang zu den Schätzen der Arktis, vielleicht auch Teilen Sibiriens, im Gegenzug für die Auslieferung der Ukraine. Angeblich stellt er auch eine neue Außenpolitik in Aussicht: die Abkehr vom Iran (und damit indirekt auch von Hisbollah und Hamas). Unterdessen erwägt Macron, Kampfjets mit Atomwaffen nach Deutschland zu verlegen. Das berichtet der britische „Telegraph“ und beruft sich auf Sicherheitskreise. Die Entsendung von Kampfjets mit atomaren Sprengköpfen sende eine klare Botschaft an Putin, wird ein französischer Beamter zitiert. |
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Die Ukraine und die USA haben sich nach Angaben eines ranghohen Vertreters aus Kiew, der anonym bleiben wollte, auf ein Rohstoff-Abkommen geeinigt. Sein Land könne die Einigung am Freitag in Washington unterzeichnen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die USA hätten benachteiligende Klauseln entfernt. Die Agentur Reuters erfuhr, dass der ukrainische Präsident Selenskyj dann zu einem Treffen mit seinem US-Kollegen Trump reisen werde. Der Chef der Jungen Union (JU), Johannes Winkel, verlangt eine Aufarbeitung des schlechten Wahlergebnisses der Union. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Gerade nach dem historischen Scheitern der Ampel sind weniger als 30 Prozent enttäuschend.“ | |
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| Volle Auftragsbücher: TKMS-Werft in Kiel (© dpa) |
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Thyssenkrupp: Rüstungssparte im Höhenflug |
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Die Aktie von Thyssenkrupp setzt ihren Höhenflug fort. Alleine gestern legte das Papier um gut 13 Prozent auf 7,14 Euro zu. Seit Jahresanfang liegt das Plus bei rund 78 Prozent. Auslöser war die Aussage von Konzernchef Miguel López, die Tochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) noch 2025 an die Börse zu bringen. Um die nötige Zustimmung der Anteilseigner einzuholen, bereitet der Konzern „eine außerordentliche Hauptversammlung“ vor, sagte López der „WAZ“. Ziel: die Marinesparte abspalten und den Aktionären die Papiere „direkt“ ins Depot buchen. Die Mehrheit von „mindestens 51 Prozent“ werde man jedoch behalten, so López. TKMS baut U-Boote und ist bis Mitte 2040 ausgelastet. Erst im Dezember bestellte die Marine vier weitere U-Boote für 4,7 Milliarden Euro. Auch Norwegen will seine U-Bootflotte modernisieren und hat bereits Interesse signalisiert. Thyssenkrupp profitiert vom Boom bei Rüstungsaktien. Seit Jahresanfang ist die im Dax notierte Rheinmetall-Aktie um knapp 60 Prozent gestiegen, der Radarspezialist Hensoldt um rund 48 Prozent. Auslöser ist die Annahme, dass Europa angesichts der neuen US-Politik mehr Geld in die Verteidigung steckt. Aber Achtung: Es wäre nicht das erste Mal, dass große Aktienhypes in Ärger für Anleger münden. |
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62.300 Menschen mussten 2023 wegen Alkoholvergiftung stationär ins Krankenhaus, 46,5 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor (116.500). Es ist der niedrigste Stand seit 2001. Männer machen 68,8 Prozent der Fälle aus, so das Statistische Bundesamt, nur bei den Zehn- bis 14-Jährigen sind Jungs (34,3 Prozent) in der Minderheit. Die nach absoluten Zahlen meisten Fälle (knapp 7800) gibt es bei 15- bis 19-Jährigen. |
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| So könnte das Riesenhörnchen Miopetaurista vor Jahrmillionen durch die amerikanischen Wälder gesegelt sein (© CC BY-NC-SA 4.0 license) |
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Ice Age: Die Reise der Riesenhörnchen |
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Riesige Gleithörnchen „flogen“ vor fünf Millionen Jahren über Nordamerika. Fossilien der hauskatzengroßen Nachtschwärmer wurden jetzt erstmals in einer Sammlung aus den Appalachen entdeckt, einer Gebirgskette im Westen der USA. Verwandte der Art Miopetaurista waren bislang nur aus Europa bekannt. Das Forschungsteam unter Leitung der East Tennessee State University vermutet, dass Vorfahren der amerikanischen Hörnchen über eine Landbrücke zwischen dem heutigen Ostsibirien und Alaska einwanderten (also ist an dem „Ice Age“-Hörnchen aus dem Kino durchaus was dran). Trotz ihrer Größe wogen sie nur wenig mehr als ein Kilogramm und lebten in den Baumwipfeln der waldigen Berge. Die Ausgrabungsstätte, in der die Riesengleiter entdeckt wurden, förderte schon zahlreiche Zeitgenossen zutage. Darunter die nach ihren starken Kiefern benannten Knochenbrecher-Hunde, die Mammutverwandten Mastodons und amerikanische Nashörner. Wie all ihre Nachfahren liebten sie feuchtwarmes Klima, das damals auch in Nordamerika herrschte. Keine der Arten überlebte die folgende Eiszeit. Das Riesenhörnchen Miopetaurista flüchtete davor wohl zunächst in Richtung des heutigen Floridas, starb aber schließlich aus. Die handtellergroßen US-Flughörnchen von heute sind nur entfernte Verwandte. Die engsten Familienangehörigen der einstigen Riesen leben in Japan, China und Indonesien. |
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Gewinner: Aus der Bundestagswahl geht der ehemalige SPD-Fraktionsvize Detlef Müller, 60, zwar als Verlierer hervor – doch beruflich schaut er nach vorn. Er wird, wie früher, Lokomotivführer! Im Interview mit FOCUS nennt er die Wahlniederlage „bitter” und „enttäuschend”, aber er freue sich nun wieder darauf, „wenn man im Morgengrauen in Richtung Sonnenaufgang aufbricht. Fast schon kitschig.” Sympathisch! | |
Verlierer: Die französische Steuerfahndung ermittelt gegen Gérard Depardieu, 76, wegen Steuerbetrugs. Der Verdacht: Seit 2012 soll der Schauspieler nur vorgegeben haben, in Belgien zu leben, um hohe französische Steuern zu umgehen – tatsächlich aber weiterhin in Frankreich wohnen. Am 11. Februar fanden Razzien in beiden Ländern statt. Ende März muss sich Depardieu auch wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Und ihm steht vielleicht noch ein Prozess wegen einer Vergewaltigungsklage aus dem Jahr 2018 bevor. Der Schauspieler bestreitet alle Vorwürfe. | |
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… gab es in Deutschland früher zwar noch zeckenfreie Zonen und Zeiten, doch das ist Geschichte. „Zecken gibt es inzwischen überall in Deutschland und es gibt sie das ganze Jahr über“, warnt Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Sich mit FSME zu infizieren sei inzwischen bundesweit möglich, zunehmend auch in Regionen, die noch keine offiziellen Risikogebiete sind. | | Suchen bundesweit nach Blutmahlzeiten: Zecken übertragen den gefährlichen FSME-Erreger (© dpa) | Achtung deshalb beim Spaziergang: Die Blutsauger sind dank des milden Winters ebenfalls unterwegs. Es gebe schon erste FSME-Fälle, etwa in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, so Dobler. Passen Sie auf sich auf und seien Sie herzlich gegrüßt | | Tanit Koch |
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