| Liebe Leserin, lieber Leser, |
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die Zukunft ist in der Krise. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, Populisten auf dem Vormarsch, der Nahostkonflikt, der Koalitionsbruch oder die Bedrohung der Arbeitswelt durch Künstliche Intelligenz. Der Stresstest setzt uns dieser Tage unter Dampf. Denn nicht nur das, was wir real erlebt haben, prägt uns, sondern auch unsere Vorstellung von dem, was vor uns liegt. Und das sieht derzeit nicht gerade verheißungsvoll aus. Damit gehen wir unterschiedlich um. Literatur ist eine Möglichkeit, den Stresslevel zu senken. Weil man sich in Büchern in andere Welten versenken kann und dann für Momente einfach mal weg ist. Umgekehrt kann man in Krisensituationen die Literatur befragen. Romane geben nicht unbedingt Antworten, aber sie regen dazu an, Dinge neu zu denken. | Sandra Kegel | Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. | |
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| Deshalb haben wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, neulich gefragt, welchen Roman Sie empfehlen, um sich einen Reim auf die Gemengelage der Gegenwart zu machen. Ihre Zuschriften sind anregend und aufschlussreich und spiegeln durchaus den Ernst der Lage wider. Eine Leserin rät zum Blick ins Herz der Finsternis – mit Alexej Nawalnyjs Vermächtnis „Patriot“. Vor wenigen Wochen postum bei S. Fischer erschienen, schildert dieAutobiographie des russischen Oppositionellen eindringlich seinen Kampf gegen Putin und für eine freies Russland, den er bekanntlich mit dem Leben bezahlte. „Ein durch und durch politisches Buch – und zugleich eine große Liebesgeschichte“, schreiben Friedrich Schmidt und Reinhard Veser in der F.A.Z. Gerade habe ich den neuen Roman von Tim O’Brien mit dem bezeichnenden Titel „America Fantastica“ gelesen, der wenige Tage vor der Wahl Donald Trumps in der Übersetzung des Schriftstellers Gregor Hens auf Deutsch erschienen ist. Der 1946 geborene Autor ist hierzulande kaum bekannt. In den Vereinigten Staaten, seiner Heimat, gehört er dagegen zum Literaturkanon. Dass seine früheren Bücher bei uns meist vergriffen sind, liegt auch daran, dass O’Brien seit 20 Jahren nichts mehr veröffentlicht hat. Dass er jetzt, mit fast 80, noch einmal zur Feder greift, hat mit dem Mann zu tun, der demnächst wieder ins Weiße Haus einziehen wird. Auch wenn sein Name im Roman kein einziges Mal fällt, ist Trump der dunkle Schatten über dieser rasanten Achterbahnfahrt durch ein Land, das vom Virus der Lüge – hier „Mythonamie“ genannt – befallen ist. Lesen Sie hier die Rezension meines Kollegen Tobias Rüther. *** Unsere Leseempfehlungen der Woche: Auch ihr Heimatland Georgien soll in die Knechtschaft geführt werden: Ein Hilferuf der Autorin Nino Haratischwili Hatte der Bär mit dem Spatzenhirn einen Wutanfall? Jan Wiele rezensiert Katja Lange-Müllers Prosadrama „Unser Ole“ Vierzehn Fragen, vierzehn Antworten: Die Lösungsschritte zu Jürgen Kaubes Literaturrätsel aus dem November 2024 *** Während Tim O'Brien aus der Gegenwart auf Amerika blickt, empfehlen gleich zwei Leser einen Roman, der sich fast neunzig Jahre nach seinem Erscheinen wie eine ahnungsvolle Vorwegnahme liest: Sinclair Lewis’ „It can‘t happen here“. Das 1935 erschienene Original des Literaturpreisträgers beschreibt, aus heutiger Sicht bestürzend aktuell, den Aufstieg des Lügners und gefährlichen Populisten Buzz Windrip zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Auf den Manesse Verlag ist bekanntlich Verlass, wenn es um Klassiker geht. Zum 100. Todestag von Joseph Conrad hat er gerade dessen historischen Roman „Nostromo“ in der Neuübersetzung von Julian und Gisbert Haefs herausgebracht. Auch das ist eine Empfehlung aus der Leserschaft, die es in sich hat: Am Beispiel der Titelfigur zeigt Conrad exemplarisch, dass es nur einer kleinen Clique bedarf, um ein Land durch Machtmissbrauch und politische Willkür in den Abgrund zu reißen. Mein Kollege Paul Ingendaay hat den Roman ebenfalls mit Begeisterung gelesen. Eine Leserin empfiehlt mit den Worten „Wenn die Wirklichkeit zum hässlichen Thriller wird, wollen wir gute Kriminalliteratur lesen“ Sara Paretskys Hardboiled-Krimi „Entsorgt“, der sich ebenfalls mit Trump und den Nachwehen seiner ersten Amtszeit beschäftigt. Ihr Urteil: Spannend, hochgegenwärtig, aber nie hoffnungslos erzählt, legt die amerikanische Autorin den Finger in die Wunden Amerikas. Schon diese Auswahl aus der Fülle der Vorschläge und Empfehlungen zeigt: Belletristik – ob historischer Roman, Satire oder Krimi – wird derzeit weit weniger aus Eskapismus oder der Sehnsucht nach einer besseren Welt zur Hand genommen, sondern vielmehr wegen all der Ableitungen, die darin Kontur gewinnen. In diesem Sinne, weiterhin gute Lektüren, Ihre Sandra Kegel
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F.A.Z.-Newsletter: Literatur |
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| | | Während in der Ukraine das Töten weitergeht, soll nun auch Georgien in die Knechtschaft geführt werden: ein Hilferuf der bekannten, in Tiflis geborenen Autorin Nino Haratischwili. |
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| | | Die Israelische Nationalbibliothek zeigt die letzte der drei großen Ausstellungen zum hundertsten Todestag Franz Kafkas. In ihr steht die Beziehung des Schriftstellers zu Judentum und Heiligem Land im Mittelpunkt. |
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| | | Barack Obama redet mit Angela Merkel in Washington über ihre Memoiren. Es geht um den schwierigen Start der beiden, um die Finanz- und Flüchtlingskrise und um die DDR. Zwei Namen erwähnen sie an dem ganzen Abend nicht. |
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| | | Standing Ovations: Merkel ist in Großbritannien ein Synonym für jene Zeit, als das Land noch Teil der EU war. Auf ihrer Buch-Tournee stellte sie „Freedom“ jetzt in London vor. |
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| | | Seit fast vierzig Jahren widmet er sich dem Werk von James Joyce in den Räumen einer Zürcher Stiftung: Fritz Senn erzählt von der Freude, beim Lesen ahnungslos sein zu dürfen. |
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| | | Die Autobiographie der großen Barbra Streisand erscheint im kleinen Wiener Verlag Luftschacht. Dessen Verleger Jürgen Lagger erklärt im Gespräch, wie es dazu kam. Und warum er jetzt erst mal verschnaufen muss. |
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| | | Wie nahe sind die Computer dem Gehirn schon, und wie geht es weiter? Der amerikanische Forscher und Futurist Ray Kurzweil hat ein neues Buch darüber geschrieben, aus dem dieser Beitrag stammt. |
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| | | Für alle, die noch Weihnachtsgeschenke suchen: Unsere Bücher, Musik, bewegten Bilder und nützlichen Dinge zu Weihnachten. Die Empfehlungen der Feuilletonredaktion der F.A.S. |
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| | | In Jürgen Kaubes November-Literaturrätsel ging es um Pseudonyme, unter denen Schriftsteller ein Werk veröffentlichen. Haben Sie sie erkannt? Hier kommen die Einzelantworten für Neugierige. |
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2025 wird in der Unterkategorie des französischen Goncourt-Literaturpreises für Algerien kein Preis vergeben. Er wird ausgesetzt, weil ein Roman des diesjährigen Hauptpreisträgers Kamel Daoud in Algerien verboten ist. |
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Diesen Text hat keine Maschine geschrieben. Wenn ihn aber eine übersetzt, versteht ihn womöglich kein Mensch mehr. Was ist da bloß los? |
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Elon Musk hat Twitter beerdigt. Dafür rettet Clemens J. Setz die Twitter-Poesie vor dem Verschwinden, indem er die flüchtigen Notate in einem Buch verewigt. Für die Lektüre braucht es keinen Strom. |
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Wie vergnüglich doch fehlschlagende Ausbruchsversuche sein können: Dem Seelenweltdurchleuchter Botho Strauß zum achtzigsten Geburtstag. |
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Premiere in Leipzig: Martina Hefter entwickelt aus den Recherchen zu ihrem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman die Performance „Soft War“. |
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Vor einem Jahr kochte die Erregung hoch, als der Schriftsteller Ingo Schulze Kollegin Charlotte Gneuß kritisierte, in ihrem Roman „Gittersee“ die DDR-Wirklichkeit nicht zutreffend beschrieben zu haben. Jetzt söhnen sie sich aus, zumindest indirekt schriftlich. |
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Im Alter von bald achtzig Jahren veröffentlicht Botho Strauß einen neuen Band mit Prosaminiaturen: „Das Schattengetuschel“. |
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Eine Oma liegt tot an der Treppe, der autistische Enkel wird verdächtigt. In Katja Lange-Müllers Prosadrama „Unser Ole“ wird das Hässliche und Böse der Menschen drastisch verdichtet. Darin verbirgt sich eine Anklage. |
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Der Kreis ist rund: Im neusten Band seines Lebensromans kehrt Joachim Meyerhoff zu seiner Mutter zurück und wird wieder Kind. Das führt zu einem Pointenfeuerwerk der Tragikomik. |
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Zwei Bücher widmen sich dem Verhältnis zwischen Stadt und Automobil. Das eine blickt zurück auf eine lange Leidens- und Konfliktgeschichte, das andere wirbt für eine Befreiung des urbanen Raums von der Vorherrschaft des Pkw. |
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Er macht zu jeder Zeile eines vorgefundenen Gedichts ein eigenes neues Gedicht, quasi als Fußnote. Dabei durchmisst Hans Thill Jahrhunderte vom Barock bis zur Gegenwart – in seinem Band „Karaoke 2“. |
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Langes Leben oder ewiger Ruhm: Ein Gedicht der polnischen Nobelpreisträgerin, in dem sie darüber nachdenkt, was von der Legende eines im Warschauer Aufstand gefallenen Poeten übrig geblieben wäre, wenn er sein Leben nicht so früh verloren hätte. |
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In Berlin erfand sich David Bowie neu. Davon erzählt der Comic „Low“ des Berliner Zeichners Reinhard Kleist. Es ist eine Liebeserklärung an den Musiker und die Stadt – und eine Leistungsschau dessen, was Comic vermag. |
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Große Kunst im Bilderbuchformat: Der nicht nur in Schweden berühmte Maler Jockum Nordström verdutzt mit „Sailor und Pekka erledigen was in der Stadt“. |
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Aus dem Weg, Kapitalisten: Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt wollen Kindern Karl Marx erklären. „Die kleinen Holzdiebe und das Rätsel des Juggernaut“ liest sich wie die faden Tugendfibeln des achtzehnten Jahrhunderts. |
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