nach seiner mittlerweile fast historischen Teleprompter-Suada gegen Christian Lindner und dem reichlich missglückten Talkshow-Auftritt bei Caren Miosga am vorigen Sonntag bestand an diesem Mittwoch für den Bundeskanzler die dritte große Chance binnen einer Woche, Diskurshoheit zu erlangen. Die mit Spannung erwartete Erklärung des Kanzlers vor dem Bundestag bestand allerdings vor allem im Aufwärmen altbekannter Forderungen. Fakt ist: Olaf Scholz hat sich verzockt – und die Opposition wenig Lust, ihm aus der Patsche zu helfen. Also versucht er es mit Drohungen. Alexander Marguier kommentiert. Stargast Markus Söder wirbt derweil im Bundestag für deutsche Tugenden und der Kanzler grinst die ganze Zeit. Erstmals tagt das Parlament nach dem Ampel-Kollaps in neuer Aufstellung – und gibt einen Vorgeschmack auf den nahen Wahlkampf. Mein Kollege Volker Resing war bei dieser ungewöhnlichen Sitzung dabei. Die Vertrauensfrage zu stellen, ist das ureigene Recht des Kanzlers. So sieht es jedenfalls die Verfassung. Dass Fraktionsvorsitzende um die Vertrauensfrage feilschen wie auf einem Basar, ist noch nie vorgekommen. Das sagt viel aus – über Scholz als Kanzler und seinen mangelnden Respekt vor der Verfassung, schreibt Volker Boehme-Neßler. Deutschlands moralisierende Außenpolitik, bei der innere Ideale nach außen gewendet werden, folgt wiederum nicht erst seit der Ampelkoalition und einer Außenministerin Annalena Baerbock falschen Voraussetzungen. Nötig wäre vielmehr eine wertebasierte Realpolitik, die zwischen Prinzipien und Realismus balanciert, schreibt Andreas Rödder. Auch China blickt interessiert auf die deutsche Regierungskrise. Die Verwunderung ist groß, wie sich Spitzenpolitiker öffentlich derart streiten können. Das Ampel-Aus selbst wird als Ausdruck des Niedergangs der westlichen Werteordnung gesehen. Dominik Pietzcker und Chunchun Hu finden dennoch: Jedem Ende wohnt ein Zauber inne. China sieht auch die Wahl Donald Trumps in den USA als Ausdruck eines solchen Niedergangs. Und feststellen lässt sich durchaus, dass etwa die Partnerschaft von Donald Trump und Elon Musk einen Paradigmenwechsel darstellt, bei dem politische Autorität und technologische Autorität eng miteinander verwoben werden. Anders Indset über eine revolutionäre Allianz. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |