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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 01.04.2022 | Viele Wolken, leichter Schneefall am Morgen möglich, tagsüber dann bis zu 7°C . | ||
+ Ein Tag im Krieg: Bewegende Geschichten aus der Ukraine + „Kaum Spielraum“: Gesundheitssenatorin verteidigt Ende der Corona-Maßnahmen + Berliner & Pfannkuchen: Checkpoint-Podcast startet am Montag + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, wer nur den Frieden kennt, kann sich ein Leben im Krieg nicht vorstellen. Wegen der russischen Invasion in der Ukraine haben bereits vier Millionen Menschen das Land verlassen. Wie sieht das Leben derer aus, die bewusst in ihrer Heimat bleiben? Sechs Ukrainerinnen und Ukrainer haben uns einen Tag lang aus ihrem Leben erzählt, aus Kiew, Charkiw, Odessa, Lwiw – und dort, wo normalerweise keine Berichte entstehen. Sie heißen: Vladislav Bolsun, Tetyana Kostorna, Taras Topolia, Olena Kravtchenko, Olena Kontsevych und Maria Avdeeva. Hier ein paar Auszüge: +++ „Ich bin so froh, dass ich immer noch Kaffee trinken kann.“ Tatyana Kostorna, Lwiw +++ „Die Schuldgefühle sind das Schlimmste. Dafür geflohen zu sein oder dafür geblieben zu sein. Nicht genug zu tun, nicht genug zu helfen. Selbst dafür, mal ein bisschen länger zu schlafen. Es gibt so viele Gründe. Aber die Frage ist: Wer ist dafür verantwortlich, dass wir uns so schuldig fühlen? Wir können nichts für diese Situation. Aber jemand anderes ist verdammt nochmal schuld daran.“ Olena Kravtchenko, Wladimiriwka +++ „Aktuell kann ich nicht mehr Basketball spielen, weil jedes laute Geräusch in der Nachbarschaft den Menschen Angst macht.“ Vladislav Bolsun, Kiew +++ „Vor dem Krieg lebten hier viele Familien mit ihren Kindern. Jetzt ist es eine verlassene Geisterstadt.“ Maria Avdeeva, Charkiw +++ „In den ersten Kriegstagen ist der Bahnhof aus allen Nähten geplatzt, weil so viele Bürger die Stadt verlassen haben.“ Olena Kontsevych, Odessa +++ „Das Risiko, dass die Russen zu Chemiewaffen greifen, ist weiterhin hoch. Also bereiten wir uns vor. Nach dem, was sie in Syrien getan haben, wissen wir Ukrainer, mit wem wir es zu tun haben.“ Taras Topolia, Kiew Wie der gesamte Tag verlief, können Sie in unserem Blog nachlesen auf tagesspiegel.de. Manchmal wird sogar getanzt (Video). | |||
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Der Krieg, das ist die bittere Erkenntnis, gehört zu unserer neuen Normalität längst dazu. 37 Tage dauert die Invasion Russlands in der Ukraine nun schon. Hier die Nachrichten aus der Nacht: +++ Ukrainische Truppen eroberten nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen elf Siedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson zurück. +++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj räumte allerdings auch Probleme an anderen Fronten des Krieges ein – etwa im Süden und im Donbass. Russland will nach Ansicht des ukrainischen Generalstabs die militärische Präsenz in der Ost- und Südukraine aufrechterhalten. +++ Unterdessen hat sich die Lage in Kiew etwas entspannt. Nach Angaben des Stadtkommandanten wird die zivile Infrastruktur wiederhergestellt. In den Außenbezirken Kiews wird aber weiter gekämpft. +++ Russland schickt bis zu 2000 Soldaten aus Georgien in der Ukraine. Nach britischen Erkenntnissen sollen 1200 bis 2000 russische Soldaten, die zuletzt in den abtrünnigen georgischen Gebieten Abchasien und Südossetien stationiert waren, die Truppen in der Ukraine verstärken. Mit unserem Tagesspiegel-Liveblog informieren wir Sie fortlaufend zum Krieg in der Ukraine. | |||
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Wer angesichts dieser neuen Realität heute von einem „Freedom Day“ spricht, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Zwei Drittel der Deutschen finden es nicht gut, dass am heutigen Freitag, 1. April, fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben werden (Q: Forsa). Kein Witz. Während andere Bundesländer wie Hamburg und MV sich selbst zum Hotspot erklärt haben, bleibt Berlin zwar das heißeste Pflaster der Republik (jo eh!), will allerdings coronamäßig lieber kein Hotspot sein. „Aus epidemiologischer Sicht ist jetzt der falsche Zeitpunkt, fast alle Corona-Maßnahmen auslaufen zu lassen“, sagte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) dem Checkpoint. „Aus rechtlicher Sicht lässt das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes den Ländern hier aber kaum Spielraum.“ Die Kriterien, auf Basis derer das Abgeordnetenhaus Berlin zum Hotspot erklären könnte, ließen sich derzeit nicht feststellen: „Wir haben keine neue, gefährlichere Virusvariante und die Situation in den Krankenhäusern ist zwar sehr angespannt, aber aktuell droht keine Überlastung.“ Allerdings wisse man nicht, wie sich die Situation mit dem Wegfall der meisten Maßnahmen jetzt entwickelt. „Wir beobachten die Lage täglich genau und sind vorbereitet, um schnell handeln zu können.“ Ob Maske oder nicht – das große Berliner Durcheinander haben Kevin P. Hoffmann und Tanja Buntrock hier beschrieben (T+). Übrigens: Niemand hindert Sie daran, sich selbst und andere weiterhin zu schützen. Gilt übrigens immer. | |||
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Immer gilt jetzt übrigens auch: Wenn Sie Energie sparen können, dann tun Sie das. Zugegeben, Fahrradwetter war auch schon mal besser (und gefährlich isses auch, dazu gleich mehr), aber zu Hause ist’s ja eh am schönsten, äh, ohne Heizung. Nunja, vielleicht könnten wir uns abwechselnd ins Abgeordnetenhaus kuscheln, wo weiterhin auf Stufe 5 geheizt wird? (CP von gestern) Der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux fordert vom Parlamentspräsidenten: „Wir müssen Gas überall sparen, wo es geht – im Berliner Parlament sehe ich noch eine Menge Potenzial.“ Der Präsident, so hört man, sei hier allerdings nicht das Problem. Fehlt nur noch die Lösung. Kosten für Wasser & Energie (Fernwärme mit Gas) im Abgeordnetenhaus momentan: 984.000 Euro im Jahr. | |||
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Apropos Kuscheln: Die Berliner Koalition hat auch den 101. Tag ihres gemeinsamen Regierens überstanden. Größere Verstimmungen sind weiterhin nicht bekannt, die Annäherung läuft auch auf persönlicher Ebene, Beweis: Giffey (SPD) und Kipping (Linke) nennen sich jetzt Franziska und Katja. Na denn: Prost. | |||
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Bei Bettina und Franziska könnte es allerdings bald weniger gut laufen: Giffey, Regierende Bürgermeisterin, findet die autofreie Zone auf der Friedrichstraße ähnlich gelungen wie Auftritte im Jogginganzug in dem Abgeordnetenhaus: „Die Flaniermeile Friedrichstraße muss anders aussehen“, sagte Giffey gestern im Spreeradio – und schloss nicht aus, dass das auch Autos impliziert. Jarasch, Verkehrssenatorin (Grüne), um des lieben Kuschelkurses willen, widersprach nicht, sagte aber später der Morgenpost: „Unser Plan, gemeinsam mit dem Bezirk, ist es nicht, dort wieder Autos fahren zu lassen – sondern wir wollen ein attraktives Umfeld vor allem für Fußgänger*innen schaffen.“ Über Geschmäcker lässt sich zum Glück nicht streiten. Den Geschmack der Berlinerinnen und Berliner hat die Regierende trotz der herzlichen Omnipräsenz bislang übrigens noch nicht getroffen: Sie ist genauso unbeliebt wie ihr Vorgänger Michael Müller (ebenfalls SPD). (Q: Civey) | |||
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Mysteriöse Spielfilme sind wir in dieser Stadt ja gewohnt, aber Schmierfilme? Werden auf den Straßen eigentlich selten gedreht (außer vielleicht Trash-Pornos). Gar nicht lustig jedenfalls, denn die Polizei meldete 33 Unfälle aufgrund eines mysteriösen Schmierfilms auf der Fahrbahn. „Auf der Hälfte des Kreisels ist mein Auto einfach geradeaus weitergefahren“, schilderte uns ein Autofahrer seinen Unfall am Bersarinplatz in Friedrichshain. „Ich konnte nicht lenken, gar nichts. Das war wie bei Glatteis.” Sein Auto knallte gegen den Bordstein, knapp an einer Laterne vorbei. „Während ich dastehe und mir die Stelle anschaue, schmeißt sich ein Motorradfahrer hin und schlittert über beide Fahrbahnen. Kurz darauf stürzte dann der zweite …“ Verdächtigt wird derzeit eine Salzlake, die zuvor von der BSR auf den Straßen verteilt worden war – gegen Glätte. | |||
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Während andere noch aufräumen, haben wir für Sie Berliner & Pfannkuchen gebacken. Am Montag starten wir unseren Checkpoint-Podcast. Was wir da machen, erklären wir hier. Dreimal die Woche sprechen Ann-Kathrin Hipp, Lorenz Maroldt und ich pünktlich zum Feierabend über alles, was Berlin bewegt (und was sich nicht bewegt) – und zwar anhand von Sprachnachrichten. Schicken Sie uns Ihre Sprachnachricht an 01729939576. Grüße rausschicken, Heiratsanträge machen, über den Verkehr schimpfen oder schlau daherquatschen: Wir schenken Ihnen jeden Tag eine Minute. Montags, mittwochs und freitags, immer ab 17 Uhr. Überall, wo es Podcasts gibt. Und hier unzensierte Behind-the-scenes-Aufnahmen von der letzten Probe. Have fun! (Wir hatten ihn.) | |||
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