Ein Lehrstück für Trader
Ein Lehrstück für Trader von Torsten EwertSehr verehrte Leserinnen und Leser, die vergangene Verfallstagswoche bietet in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreiches Lehr- und Anschauungsmaterial für (Day-)Trader – auch mit Blick auf die Target-Trend-Methode. Ambitionierte Trader und Charttechniker sollten daher die Kursverläufe der vergangenen Tage sorgfältig studieren und in ihre Chart-Kladde aufnehmen. Beeindruckende Perfektion von Verfallstagsprognose und Target-Trend-Methode Sven Weisenhaus hatte am Freitag ja schon erwähnt, dass die Verfallstagsprognose (Seitwärtsbewegung bzw. Schwäche des DAX) wieder einmal perfekt aufgegangen ist. Aber wie das geschah ist überaus lehrreich. Dazu zunächst ein Blick auf den Intraday-Chart des DAX (15-min-Kerzen): In diesen Chart habe ich Ihnen nur die (blauen) Rechtecke nach der Target-Trend-Methode (TTM) eingezeichnet, die aus meiner Sicht in den vergangenen Tagen im Intraday-Bereich relevant waren. Zur Orientierung habe ich als übergeordnete Strukturen die Niveaus des alten Jahreshochs vom 3. Mai bei 12.435,67 Punkten bzw. des Zwischenhochs vom 21.09.2018 bei 12.458,30 Punkten hinzugefügt (rote Linien). Wenn Sie mit der Target-Trend-Methode vertraut sind, dann wissen Sie, dass sich die Rechtecke, die dabei verwendet werden, stets aus der Kurshistorie ergeben (und jeweils die gleiche Höhe haben). Hier gab es am 9. und 10. Juli eine nahezu perfekte Seitwärtsbewegung unterhalb der unteren roten Linie (siehe gelbes Rechteck), die sich wunderbar als TTM-Rechteck eignete – auch wenn die Unterkante des nächsttieferen (hellblauen) Rechtecks dann nicht punktgenau getroffen wurde (siehe gelbe Ellipse). Ab vergangenen Montag (15.7.) nahm der DAX aber seine Seitwärtsbewegung im oberen Rechteck wieder auf. Die drei entscheidenden Dinge für das Verfallstags-Trading Sehr auffällig war aber in der Verfallstagswoche (und auch schon in den Tagen zuvor), dass die Bären/Stillhalter es mit erkennbarer Leichtigkeit schafften, die Bullen an den entscheidenden Widerständen (rote Linien) immer wieder zurückzuschlagen (siehe rote Ellipsen ganz oben). Sehr ungewöhnlich war dabei, dass fast alle Vorstöße des DAX nach oben binnen Minuten wieder in sich zusammenfielen – und das nicht nur an den beiden roten Linien bzw. an den anderen Rechteckkanten, sondern auch bei vielen anderen Anstiegen (siehe Pfeile). Dieses Muster war in der Vorwoche sehr gut und schnell und immer wieder erkennbar. Aufmerksame Trader konnten hier also eine Reihe sehr lukrativer Short-Trades innerhalb der Rechteckgrenzen machen – immerhin beträgt die Rechteckhöhe trotz der relativen Trägheit des DAX in der Vorwoche ganze 71 Punkte! Im Prinzip mussten Trader also nur die drei offensichtlichsten Dinge zusammenzählen, die ihnen die Charttechnik zuletzt geliefert hat: das bearishe Signal aus der Inselumkehr bzw. Bullenfalle, die Widerstandswirkung der beiden markanten Hochs (rote Linien) sowie der Druck auf die DAX-Kurse durch die Verfallstagspositionierung. Diese drei Dinge hatte ich in meiner Analyse der Vorwoche genannt. Wie gesagt, ich empfehle sehr, diese Kursbewegungen aufmerksam zu analysieren, falls Sie Day-Trading-Ambitionen hegen. Egal, ob und wie Sie in der Vorwoche von diesen Bewegungen profitieren konnten – Sie dürften durch diese Analyse eine Reihe wertvoller Erkenntnisse gewinnen. Trader lernen schließlich nie aus! Natürlich sollten Sie bei dieser Analyse Ihre bevorzugten Methoden und Indikatoren hinzuziehen. Ich bin sicher, Sie werden – wie ich – einige sehr nützliche Aha-Effekte haben. Der DAX aus übergeordneter Sicht Für Leser, die mit Day-Traden nichts am Hut haben, werfe ich aber natürlich noch einen Blick auf die übergeordnete Chartlage auf Basis des üblichen Tagescharts: Auch im Tageschart ist die Seitwärtsbewegung unterhalb der beiden roten Linien gut zu erkennen (siehe roter Pfeil). Der Tageschart zeigt aber noch etwas – und zwar, dass der DAX das Kursziel der Inselumkehr (roter Kreis) bei 12.189,49 Punkten (hellgrüne Linie) abgearbeitet hat. Auf diese Möglichkeit hatte ich am vergangenen Montag ebenfalls hingewiesen. Mit dem Erreichen des Kursziels ist das bearishe Signal der Inselumkehr aufgehoben. Für den weiteren Verlauf sind nun aus charttechnischer Sicht zwei Dinge bedeutsam: der kurzfristige rote Abwärtstrend, der sich seit dem Jahreshoch etabliert hat, und die (strichpunktierte) Parallellinie zu dem bisherigen übergeordneten Aufwärtstrend (grün). Übrigens: Solche parallelen Trendlinien zu „alten“ Trends, die zum Teil sogar schon länger zurückliegen (siehe z.B. Börse-Intern vom Freitag), sind ein typisches Phänomen der Target-Trend-Methode. Sie finden sie unter anderem in Form der parallelen Konsolidierungslinien in den Target-Trend-Charts, die wir Ihnen hier regelmäßig zeigen. Wie trotz guter Aufwärtsdynamik doch nur eine Seitwärtsbewegung entsteht Aber zurück zum DAX: Nach dem jüngsten Rücksetzer an die hellgrüne Linie und der damit erfolgten Neutralisierung des Bärensignals der Inselumkehr scheint sich der DAX zunächst wieder aufwärts zu bewegen, und zwar entlang der strichpunktierten Parallellinie. Da der Abwärtsdruck durch den Verfallstag entfällt, könnte der Kurs nun die verfallstagsbedingten Rückschläge der Vorwoche aufholen und wieder in Richtung der roten Linien steigen. Dabei würde natürlich der rote Abwärtstrend gebrochen werden – ein erstes neues bullishes Zeichen! Trotzdem ist auch ein weiterer Anstieg entlang der strichpunktierten Linien nicht zwangsläufig bullish. Denn obwohl der DAX dann de facto die Aufwärtsdynamik des grünen Trends seit Ende 2018 wieder aufnimmt, geschieht das eben nicht in diesem alten Trend, sondern sozusagen „eine Ebene tiefer“. Das ist ein leichtes Schwächezeichen, und daher kann man mitunter beobachten, dass zwar die alte Aufwärtsdynamik immer wieder aufgenommen wird, aber entlang immer tieferer Parallellinien. Damit ergibt sich trotzdem nur eine Seitwärtsbewegung. Und wie geht es mit dem DAX nun weiter? Den Bullen gelänge erst mit einem neuen Jahreshoch ein vorläufiger Befreiungsschlag. Solange ist aus aktueller Sicht immer noch eine Seitwärtsbewegung wahrscheinlich (z.B. zwischen den roten Linien und den Zwischentiefs von April und Mai; siehe gelbes Rechteck). Dann wären die jüngste Inselumkehr (roter Kreis) und der Rückfall Ende Mai (grüner Kreis) die typischen bullishen bzw. bearishen Ausbrüche aus diesem Rechteck, die wir so häufig bei solchen Seitwärtsbewegungen beobachten können. Für ein solches Szenario spricht auch die bevorstehende schwache Sommerbörsenzeit, in der die Kurse nun wieder bis zur Unterkante des gelben Rechtecks driften können. Allerdings ist die laufende Quartalsberichtssaison natürlich immer für einen Kursausschlag in die eine oder andere Richtung gut. Es könnte also in den kommenden Wochen trotz „Sommerloch“ volatil bleiben! Ich wünsche Ihnen trotzdem eine erholsame Sommerpause, auch bei den heißen Temperaturen, die nun wieder erwartet werden. Eine erholsame und geruhsame Zeit dürfte also wohl am ehesten abseits der Börse zu erwarten sein. Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert
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