Berlin, 11. Dezember 2020. Die von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) vergebene Forschungsförderung 2020 beträgt insgesamt rund 320.000 Euro. Mit dieser Summe werden drei Projekte gefördert, welche die Prävention von Demenzen sowie die medizinische und die pflegerische Versorgung der Betroffenen verbessern sollen. Die Forschungsförderung der DAlzG wird alle zwei Jahre vergeben, die Mittel stammen aus zweckgebundenen Spenden und sollen die Forschung zur Versorgung Demenzkranker und ihrer Angehörigen unterstützen. Auf die Ausschreibung hin, die Ende 2019 erfolgte, wurden über 20 Forschungsvorhaben eingereicht. Zum ersten Mal wurde 2020 gemeinsam mit der Förderung der DAlzG zusätzlich eine Forschungsförderung der Förderstiftung Dierichs in Höhe von 51.000 ⬠vergeben. Mit dieser Summe werden zwei Forschungsprojekte gefördert, die im Bereich der Grundlagenforschung zu Demenz aktiv sind. Sabine Jansen, Geschäftsführerin der DAlzG, sagte dazu: âWir freuen uns sehr, dass wir unsere Forschungsförderung in Kooperation mit der Förderstiftung Dierichs vergeben können und so unsere Anstrengungen für die Forschung im Bereich der demenziellen Erkrankungen zusammenflieÃen.â Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung mit rund 300 Teilnehmenden stellten die Forscherinnen und Forscher am 11. Dezember 2020 die geförderten Projekte vor. Demenzprävention durch Hörgeräte Mit 102.242 Euro fördert die DAlzG das Projekt âDemenzprävention durch Verbesserung der Hörgeräteversorgung â AD-HEARINGâ der Universitätsmedizin Göttingen. Studien der letzten Jahre weisen darauf hin, dass sich bereits bei einer leichten altersbedingten Schwerhörigkeit das Risiko für die Entwicklung einer Demenz deutlich erhöht. Derzeit nutzt aber nur ein kleiner Teil der betroffenen die Unterstützung durch Hörgeräte. Dr. Mona Abdel-Hamid, Dr. Claudia Bartels, Dr. Michael Belz, PD Dr. Philipp HeÃmann und Prof. Dr. Nicola Strenzke möchten in ihrem Projekt nachweisen, dass eine angepasste Versorgung mit Hörgeräten die geistige Leistungsfähigkeit verbessert und sich auch auf weitere Faktoren wie Lebensqualität, Depressivität und soziale Isolation im Alter positiv auswirkt. Ziel ist es, damit einen der wenigen beeinflussbaren Risikofaktoren für eine Demenz ins Bewusstsein zu rücken und die Akzeptanz für Hörgeräte zu verbessern. Hausärztliche Betreuung nach einer Demenz-Diagnose Eine Fördersumme von 80.093 Euro erhält das Projekt âMeDeKa â Hausärztliche Betreuung von Menschen mit neu gestellter Demenzdiagnose nach Krankenhausentlassungâ an der Ruhr-Universität Bochum. Eine Demenz-Diagnose wird häufig während eines Krankenhausaufenthalts gestellt. Nach der Entlassung haben die Betroffenen und ihre Angehörigen einen hohen Bedarf an Beratung und Begleitung durch den vertrauten Hausarzt, die vertraute Hausärztin. Darüber hinaus sind Fragen der weiteren Behandlung zu klären. Jun.-Prof. Dr. Ina Otte, Dr. Nino Chikhradze und Prof. Dr. Horst Christian Vollmar wollen in ihrem Projekt untersuchen, wo hier im Bereich der hausärztlichen Betreuung Lücken bestehen, und zielgerichtete Fortbildungsangebote sowie eine praxisorientierte Handreichung für Hausärzte entwickeln. Kognitive Stimulation in Pflegeeinrichtungen Die Summe von 138.456 Euro erhält das Projekt âKognitive Stimulation in der stationären Langzeitpflege: Entwicklung und Pilotierung eines 24-Stunden Ansatzes im Rahmen einer Mixed-Methods-Studieâ der Universitätsmedizin Köln. Kognitive Stimulation, also die Anregung geistiger und sozialer Fähigkeiten von Menschen mit Demenz, erfolgt in Pflegeheimen häufig am Rahmen von Gruppenangeboten und somit auf bestimmte Zeiten begrenzt. Im Rahmen des geförderten Projektes möchten Prof. Dr. Elke Kalbe, Dr. Ann-Kristin Folkerts, Prof. Dr. Sascha Köpke und Dr. Martin Dichter ein kognitives Stimulationskonzept entwickeln, dass von Pflege- und/oder Betreuungspersonen in den Alltag integriert und jederzeit, zum Beispiel bei der Körperpflege oder bei den Mahlzeiten, angewendet werden kann. Dadurch soll die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner verbessert, ihre geistigen Fähigkeiten stabilisiert und die Kommunikation zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Pflege- und Betreuungspersonen gefördert werden. Zusammenhang von oralem Mikrobiom und Alzheimer-Krankheit Mit 32.500 Euro fördert die Förderstiftung Dierichs das Projekt âDer Einfluss des oralen Mikrobioms auf die Pathophysiologie der Alzheimer-Krankheitâ am LVR-Klinikum Düsseldorf. Die genauen Entstehungsmechanismen der Alzheimer-Krankheit sind bisher nicht geklärt. In Studien hat sich ein Zusammenhang zwischen Erkrankungen des Mundraums, insbesondere Porodontitis und Karies und der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz gezeigt. Priv.-Doz. Dr. Dr. Patrick Finzer, Dr. Julia Christl, Dr. Alexander Dilthey und Prof. Dr. Tillmann Supprian wollen in ihrem Projekt den Zusammenhang des oralen Mikrobioms, also der Bakterien-, Pilz- und Virus-Spezies, die in unserem Mund natürlicherweise vorkommen, und der Entstehung der Alzheimer-Demenz untersuchen. Daraus könnten sich neue Ansätze für eine frühzeitige Diagnose oder auch neuartige Therapien ergeben. Neue Wege zur Früherkennung bei Demenz Für die âNeuentwicklung eines rekognitionsbasierten Testing the Limits-Paradigma zur Früherkennung bei Demenzâ an der Neurologischen Universitätsklinik Ulm erhalten Prof. Dr. Ingo Uttner und Dr. Olivia Küster von der Förderstiftung Dierichs eine Summe von 18.500 Euro. Bei Menschen, die nur leichte demenzielle Symptome aufweisen, ist die diagnostische Unterscheidung zwischen einer beginnenden Alzheimer-Krankheit, einer Depression oder einem altersbedingt normalen Leistungsverlust mit den üblichen Testungen oft nur schwer zu treffen. In dem geförderten Projekt soll ein bereits vorhandenes neuropsychologisches Testverfahren weiter verfeinert werden, um eine bessere Differentialdiagnose schon früh im Krankheitsverlauf zu ermöglichen. |