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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 23.08.2022 | Teils bewölkt bei max. 24°C. | ||
+ Verwaltungsrat des RBB entlässt Patricia Schlesinger fristlos + S-Bahn im Norden immer noch lahmgelegt + Strandbad Grünau lässt nur Ost-Berliner rein + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, gleich mal Butter bei die Fische – oder besser: Margarine. Denn nicht nur Gas und Wasser werden teurer, sondern auch das nach dem Bier beliebteste Fass der Deutschen: das Fass Butter. Unser neuer Tagesspiegel-Inflationsmonitor zeigt, wie geschmiert Lebensmittel teurer werden: Für dasselbe Geld, für das man noch vor sechs Jahren ein 250-Gramm-Stück Butter bekam, bleiben einem heute nur noch 118 Gramm. Auch das Brot fürs Geld ist um 20 Prozent weniger geworden (Details hier). Alle haben gerade zu knabbern – die Frage lautet für immer mehr: Ist es noch genug? | |||||
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Und damit zum nächsten Thema, das sich gewaschen hat: die führenden Duschköpfe der Nation. Die neueste politische Einlassung zum Wassersparen kommt von der FDP, der Oppositionspartei in der Bundesregierung. Für sie stellt Marco Buschmann fest: „Waschlappen haben in der Politik nichts verloren.“ Wen er damit meint, ließ der Bundesjustizminister offen. Leicht hat es der Waschlappen nicht, wie eine Checkpoint-Umfrage im Handel ergab. Kaufland will zu den Verkäufen lieber „grundsätzlich keine Aussagen treffen“. Bei Edeka heißt es: „Einen merklichen Anstieg von Waschlappenverkäufen in den Berliner Märkten können wir nicht bestätigen.“ Vielleicht bevorzugen die Menschen sowieso einen Seifenschwamm. Dieses Netz für Kern- oder Duschseife, mit dem ich mich schon als Kind am Ost-Berliner Badeofen eingeschäumt habe und das jetzt wieder in so genannten „DDR-Wundertüten“ im ostdeutschen Erinnerungshandel erhältlich ist (zu sehen hier), wird hergestellt aus wasserabweisendem Polyamid und kratzt einen mehr als die FDP. Weiche Waschlappen hat die künftige Schwammstadt Berlin auch zu bieten – zum Beispiel einen „mit 3-fach eleganten Viskosestreifen im Tuch und am Saum“. Der „Waschlappen Berlin“ ist bis 60 Grad waschbar und sogar „trocknerbeständig“. Perfekt für die nächsten Dürresommer unterm Gartenschlauch. | |||||
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Offenbar zu viel Sonne abbekommen haben die Betreiber des Strandbads Grünau. Sie schickten eine Tagesspiegel-Leserin aus Schöneberg, die mit ihrem schwerbehinderten Sohn angereist war, nach langem Anstehen wieder weg. An der Kasse fragte ein Kontrolleur nach ihrer Postleitzahl. „Seine Erklärung ergab doch tatsächlich, dass nur Besucherinnen und Besucher aus Ost-Berlin in das Strandbad dürfen”, berichtet die Leserin. Auch eine Familie aus Hamburg sowie Berlinerinnen und Berliner aus anderen Bezirken seien abgewiesen worden, obwohl das Strandbad „augenscheinlich nicht voll” gewesen sei. Offenbar ist das kein Einzelfall, wie viele Google-Bewertungen zeigen. „Das Strandbad sortiert ziemlich offensichtlich und mit fadenscheinigen Ausreden Menschen mit Migrationshintergrund aus. Zutritt haben hier nur deutsche Mitbürger“, lautet eine Beschwerde. Der Betreiber des Bades, das die Berliner Wasserbetriebe verpachtet haben, reagierte auf Tagesspiegel-Anfragen nicht. Unsere Lokalreporterin Julia Schmitz (ihren Newsletter aus Treptow-Köpenick lesen Sie hier) hat deshalb folgenden Tipp: 12527 lautet die Postleitzahl von Grünau. Falls man da jetzt überhaupt noch hin will. | |||||
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Wir schalten um zum RBB und der neuesten Folge des Fernsehdramas um die Verschwendung öffentlich-rechtlicher Gebührengelder: Die frühere Intendantin Patricia Schlesinger, zuletzt mit einem Jahresgrundgehalt von 303.000 Euro plus Bonuszahlungen ausgestattet, wurde am Montagabend vom Verwaltungsrat fristlos entlassen. Der geschäftsführende Intendant Hagen Brandstäter hat sich für mehrere Wochen krankschreiben lassen. Zuvor war er für die schleppende Aufklärung der Affäre kritisiert worden. Die Vorsitzende des Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, ist zurückgetreten. Zuvor war bekannt geworden, dass sie als Pfarrerin zwei Frauen aus der Chefetage des RBB kirchlich getraut hatte. Der kommissarische ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hat wissen lassen, die anderen ARD-Anstalten hätten „kein Vertrauen mehr“ in die RBB-Geschäftsleitung. Der WDR-Intendant ist weiterhin mit einem Jahresgrundgehalt von 413.000 Euro ausgestattet. Fortsetzung folgt – auf Kosten der Mitarbeitenden, die ohne Bonuszahlungen und Massagesitze in Dienstwagen den Sender wieder flott machen sollen. | |||||
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Platt ist auch mal wieder die S-Bahn im Norden Berlins, diesmal unverschuldet. Ein Diebstahl von 100 Meter Signalkabelsalat legt weiterhin viele Linien lahm. Immerhin gehen die Klauereien insgesamt zurück. Die Bahn registrierte im vergangenen Jahr 320 Fälle – ein Jahr zuvor waren es noch 15 Prozent mehr, zehn Jahre vorher mit 3551 Fällen sogar mehr als zehn Mal so viele. „Jeder einzelne Vorfall ist ärgerlich für die Fahrgäste“, ahnt eine Bahnsprecherin auf Checkpoint-Nachfrage. Immerhin gab es im Norden schon immer Alternativen. Wohl kein Zufall, dass die S-Bahn gestern öffentlich an die früheren Pferdeeisenbahnen erinnerte (hier), die die damals noch nach draußen wachsende Stadt erschlossen. Bis 1907 zuckelte die Pferdebahn etwa bis nach Buchholz (Historie hier). Die S-Bahn hat es mit ihren Signalkabeln bis heute nicht hier rausgeschafft. | |||||
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Wie finden wir denn das? Berlins Fundbüro hat sich verloren in den Weiten des Internets. „Wegen der Systemumstellung gibt es keine Onlinesuche mehr“, lässt das Büro in Tempelhof wissen. Wie jetzt, sucht Berlin seine Koffer nur noch in Brandenburg am BER und hat sich dafür am früheren Flughafen Tempelhof aufgegeben? „Die 2001 entwickelte Fundverwaltungssoftware mit angeschlossener Onlinesuche wurde vom Nachfolgeprodukt Nova Find ersetzt“, lässt Bezirksstadtrat Matthias Steuckardt (CDU) auf Checkpoint-Nachfrage wissen. Die alte Software sei nicht mehr von Microsoft unterstützt worden. So fand Berlins Suche nach sich selbst ein unsoftes Ende. Und wie funktioniert das neue Lost and Sound in West-Berlin? „Bei der Erfassung eines Funds wie auch bei der Abgabe einer Verlustmeldung werden die jeweils neuen Datensätze mit Hilfe eines Algorithmus mit den bereits vorhandenen Datensätzen abgeglichen“, erklärt Steuckardt. Mögliche Übereinstimmungen würden nun automatisch angezeigt, die Suchenden danach benachrichtigt. Praktisch: So findet sich für jeden Deckel noch ein Topf. | |||||
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