Liebe Frau Do, in den Berichten des Robert Koch-Instituts ist regelmäßig von einem "diffusen Geschehen" bei den Neuinfektionen die Rede. Diffus, also zerstreut und ohne einheitliche Richtung, kommt vielen Bürgern derzeit die Corona-Strategie von Bund und Ländern vor. Die Kanzlerin kritisiert bei "Anne Will" Armin Laschet für seinen Umgang mit der Notbremse und droht den Ländern mit einer Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes. Trotz rasant steigender Zahlen setzen Städte an Rhein und Ruhr weiter auf Öffnungen, während der Ruf nach einem harten Lockdown mit einer nächtlichen Ausgangssperre lauter wird. Gleichzeitig geht das Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union in die entscheidende Phase – und da sah es für CDU-Chef Laschet schon mal besser aus. Jana Wolf argumentiert in ihrem Leitartikel, warum offener Streit und persönliche Machtkämpfe der Union in diesem Wahljahr sehr schaden könnten. Alle Kraft müsse der Bekämpfung der Pandemie gelten, jeder andere Eindruck sei fatal. Martin Kessler arbeitet in seiner Analyse heraus, wie die Kanzlerin auch ohne eine neue MPK-Runde die Corona-Maßnahmen verschärfen könnte. Wie es in NRW in Sachen Notbremse und Lockerungen weitergeht, besprechen Maximilian Plück und Carolin Streckmann in der neuen Ausgabe unseres Podcasts "Aufwacher". Der bereits erwähnte Martin Kessler erklärt zudem, warum eine nächtliche Ausgangssperre die dritte Welle tatsächlich brechen könnte. Der Philosoph Richard David Precht ("Wer bin ich – und wenn ja, wie viele") hatte im Frühsommer 2020 Kritik auf sich gezogen, als er der Bundesregierung attestierte, auf die Pandemie “ganz offenkundig in Teilen überreagiert” zu haben. Einen zweiten Lockdown hielt er – wie viele andere auch – für völlig ausgeschlossen. Heute wissen wir alle mehr. An einer seiner zentralen Thesen hält der 56-Jährige im Interview mit Lothar Schröder aber fest. Gegen die Zumutungen und die Herausforderungen, die die Folgen des Klimawandels für die Menschen bereithalten, sei Corona letztlich "Pillepalle". Die Pandemie sieht der gebürtige Solinger daher nicht zuletzt als „Einübung aufs Verzichten“. Verzichten müssen die allermeisten Fußballfans seit mehr als einem Jahr auf den Besuch im Stadion. Auch sportlich läuft es für viele NRW-Vereine in dieser Saison nicht rund. Borussia Mönchengladbach läuft seinen Ansprüchen hinterher, Dortmund verfolgt das Rennen um die Meisterschaft aus sicherer Distanz, Köln und Bielefeld droht der Abstieg aus der Bundesliga – Schalke 04 ist nur noch rechnerisch zu retten. Auch viele kleinere Klubs blicken mit Sorge in die Zukunft. Thomas Schulze hat sich einen Überblick verschafft. "Das Herz des Fußballs krankt", lautet seine Diagnose. Mit einer diffusen Lage begann dieser Newsletter, mit einer klaren und eindeutig erfreulichen Nachricht endet er. Das Wetter wird in den kommenden Tagen wunderbar frühsommerlich. Viel Sonne und Temperaturen über 20 Grad sind angesagt. Genießen wir es, so gut es geht! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |