Cowboys, die in diesem Fall allerdings Schafe hüten, reiten am Freitag um 18:30 Uhr sowie am Samstag um 21:00 Uhr über unsere Leinwand. Doch statt sich actionreich zu duellieren, schweigen sie vor allem und haben nur ein Ziel vor Augen: Zum letzten Mal ihre Herde in die atemberaubenden Absaroka-Beartooth Berge in Montana zu führen. Die Regisseure Lucien Castaing-Taylor & Ilisa Barbash verfolgen mit ihrem Film Sweetgrass (USA 2009), der im Rahmen des Sensory Ethnography Lab der Universität Harvard entstanden ist, ein Ziel: die Tätigkeit der Schäfer vor allem auditiv erfahrbar zu machen. Zuvor werden auch auf Sardinien die Schafe gehütet, in Pastori di Orgosolo (IT 1958, Vittorio De Seta). Hochaktuell bleibt Camila Freitas‘ Chão (BRA 2019) auch noch heute: Der Film porträtiert die von Jair Bolsonaro ausgerufenen Staatsfeinde: Das Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra. Die Bewegung setzt sich für ein generelles Umdenken in der Agrarpolitik Braisiliens ein, also einen Landbesitz der Landwirt*innen, eine Absage an Pestizide und Monokulturen. Der Film ist ein Dokument über das Leben im Widerstand. Freitag, 21 Uhr! Manzan benigaki (JP 1984/2001, Shinsuke Ogawa, Yiaolian Peng) & Tenryu-ku Okuryoke Osawa Bessho seicha kojo (JP 2014, Teiichi Hori): Zwei Choreographien des Pflückens und Studien eingespielter Handgriffe. Mitte der 1980er Jahre beginnt Shinsuke Ogawa sich mit der komplizierten Ernte der orangerot-leuchtenden Persimone-Frucht zu beschäftigen. Nach dem Tod des Filmemachers vollendet erst 2001 seine chinesische Schülerin Peng Xiaolian das Werk, dessen ausdrucksstarke Filmsprache hervorsticht. Peng Xiaolian betont, die tiefe persönliche Beziehung ihres Co-Regisseurs zur japanischen Kultur. Eine ähnlich tiefe Beziehung zum Gefilmten liegt auch Tenryu-ku Okuryoke Osawa Bessho seicha kojo zugrunde. Regisseur Teiichi lebt längere Zeit mit Landwirten zusammen, die den Bessho-Tee anbauen. Samstag um 18 Uhr laden die beiden Filme dazu ein, sich auf den Rhythmus der Ernte einzulassen. Von Dienstag bis Samstag führt Patrick Holzapfel in die Filme der Reihe ein. Neben der Retrospektive in unserem Haus beschäftigt sich der Kurator seit längerem mit der Auseinandersetzung des Kinos mit dem Sujet Landwirtschaft. Ein paar verschriftlichte Gedanken finden Sie derzeit beim Filmdienst. In der Kolumne Full Bloom des Blogs von Mubi blickt Patrick Holzapfel darüber hinaus auf Früchte und Pflanzen in der Filmgeschichte. Mit dabei sind auch Essays zu Fad’jal (SN 1979, Safi Faye) und L’albero degli zoccoli (IT 1978, Ermanno Olmi), die Sie beide bereits im Rahmen der Retrospektive sehen konnten. Mehr |