Das absurde Geschäft der TV-Duelle
● Trump attackiert Selenskyj |
● Elon Musk präsentiert KI |
● Conti streicht 3000 Jobs |
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Liebe Leserin, lieber Leser, heute Abend müssen sie wieder aufeinander los. Das Format heißt eben „TV-Duell“, nicht „TV-Wattebäuschchen-blasen“. Dass es noch einmal dazu kommt, tut mir leid. Sie tun mir leid: Friedrich Merz und Olaf Scholz. Aber auch all die anderen Bundespolitiker, die zuletzt immer wieder aufeinandergehetzt wurden in der Hoffnung, dass irgendjemand die Nerven verliert auf offener Bühne. Ich sag’s mal vorweg: Diese Medien-Spektakel fand ich bisweilen würdelos. Früher sah ich mit meinen Töchtern ab und an „Deutschland sucht den Superstar“, „Dschungelcamp“ oder „Germany’s Next Topmodel“. Es war pure Unterhaltung, den Kandidaten teils über viele Wochen dabei zuzuschauen, wie sie an absurden „Aufgaben“ wuchsen oder scheiterten. Survival of the Fittest. Der Weg war das Ziel. Auch im Wahlkampf der vergangenen Wochen ging es ja eher weniger um echte Themen wie Bildung, Wirtschaft, Migration oder Klima. Inhalte sind nur der Schmierstoff jener TV-Maschine, die auch Habecklindnerweidelwagenknecht frisst und wieder ausspuckt. Das Drehbuch skizzierten die Fieberkurven der Demoskopie, auf die wir seit Wochen starren wie früher während Corona auf die berüchtigte 7-Tage-Inzidenz. Die Quoten waren übrigens top. Unsere Zahlen- und Umfrage-Hörigkeit beherrschte eh alles! Ebenso wie dieser neuartige Wahn, mit Live-Faktenchecks die Kandidaten noch weiter zu entzaubern. Am liebsten Alice Weidel. Obwohl Scholz auch jede Menge Blödsinn erzählte. |
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| „Quadrell“ bei RTL – so albern kann Wahlkampf sein. Heute findet auf Welt TV das letzte Duell vor der Wahl zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz statt (© dpa) |
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Ich stelle mir vor, wie da Legionen studentischer Hilfskräfte in Millisekunden nach der korrekten Höhe der Lohnnebenkosten auf Malta suchen mussten. Tja, wir Medien waren ganz vorne dran bei all den Wahlduell-bis-Quadrell-Laborversuchen. Was den Moderatoren kaum auffiel: Dass sie gar nicht die weißen Kittel trugen, sondern mit ihren Opfern durch die selbst erbauten Labyrinthe hechelten. Ich wartete nur darauf, dass die vier Kanzlerkandidaten noch eine Runde „Mensch ärgere Dich nicht“ hätten spielen müssen mit – sagen wir – Louis Klamroth. Günther Jauch und Pinar Atalay kamen diesem endgültigen Ausverkauf von Sinn und Seriosität aber auch schon recht nah mit suppilustigen Schnellfragerunden wie: „Was ist schlimmer: Opposition oder Dschungelcamp?“ Einmal ranzte Robert Habeck in einem Anfall von Ehrlichkeit: „Was issen das für ne komische Frage?!“ Aber dann fing er sich wieder. Es ging ja um alles. Die wirklichen Gladiatoren haben in diesem Kurzzeit-Wahlkampf alles gegeben. Sie haben sich von jedem drittklassigen TV-Comedian dumm anquatschen lassen. Sie haben sich vors Mikro jedes Jugend-Podcasters in Schafscheißmühlen gesetzt. Manchmal gingen sie sogar dahin, wo es wirklich wehtut: zum Kuli-verschenken am Wahlstand ihrer Partei in sog. Brennpunktvierteln. Wenn es „Wetten, dass..?“ noch gäbe, hätten sie sicher auch Pappmaché-Brandmauern gebaut unter den Anfeuerungsrufen des Saalpublikums. Wie oft musste sich Merz als Nazi beschimpfen lassen? Wie oft Habeck als Kinderbuch-Dödel? Ganz ehrlich – sie haben unseren Respekt verdient. Und ich wünsche ihnen wirklich allen, dass sie nach dem nächsten Wochenende wieder ein Stück weit zu sich selbst finden. Sonst wären sie als Politiker ja gar nicht mehr tragbar. Oder bin ich da zu verständnisvoll? Schreiben Sie mir an: [email protected] |
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| Ost-West-Gipfel: US-Außenminister Marco Rubio (2.v.l.) und sein russischer Kollege Sergej Lawrow (r.) gestern in Riad (© dpa) |
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Nach Ukraine-Gipfel: Trump attackiert Selenskyj |
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US-Präsident Donald Trump greift die ukrainische Regierung scharf an: Man hätte den Krieg gegen Russland „nie anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können.“ Auf einer Pressekonferenz in seiner Residenz in Mar-a-Lago (Florida) mahnte Trump gestern Nacht Neuwahlen in Kiew an. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterstellte er, kaum noch Zustimmung im eigenen Volk zu haben. Es gebe in der Ukraine „eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen“. Wenige Stunden davor war das erste Treffen eines amerikanischen und eines russischen Außenministers seit drei Jahren zu Ende gegangen. Marco Rubio und Sergej Lawrow hatten am Dienstag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad über eine Lösung des Ukraine-Konfliktes verhandelt. Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow kündigte einen weiteren Gipfel mit Wladimir Putin und Trump an, allerdings ohne einen konkreten Termin zu nennen. Außerdem soll die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Russland und Amerika wiederhergestellt werden.Die amerikanische Seite zeigte sich nach dem Treffen in Riad zurückhaltender. Außenamts-Sprecherin Tammy Bruce erklärte: „Ein einziges Telefonat und ein einziges Treffen reichen nicht aus, um dauerhaften Frieden zu schaffen.” Man habe sich darauf geeinigt „hochrangige Teams zu benennen, die mit der Arbeit an einem Weg zur Beendigung des Konflikts in der Ukraine so bald wie möglich beginnen – auf eine Weise, die dauerhaft, nachhaltig und für alle Seiten akzeptabel ist”. Noch während des Treffens verkündete ein Kreml-Sprecher, dass Putin bereit sei, mit Selenskyj direkt zu verhandeln. Außerdem betonte er, dass die Ukraine das souveräne Recht habe, der Europäischen Union beizutreten. Einen Nato-Beitritt der Ukraine lehnte Russland indes ab. |
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| Mitglieder des Untersuchungsausschusses am Dienstag in der Bundespressekonferenz (© dpa) |
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Bittere Bilanz des deutschen Afghanistan-Einsatzes |
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111 Zeugenvernehmungen, 1,4 Millionen Aktenseiten, 600.000 E-Mails, 500 Stunden Ausschusssitzungen – die elf Mitglieder des Untersuchungsausschusses zur Aufarbeitung des deutschen Afghanistan-Einsatzes hatten gut zu tun in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Gestern stellte der Ausschussvorsitzende Ralf Stegner (SPD) die Ergebnisse in Berlin vor. Der Bericht geht auch auf das deutsche Versagen bei der Evakuierung des eigenen Personals aus Afghanistan ein nach der gewaltsamen Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021. Im Kern kritisierte Stegner das von der US-Regierung und den Taliban schon im Frühjahr 2020 unterzeichnete Doha-Abkommen, das den Abzug aller westlichen Truppen aus Afghanistan vorsah. Damit war klar, „wie die Sache ausgeht“, so Stegner. Die Taliban wurden zu einer „Regierung im Wartezustand“. Ähnlich wie heute in Bezug auf den Ukraine-Krieg sei die Bundesregierung bei den Doha-Verhandlungen nicht einbezogen worden. „Wir erkennen mit Besorgnis Parallelen zur Gegenwart“, sagte der Vize-Ausschussvorsitzende Thomas Erndl (CSU). Der Bericht offenbart auf deutscher Seite zudem viel Wunschdenken, wenig Kenntnis, fehlende Notfallpläne und teils dramatisches Behördenversagen. So informierte die damalige deutsche Botschafterin in Washington, Emily Haber, bereits am 6. August das Verteidigungsministerium, dass die Taliban bald die Macht übernehmen könnten. Bis sich das Ministeriums mit der Information befasste, vergingen jedoch mehrere Tage. Deutschland beteiligte sich knapp 20 Jahre am Afghanistan-Einsatz im Rahmen einer solidarischen Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA. |
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Donald Trump nannte erstmals eine konkrete Zahl zu geplanten Zöllen: 25 Prozent will er auf Auto-, Chip- und Medikamentenimporte fordern. Offen ließ der US-Präsident, welche Länder betroffen sein sollen. Fast-Blamage gegen Celtic Glasgow: dem FC Bayern München genügte nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel ein 1:1 zu Hause, um in der Champions League in die Runde der letzten 16 einzuziehen. | |
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| Elon Musk (r.) mit seinen KI-Spezialisten bei der Präsentation von Grok 3 (© x.com/stevenmarkryan) |
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Elon Musks neue KI soll Mars-Reise unterstützen |
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Im Rennen um die Vorherrschaft bei künstlicher Intelligenz (KI) erhöht Elon Musk den Druck. Gestern früh stellte er mit Spezialisten seines KI-Unternehmens xAI die neueste Version des Chatbots Grok 3 vor. US-Experten zeigten sich beeindruckt. Grok 3 sei „eine enorme Leistung”, wenn man bedenke, wie spät xAI mit der Entwicklung begonnen habe, schrieb Amjad Masad vom KI-App-Spezialisten Replit. Zum Start von Grok 3 sollen zunächst die bestehenden Premium-Kunden von Musks Kurznachrichtendienst X auf den Service zugreifen können. Sie zahlen derzeit 22 Dollar pro Monat für ihr Abo. Außerdem soll es einen Zugang über die Webseite geben. Für das „Supergrok“ genannte Top-Angebot will Musk 30 Dollar kassieren. Um die Leistungsfähigkeit von Grok 3 zu demonstrieren, sollte die Software im Rahmen einer Demo das beste Startfenster für eine mögliche Mars-Mission berechnen. Wenn alles gut laufe, werde Musks Raumfahrtfirma SpaceX die Daten für eine geplante Mission Ende 2026 nutzen. Fürs Training von Grok hat Musk eine frühere Haushaltsgeräte-Fabrik in Memphis, Tennessee in nur 122 Tagen in ein gigantisches Rechenzentrum verwandelt und dessen Leistung binnen drei Monaten noch mal verdoppelt. |
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| Conti-Zentrale in Hannover: Die schwachen Absatzzahlen bei vielen Autobauern machen dem Konzern zu schaffen (© dpa) |
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Job-Kahlschlag bei Continental geht weiter |
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Der Automobil-Zulieferer Continental verschärft sein Sparprogramm. Bis Ende 2026 will der Dax-Konzern weltweit 3000 Stellen in Forschung und Entwicklung streichen, knapp die Hälfte davon in Deutschland, teilte das Unternehmen gestern mit. Erst im vergangenen Jahr hatte die Automotive-Sparte den Abbau von 7150 Arbeitsplätzen angekündigt. Jetzt sollen dort insgesamt 10.000 Stellen wegfallen. Zur Begründung verwies der Konzern auf „das gegenwärtig herausfordernde Marktumfeld“. Auch Wettbewerber wie Bosch oder ZF hatten zuletzt Tausende Stellen gestrichen. „Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten“, warnte Gesamtbetriebsratschef Michalel Iglhaut gestern. „Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis“ seien keine tragfähige Zukunftsstrategie. Continental hatte im Dezember angekündigt, die seit Jahren schwächelnde Autozuliefersparte abzuspalten und als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen, voraussichtlich bis Ende des Jahres. Erst im vergangenen Jahr war die Automotive-Sparte nach einem millionen-schweren Rückruf bei BMW in die Schlagzeilen geraten. Angesichts der Kosten hatten die Münchner eine Gewinnwarnung veröffentlicht. |
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| Foto mit Seltenheitswert – ein deutsches Neubaugebiet (© dpa) |
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Zahl der Baugenehmigungen auf Tiefstand |
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Seit 2010 lag die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen nicht mehr so niedrig wie 2024. Insgesamt genehmigten die zuständigen Behörden im vergangenen Jahr nur noch 215.900 Wohnungen, 43.700 weniger als im Jahr davor. Dies war bereits der dritte Rückgang in Folge, so das Statistische Bundesamt gestern. Die Ziffer gilt als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung am Wohnungsmarkt. Laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) dürfte auch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen 2024 um gut 45.000 auf rund 250.000 gesunken sein. Genaue Zahlen werden erst im Mai veröffentlicht. Für das laufende Jahr rechnet der HDB mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 200.000 neue Wohnungen. Zur Begründung für die Entwicklung verweist HDB-Geschäftsführer Tim-Oliver Müller auf „Überregulierung, enorm gestiegene Baukosten und die rasant gestiegenen Zinsen”. Dies sei eine „toxische Mischung“, so Müller gestern zum FOCUS. Angesicht dieses Umfelds dürfte auch die Lage am Mietmarkt weiter angespannt bleiben. Nach einer Übersicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) waren die Mieten alleine im vierten Quartal im Schnitt um 4,7 Prozent gestiegen. |
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4,5 Billionen Euro betrug das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Deutschland bleibt damit die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt – hinter den USA und China. Laut IW-Konjunkturchef Michael Grömling wird der Abstand zum Führungsduo aber immer größer. |
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| Wer tagsüber die Gedanken schweifen lässt, träumt leichter und weiß später auch noch häufiger, was (© Science Photo Library) |
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Neue Studie: Was das Alter mit dem Träumen zu tun hat |
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Die wieder länger werdenden Tage erhöhen das Erinnerungsvermögen des Menschen an seine nächtlichen Träume. Auch bildet leichter Schlaf einen Faktor, der dem Menschen seine Trugwelt bewusster werden lässt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie italienischer Psychologen. Nahezu jeder Mensch träume mehrmals pro Nacht, aber nicht jeder könne sich daran und an den Inhalt erinnern, so die Ausgangsüberlegung. 204 Versuchspersonen zwischen 18 und 70 Jahren – 113 von ihnen Frauen – erhielten Aufnahmegeräte, auf denen sie gleich nach dem Aufwachen das im Kopf Erlebte festhalten sollten. Ihr Schlaf wurde auch „getrackt“. Außerdem führten die Forscher mit ihren Probanden mehrere Psycho-Tests durch, aus denen unter anderem die individuelle Neigung zum Tagträumen hervorging. Ergebnis: Wer seine Gedanken tagsüber öfter abschweifen lässt, verfolgt auch die nächtliche Gedankenwelt besser. Es gibt also so etwas wie eine Traum-Fangemeinde. Leider spielt das Alter eine wichtige Rolle. Jüngere können sich eher an ihre Träume erinnern, während fortgeschrittene Jahrgänge sich häufig nur noch erinnern, dass sie geträumt haben, aber nicht was. |
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Gewinnerin: Neue Kapitänin der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen wird Giulia Gwinn. Die 25-jährige Rechtsverteidigerin vom FC Bayern wird Nachfolgerin von Alexandra Popp. Mit 57 Länderspielen ist die „Nationalspielerin des Jahres 2024“ schon länger ein fester Bestandteil im Team. Bundestrainer Christian Wück lobte Gwinn als ebenso meinungs- wie führungsstark. | |
Verlierer: Großer Oscar-Favorit, aber kein Geld auf dem Konto: US-Regisseur Brady Corbet, 36, beklagt, mit seinem Film „The Brutalist” keinen Cent verdient zu haben. Stattdessen müsse er sich mit Werbespots in Portugal über Wasser halten. In einem Podcast sprach Corbet offen über seine finanzielle Misere. Seit sechs Monaten sei er nonstop mit der Vermarktung seines Films beschäftigt – unbezahlt. „Es ist wie ein sechsmonatiges Verhör“, klagte er. | |
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… noch einen schnellen Blick in den Karlsruher Zoo, wo Eisbär-Dame Nuka Ende vergangenen Jahres männlichen Nachwuchs bekam. Das Baby ist noch namenlos und wartet jetzt auf Vorschläge der Fans. | | Sucht noch einen Namen: der Eisbär-Nachwuchs im Karlsruher Zoo (© Timo Deibel, Zoo Karlsruhe) | Wichtigste Bedingung: Der künftige Name soll möglichst kurz sein (muss man ja auch mal schnell rufen können) und mit einem „M“ beginnen – wie alle neugeborenen Tiere des Jahrgangs 2024 im Karlsruher Zoo. Momo? Max? Mick? Sie haben bestimmt noch weit kreativere Ideen. Schreiben Sie dem Zoo: Ettlinger Str. 6, 76137 Karlsruhe. Die freuen sich sicher. Ab März soll der kleine M dann übrigens auch den Besuchern präsentiert werden. Herzliche Grüße | | Thomas Tuma |
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