Trumps 500-Mrd.-Dollar-Plan für KI
● Boom für Rüstungsindustrie |
● Sorge vor drittem Rezessionsjahr |
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Liebe Leserin, lieber Leser, es gibt Preise, die niemand haben möchte. Gestern zum Beispiel hat die Verbraucherzentrale Hamburg die „Mogelpackung des Jahres 2024“ benannt. Ampel-Koalition, Heizungsgesetz oder René Benko standen nicht zur Wahl. Aber im Kleinen traf es trotzdem die Richtigen. Eckes-Granini hat die Rezeptur seines Orangensaftes verändert: Die Firma halbierte kurzerhand die Menge echten Safts pro Flasche und ersetzte sie durch Zuckerwasser. Der Verkaufspreis blieb gleich, hat sich also für die identische Saftmenge verdoppelt. Das klingt ähnlich ernüchternd wie die Besuche im Supermarkt meines Vertrauens. Ein halbes Pfund Butter? Da bluten mir die Augen. Zwischen 2020 und Oktober 2024 stiegen die Lebensmittelpreise laut Oxfam um 34,3 Prozent. Bei Käse und Teigwaren ging’s im gleichen Zeitraum um rund die Hälfte nach oben. Wenn ich’s richtig verstehe, werden wir bei so was wie Butter (plus 60 Prozent) noch am ehrlichsten behandelt, denn ein halbes Pfund bleibt immer ein halbes Pfund. Wenn dessen Preis steigt, steigt er halt. Die Gründe: Rohstoffe, Personal, Energie, Inflation, Sie wissen schon. Und ja, ich weiß schon. Jedenfalls ein bisschen mehr als Wirtschaftsminister und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck, der im Herbst erklärte: „Die Inflation sinkt, die Preise gehen runter.“ Nein, das tun sie leider nicht. Sie steigen nur etwas langsamer, bleiben aber auf Schnappatmungs-Niveau, womit wir wieder beim Granini-O-Saft wären – und uns. |
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| Granini-Orangensaft ist nicht die einzige „Mogelpackung“ der Republik (© Verbraucherzentrale Hamburg) |
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Man kann uns nämlich wunderbar betrügen. Wir lassen das gern zu. Weil wir uns nicht dauernd mit der harten Wahrheit die Laune verderben wollen, kann die Industrie an der Rezeptur drehen, an Inhaltsstoffen, Verpackung, Zahl der Kekse, ja sogar am Luft-Anteil in Schachtel oder Tüte (max. 30 Prozent laut einer sehr alten Verwaltungsrichtlinie). An dieser Stelle würde es jetzt schrecklich bürokratisch werden. Deshalb lassen Sie uns lieber auf eine einfachere Mogelpackung blicken: die Politik. Auch da wird man als Bürger immer häufiger mit aufgeblasenem Nichts konfrontiert. Olaf Scholz hat einst behauptet: „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch.“ Die aktuellen Wahlprogramme erinnern mich an die Plastikflasche von Granini: dünnflüssig und kostspielig, aber keiner gibt’s zu. Auch Friedrich Merz nicht. Statt Wirtschaftsreformen lieber Habeck’sche Küchentischgespräche. Wir mögen das. Es beruhigt in seiner Übersichtlichkeit. Ich zucke zwar immer schon bei sprachlichen Produkt-Triggern wie „Grün“, „Nachhaltig“ oder auch „Rufen Sie uns an!“, wo man dann eine Stunde in der Hotline mumifiziert. Aber das Land, das Leben, selbst wir sind eine Mogelpackung geworden. Sie kennen die Sätze alle: „Ich bin im Homeoffice viel produktiver.“ Der nächste Preis wird für die frechste Werbelüge ausgelobt. Foodwatch vergibt den „Goldenen Windbeutel“. Auch da ist es eigentlich schade, dass nur Reklamesprüche in die Wertung kommen, oder? Wo erleben Sie noch Mogelpackungen? Schreiben Sie mir an: [email protected] |
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| US-Präsident Donald Trump diese Woche beim Unterschreiben neuer Dekrete (© dpa) |
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US-Bundesstaaten wehren sich gegen Migrationspläne |
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Die Bekämpfung der illegalen Migration ist eines der zentralen Wahlkampfthemen von Donald Trump. Allein dazu hat Trump seit seiner Amtseinführung am Montag zehn Dekrete unterschrieben. Unter anderem soll der Anspruch auf den Erhalt der US-Staatsbürgerschaft eingeschränkt werden. Dagegen formiert sich nun Widerstand. 22 Bundesstaaten haben bereits Klage gegen das Vorhaben eingereicht. Menschen, die in den USA geboren werden, sind bislang automatisch amerikanische Staatsbürger. So ist es seit 1868 in der US-Verfassung verankert. Das gleiche Prinzip gibt es auch in Kanada, Chile oder Argentinien. Donald Trump hat erlassen, dass ein solches Geburtsrecht für Kinder von Eltern, die keinen Aufenthaltsstatus besitzen, künftig nicht mehr greifen soll. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaats Washington, Nick Brown, bezeichnet das Dekret als „verfassungswidrig, unamerikanisch und grausam”. Matthew J. Platkin, Generalstaatsanwalt von New Jersey betont, Trump sei „kein König. Er kann die Verfassung nicht mit einem Federstrich umschreiben.” Jahrelange juristische Auseinandersetzungen könnten nun folgen. |
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Neue Feuer bedrohen Los Angeles. In der Nähe der US-Metropole ist wieder ein Großbrand ausgebrochen. Diesmal ist die Gegend rund um den Castaic Lake Park betroffen, etwa 50 Kilometer nördlich von Los Angeles. Schulen wurden evakuiert, 30.000 Menschen mussten die Gefahrenzone verlassen. Der Afghane Enamullah O., der mit einem Küchenmesser gestern in einem Aschaffenburger Park zwei Menschen tötete und mehrere teils schwer verletzte, hätte schon Ende des Jahres nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Er kam 2022 über die Balkanroute ins Land und war seither mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen. Der US-Kongress billigte das erste Gesetz des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Straffällig gewordene Einwanderer ohne gültige Papiere können nun leichter abgeschoben werden. Auch Demokraten stimmten dafür. | |
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| Containerschiffe im Hamburger Hafen: Die USA sind bislang Deutschlands wichtigster Exportmarkt (© imago) |
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Wirtschaftsweiser befürchtet drittes Rezessions-Jahr |
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Angesichts drohender US-Zölle steht die deutsche Wirtschaft womöglich vor ihrem dritten Rezessionsjahr in Folge. Schon jetzt schwächle der Export, so der Wirtschaftsweise Achim Truger gegenüber FOCUS. „Wenn da jetzt ein Zollschock beim wichtigsten Handelspartner USA hinzukommt, dürfte das für 2025 eine erneute Rezession bedeuten“, warnt der Ökonom. Die heimische Wirtschaftsleistung war 2024 um 0,2 Prozent geschrumpft, nach einem Minus von 0,3 Prozent im Jahr davor. Angesichts von Ampel-Aus, Krieg und Unwägbarkeiten im Weißen Haus könnte es nun erneut „unter Null gehen“, so Truger. Am Dienstag hatte US-Präsident Donald Trump erneut mit Zöllen auf Einfuhren aus der EU gedroht: Die Europäer „behandeln uns sehr, sehr schlecht”, sagte er. „Also werden sie mit Zöllen rechnen müssen.“ Gegen andere Länder setzt Trump schon jetzt ganz konkrete Zölle als politisches Druckmittel ein. So sollen auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada ab Februar jeweils 25 Prozent fällig werden. Importe aus China verteuern sich um zehn Prozent. Während des Wahlkampfs hatte Trump sogar mit einem Aufschlag von 60 Prozent auf chinesische Einfuhren gedroht. Weshalb es nun doch deutlich weniger werden soll, bliebt zunächst unklar. |
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| Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 bei Rheinmetall (© dpa) |
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Rüstungsindustrie mit Rekordzahlen |
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Die Militärexporte aus Deutschland haben 2024 mit einem Plus von rund zehn Prozent auf 13,3 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht laut Bundeswirtschaftsministerium. Der größte Teil ging dabei an die Ukraine, die für ihren Abwehrkampf gegen Russland mit Kriegswaffen und militärischer Ausrüstung im Wert von rund 8,15 Milliarden Euro versorgt wurde. Damit ist Deutschland hinter den USA der zweitgrößte Waffenlieferant für die Ukraine. Vor allem fünf großen Rüstungsherstellern beschert der Boom volle Auftragsbücher: Rheinmetall: Das größte hiesige Rüstungsunternehmen erzielte mit Geräten wie der Panzerhaubitze 2000 im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro. Das Unternehmen liefert nicht nur in die Ukraine, sondern auch an andere Nato-Partner und in viele weitere Märkte. KNDS Deutschland (früher Krauss-Maffei Wegmann) Wenn es um Kampf- und Schützenpanzer wie den Leopard 2 geht, ist das Unternehmen führend. Hensoldt hat sich auf elektronische Verteidigungstechnologie wie Radarsysteme spezialisiert. Das Unternehmen sorgt dafür, dass Truppen die nötige Übersicht behalten. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS): Mit ihren U-Booten und Marineschiffen gehört TKMS zu den führenden Anbietern in der maritimen Verteidigung. Diehl Defence liefert unter anderem Lenkflugkörper und Luftverteidigungssysteme. Besonders das IRIS-T-System hat in der Ukraine große Bedeutung, da es zur Bekämpfung russischer Luftangriffe dient. |
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56 Prozent der Deutschen sprechen sich gegen eine Koalition von CDU/CSU und AfD aus. Das zeigt eine Insa-Umfrage im FOCUS-Auftrag. 50,3 Prozent finden es richtig, dass Friedrich Merz jede Zusammenarbeit mit der AfD, etwa bei Abstimmungen im Parlament, kategorisch ausschließt. |
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| Bibliothek der Columbia Universität in New York (© imago) |
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Trump kündigt 500 Milliarden Dollar für KI an – und droht Unis |
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Donalds Trumps Rückkehr ins Weiße Haus macht vielen Wissenschaftlern und Hochschulangehörigen in den USA Angst. Sie fürchten um die Freiheit der Forschung, um die Prinzipien ihrer Arbeit – und auch um bisherige Privilegien. Vor allem Klimaforschern und Biomedizinern drohen Budget-Kürzungen. Bei der Umweltschutzbehörde EPA und der Gesundheitsbehörde FDA könnten Tausende als „Bürokraten“ verhöhnte Wissenschaftler ihre Stellen verlieren. Profitieren dürften Ingenieure und Entwickler in den Bereichen Raumfahrt, Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie. Der US-Präsident gab gerade erst den Startschuss für ein gigantisches KI-Projekt namens „Stargate“, das mit mindestens 500 Milliarden Dollar unterstützt werden und 100.000 Jobs schaffen soll. Ausgerechnet Trump-Berater Elon Musk bezweifelte gestern die Finanzierung. In Gefahr sind derweil Autonomie und Finanzierung der amerikanischen Elite-Unis. Trump hatte ihnen einen „Kulturkampf“ angekündigt. Er könnte die Steuern auf ihr Stiftungsvermögen drastisch erhöhen, von bisher 1,4 Prozent auf mehr als 30 Prozent. Auch will er dort alle Fördermittel für Diversitätsprogramme streichen. Eine Verschärfung der Visabedingungen könnte zudem die Einreise von Studierenden und Lehrkräften aus dem Ausland erschweren. In einem Brandbrief haben sich die Chefredakteure des Wissenschaftsmagazins „Nature“ an Trump gerichtet. Sie beschwören ihn, die Forschung weiterhin zu unterstützen. |
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Gewinnerin: Der Frauenfußball steht vor einem historischen Transfer: Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der FC Chelsea bereit sein, eine Rekordablöse von 1,1 Millionen Dollar (rund 1,06 Millionen Euro) für die US-Nationalspielerin Naomi Girma, 24, zu zahlen. Es wäre der erste Millionentransfer im Frauen-Fußball. Zum Vergleich: Bei den Herren liegt der Transferrekord bei 222 Millionen Euro. Diese Summe zahlte Paris Saint-Germain 2017 für die Verpflichtung von Neymar. | |
Verlierer: Borussia Dortmund trennt sich von Trainer Nuri Şahin, 36. Der Klub bestätigte die Entscheidung nach der 1:2-Niederlage am Dienstag in der Champions League gegen den FC Bologna. Mit vier Niederlagen in Folge, Platz zehn in der Bundesliga und der Pleite in Bologna befindet sich Schwarz-Gelb endgültig in der Krise. Şahin war nur ein halbes Jahr BVB-Chefcoach. Einspringen soll vorläufig Mike Tullberg, bisher U19-Trainer des Clubs. | |
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… muss ich mich bei Pirmasens entschuldigen. Gestern hatten wir die Stadt hier im Zusammenhang mit hohem Wohnungs-Leerstand genannt. Das stimmt zwar leider. Aber natürlich liegt Pirmasens nicht – wie behauptet – im Saarland, sondern in Rheinland-Pfalz. Mea culpa! Pirmasens, du Perle am Rande des Pfälzer Waldes! Wie Rom auf sieben Hügeln erbaut! | | Pirmasens in Rheinland-Pfalz (© instagram.com/visit.pirmasens) | Wofür ich mich trotz aller Zerknirschung bedanken möchte: Ihre teils hingebungsvoll höflich formulierten Korrekturhinweise. Was kann man sich als kleines Journalistenteam mehr wünschen als so aufmerksame Leserinnen und Leser?Starten Sie gut in den Donnerstag! Ist bald Wochenende. Vielleicht mal Zeit für eine Städtereise in die Pfalz! Hm? Herzlichst | | Thomas Tuma |
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