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Gartenbrief vom 07.05.2021 - Lustvoll gärtnern mit Markus Kobelt.

Die Lösung ist: Die Pflanze


Markus Kobelt Sehr geehrter Herr Do

Grosse Vorhaben scheitern häufig an den (zu) hohen Ansprüchen. Um das zu verhindern, kann man die Ansprüche senken oder das Vorhaben verkleinern – häufig auch beides. Jedenfalls wenn man nicht so mutig und naiv ist wie Stefano Mancuso. Mut und Naivität sind übrigens die wichtigsten Tugenden, die einen vor der endgültigen Resignation schützen: Ich weiss, dass ich nichts weiss, und deshalb kann ich auch nichts tun. Nein, wir wissen vieles, wenn auch nicht alles, und wir haben dazu auch etwas zu sagen. Traut Euch!

Stefano Mancuso versucht in seinem Pamphlet "Die Pflanzen und ihre Rechte" nichts Kleineres, als der Nation der Pflanzen ihre Rechte mit 8 Grundartikeln zurückzugeben. Doch dabei lässt er es nicht bewenden: Unter der Hand und mit fortlaufender Lektüre gerinnt die Verfassung der Pflanzennation zur Blaupause für…. na ja… die Rettung der Welt, unseres grünen Planeten. Wie gesagt: Ohne Mut und Naivität geht das gar nicht.

Kann das gut gehen? Zum guten Glück benutzt Mancuso einen weiteren Trick, um die Ansprüche und das Vorhaben nicht scheitern zu lassen: Er schreibt kein Buch, sondern ein Büchlein, ein Pamphlet, das notgedrungen Lücken offenlässt. Das Büchlein vervollständigt sich zum Buch letztlich erst im Kopf des Lesers – und hoffentlich auch in seinem Handeln. Wir drucken unten in diesem Newsletter die 8 Artikel dieser "Charta der Pflanzenrechte" ab; das sind die Grundsätze der Pflanzen-Verfassung, die der Autor in seinem Büchlein jeweils kurz theoretisch darstellt, aber dann wie immer in seinen Werken mit einer Vielzahl von Belegen und vor allem Geschichten untermauert. Dadurch ist "Die Pflanzen und ihre Rechte" nicht etwa ein schwieriges Buch (wie man übrigens nach der etwas staubtrockenen Lektüre der 8 Pflanzenrechte meinen könnte), sondern ganz einfach und unterhaltsam zu lesen. So leicht, dass man am Ende ganz überrascht ist, was einem der Autor so unter der Hand zugemutet, ja suggestiv zugeflüstert hat: 

Erstens: Die Lösung ist die …Pflanze. Punkt

Vor ca. 450 Mio. Jahren hat es die entstehende Pflanzenwelt schon einmal geschafft, den lebendbedrohlich hohen CO2 Gehalt der Atmosphäre zu senken. Der Mechanismus ist schlichtweg wunderbar, aber als lästigen Schulstoff vergessen wir ihn immer wieder gerne. Mancuso aber frischt ihn kurz und prägnant auf: "Dank Sonnenenergie und Fotosynthese binden Pflanzen Kohlendioxid aus der Atmosphäre, bilden energiereiche Zuckermoleküle und erzeugen als Abfallprodukt Sauerstoff." Genau! Mancuso folgert: "Lasst die Pflanzen ran". In einer globalen Übersicht sind dann vor allem zwei Hauptmassnahmen zu beachten: Schützt die Wälder und begrünt die Städte. Bis zum Jahr 2070 werden wohl 70% der Weltbevölkerung in Städten leben. Milliarden von Menschen wachsen in den Mittelstand hinein, werden Energie brauchen, ihren Lebensstandard westlichen Massstäben anpassen wollen. Wer da glaubt, mit einigen sogenannten Renaturierungen und Nationalpärken durchzukommen, wird notgedrungen eines Besseren – oder eben Schlechteren – belehrt werden. Die Städte müssen begrünt werden, ganzheitlich, überall. Mancuso: "Die Regel muss lauten: Wo eine Pflanze überleben kann, soll auch eine wachsen."

Und zweitens: Lernt von der Organisationsform der Pflanzen!

So wie Menschen und andere Tiere meist über ein zentrales kommandierendes Nervensystem verfügen, so baut der Mensch auch seine Organisationen, Staaten, Provinzen und Firmen: zentral, hierarchisch, gerne von oben nach unten. Das kann nur schiefgehen. Das Krebsgeschwür der Bürokratie hat hier noch immer jeden guten Ansatz überwuchert. Das entsprechende Kapitel in Mancusos Büchlein (S. 59-75) beinhaltet eine hellsichtige, ebenso lustige und traurige Zusammenfassung der Bürokratieforschung. Was beim Menschen noch knapp funktioniert, die Übermittlung der Informationen vom Gehirn auf die einzelnen Organe, versickert in menschlichen Organisationen im Krebsgeschwür der Bürokratie. Die Bürokratie macht eigentlich nichts anderes, als die Distanz zwischen Regierung und Bevölkerung, zwischen Firmenzentrale und Fabriken, zwischen Vorhaben und Umsetzung zu vergrössern. Und es ist genau diese Distanz, die Bürokratie erst ermöglicht. Bürokratie schafft à la longue nur eines: sich selber zu vergrössern und maximal auszudehnen. Mancusos schönstes Beispiel: Die Kolonialverwaltung Grossbritanniens wuchs auch im 20. Jahrhundert immer weiter, ungefähr in dem Masse, wie die Kolonien weniger wurden. Und das ging für die Bürokratie auch – wie immer – gut aus. Als es keine Kolonien mehr gab, wurde die Kolonialabteilung einfach ins Aussenministerium integriert. Wie war das noch: Die Bürokratie schafft am Ende nur eines: sich selber.

Dagegen setzt Stefano Mancuso – naiv und mutig – die Pflanzen: Sie sind grundsätzlich dezentral organisiert, und auch ihre Gemeinschaften funktionieren so. Die Kompetenz ist an die omnipotenten Zellen und an die Peripherie, an die Triebspitzen, Blätter und Äste und vor allem an die Wurzelspitzen delegiert. Wenn es Konkurrenz unter Pflanzen gibt, ist es die Konkurrenz um die beste Adaption an die vorherrschenden Umstände. Dabei helfen aber vor allem Symbiose und Partnerschaft – mit den Tieren und Befruchterinsekten, mit dem Menschen, mit den stickstoffbindenden Knöllchenbakterien. Dass der Mensch irgendwie immer zu Ausnützungsverhältnissen tendiert und kurzfristige Taktiken langfristigen Kooperationsstrategien vorzieht, hat vielleicht auch damit zu tun, dass Tiere/Menschen im Gegensatz zu Pflanzen davonrennen können. Pflanzen können ihrer Umwelt nicht davonlaufen. Wir übrigens längerfristig auch nicht.

Zentralistisch und bürokratisch wird man die Probleme dieser Welt nicht lösen können. Vielleicht gelingt es damit, hier und dort ein kleines heiles Disneyland zu schaffen. Schön, künstlich und ziemlich absurd. Die staatlich besoldeten Umweltingenieure sitzen die Klimaerwärmung dann in ihren klimatisierten Bürotürmen aus und planen Renaturierungen und verbieten Pflanzen. Und die längst beamteten Biobauern produzieren die letzten Überreste echter Lebensmittel – die beim alljährlichen Diversitätsfestival jedem Bürger gratis abgegeben werden.

Was also sollen wir tun?

Sie wissen es genau und Sie haben es hier schon mehr als genug gelesen.

Um des Himmels und der Erde willen: Pflanzt Pflanzen!

Und lest

Stefano Mancusos Buch "Die Pflanzen und ihre Rechte", Klett-Cotta, 2021

Markus Kobelt

PS: JA, wir sind gerne auch mal naiv. Und deshalb geht der Link zum Buch an Amazon, weils halt am einfachsten ist und weil so am meisten gelesen wird. Aber Pflanzen kauft man natürlich bei Lubera! Oder überall sonst. Unsere Pflanzen reichen leider nicht aus…


 

GartenDeal: Mediterrane Klassiker mit über 30% Rabatt!



Sommerfeeling pur! Mit unserem aktuellen Deal holen Sie sich den Süden direkt zu Ihnen in den Garten oder auf den Balkon – aktuell mit über 30% Rabatt! Die violette Bougainvillea ist ein absoluter Farbfleck und fällt dank ihrer üppigen Blütenfülle auf. Der urtypische Duft der Bergamotte verströmt Frische, Vitalität und pures Leben! Geniessen Sie warme Sommerabende und mediterranes Flair bei Ihnen zuhause und bestellen Sie noch heute unsere mediterranen Klassiker – jetzt und nur für kurze Zeit mit über 30% Rabatt!

Im Deal sind folgende Pflanzen enthalten:

1x Bougainvillea glabra 'Sanderiana' Pyramide im 3 L Topf – mediterrane Kübelpflanze mit violetter Blütenpracht: Die subtropische Kletterpflanze ist die widerstandsfähigste Bougainvillea, sie kann auch kühl bei 5° C überwintert werden. Ihre Blüten zeigt sie von Mitte April bis Anfang Oktober.

1x Bergamotte 'Fantastico' Halbstamm im 5 L Topf – die Duft-Zitruspflanze schlechthin: Die Bergamotte blüht von April bis Mai konzentriert und verströmt einen intensiven Duft nach ätherischem Öl. Das Bergamotte Öl kann direkt aus der Schale gewonnen werden und die Früchte können auch für Tee (speziell Early Grey) verwendet werden.

Der Deal ist eine Woche gültig und solange der Vorrat reicht.

Unser Tipp: Um die Blüten- und Fruchtbildung zu unterstützen, empfehlen wir Ihnen unseren Frutilizer® Instant Bloom Kübelpflanzendünger.

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Gartenstudio Podcast #20: Dipladenia - die einfachste & schönste Balkonpflanze der Welt?

Gartenstudio Podcast Dipladenia

Dipladenien sind derzeit die Stars unter den Beet- und Balkonpflanzen. Sie haben in den letzten Jahren einen regelrechten Siegeszug auf Balkonen, Terrassen und in Gärten hingelegt. Das ist kein Wunder. Mit Dipladenien kauft man Blühgarantie, Farbenvielfalt und Formenvielfalt in Einem. Ausserdem sind sie sehr pflegeleicht und verzeihen auch den einen oder anderen Pflegefehler. 

Vor gut 30 Jahren kannte man Dipladenien ganz vereinzelt als Zimmerpflanze. Inzwischen dürfte sie aber als einer der beliebtesten Balkonpflanzen überhaupt bald den Geranien (Pelargonien) den Rang ablaufen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Dipladenien für sehr viele Standorte und Anwendungen eignen.

Dipladenien werden im Handel unter verschiedenen Namen angeboten. Unter anderem als Mandevilla, Sundaville, Tropidenia und andere mehr. Bei den meisten Namen handelt es sich um Markennamen von Züchtern. Wie die Ursprungsformen, sind alle Dipladenien giftig. An kleinen Verletzungen oder wenn man sie pinziert, sieht man den giftigen Milchsaft austreten. 

Sie haben die Möglichkeit, den Podcast in unserem Gartenbuch als Audio oder als Video abzuspielen.

Themeninhalt des Podcasts:

In diesem Podcast geht es darum, woher Dipladenien stammen, seit wann sie im Handel sind und weshalb sie so beliebt wurden. Dazu diskutiert Reto Rohner mit Patrik Schlüssel, Inhaber der Pflanzenhandelsfirma Green Pflanzenhandel in Zürich.

Leider verkaufen wir dieses Jahr noch keine Dipladenien im Lubera Shop. Trotzdem möchten wir Ihnen aber diesen Podcast natürlich nicht vorenthalten.

Zum Podcast


 

Stefano Mancusos Charta der Pflanzenrechte

Buchcover Die Pflanzen und ihre Rechte Stefano Mancuso Klett Verlag (Die Lösung ist die Pflanze, Gartenbuch)

Wir erlauben uns, hier die 8 Pflanzen-Grundrechte Stefano Mancusos als Diskussionsgrundlage und auch als Ansporn, das Buch zu lesen, abzudrucken. Auf den ersten Blick muten die 8 Grundsätze etwas hölzern und vielleicht auch pathetisch an, aber das wird dann im Buch selber in den einzelnen Kapiteln schnell mit Inhalt, Geschichten und Farben gefüllt. Und wie schon gesagt: Plötzlich entdeckt man, dass Mancuso ja nicht nur über die Pflanzen, sondern auch über uns Menschen schreibt…

Pflanzen-Grundrecht 1:

Die Erde ist die gemeinsame Heimat allen Lebens. Die Macht gehört allen Lebewesen.

Pflanzen-Grundrecht 2:

Die Nation der Pflanzen garantiert die unveräusserlichen Rechte der natürlichen Gemeinschaften und erkennt sie als Gesellschaften an, die auf den Beziehungen zwischen den Organismen basieren, aus denen sie sich zusammensetzen.

Pflanzen-Grundrecht 3:

Die Nation der Pflanzen erkennt die tierischen Hierarchien mit ihren Kommandozentren und konzentrierten Funktionen nicht an, sondern unterstützt dezentrale Pflanzendemokratien mit verteilten Funktionen.

Pflanzen-Grundrecht 4:

Die Nation der Pflanzen respektiert die universellen Rechte aller gegenwärtigen und zukünftigen Lebewesen.

Pflanzen-Grundrecht 5:

Die Nation der Pflanzen garantiert das Recht auf sauberes Wasser, sauberen Boden und saubere Luft.

Pflanzen-Grundrecht 6:

Der Verbrauch nicht regenerierbarer Ressourcen auf Kosten kommender Generationen von Lebewesen ist untersagt.

Pflanzen-Grundrecht 7:

Die Nation der Pflanzen hat keine Grenzen. Jedes Lebewesen ist frei, ohne Einschränkung zu reisen, zu leben und sich zu bewegen.

Pflanzen-Grundrecht 8:

Die Nation der Pflanzen unterstützt die gegenseitige Hilfe natürlicher Gemeinschaften von Lebewesen und erkennt sie als Mittel des Zusammenlebens und des Fortschritts an.

Dieses Buch müssen Sie unbedingt lesen – und hier können Sie es kaufen.

Pflanzen Sie Pflanzen!


 

Jetzt aktuell: Das grosse Lubera Gemüsesortiment!

Süßkartoffel, Gemüsepflanze, Gemüsejungpflanze, Süßkartoffel Beauregard, Gemüse in C1,3

Diese Woche haben wir mit der Auslieferung der Gemüsepflazen begonnen. Selber Gemüse anbauen lohnt sich auf jeden Fall und die grosse Auswahl im Lubera Shop mit über 170 Produkten lässt keine Wünsche mehr offen. Stöbern Sie durch unser Gemüsesortiment und kaufen Sie Gemüsepflanzen für Ihren eingen Garten. Viele Produkte lassen sich natürlich auch im Kübel auf dem Balkon und der Terrasse kultivieren. Ein bunter Gemüsespass für die ganze Familie – nachhaltig, gesund und lecker!

Und es eilt! Leider sind ungefähr schon ein Drittel unserer Gemüsepflanzen ausverkauft.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen eine kleine Auswahl aus unserem noch verfügbarem Sortiment:



Bild: Zier-Süsskartoffel Treasure Island 'Tahiti', Ipomea batatas – dekoratives Laub mit geschlitzten Blättern und grosse Knollen mit hervorragendem Geschmack.



Bild: Echte Wasabi Pflanze 'Matsum', Eutrema japonica – der japanische Edel-Meerrettich mit einer drängenden Schärfe verbunden mit Süsse.



Bild: Andenbeere 'Fruttosa', Physalis peruviana – die ganz besonders fruchtige Physalis mit typischem Vanille- und Kokosnussaroma, ergänzt mit einer angenehmen Fruchtsäure.



Bild: Ewiger Kohl 'Daubenton's Green', Brassica oleracea var. acephala – der Grünkohl, der als Baum wächst und bis zehn Jahre kultiviert werden kann.



Bild: Freilandpaprika 'Sweet Banana', Capsicum annuum – die Spitzpaprika für den Freilandanbau kommt an einem warmen Platz, mit ungeschütztem Anbau prima zurecht.



Bild: Etagenzwiebel, Allium cepa var. proliferum – die Zwiebel, die in luftiger Höhe kleine Zwiebelchen bildet – eine perfekte Zwiebelpflanze für den 'ewigen' Gemüsegarten.



Bild: Freilandtomate 'Primabella', Lycopersicon esculentum – die robuste aromatische Freilandtomate zeigt eine hohe Toleranz gegen die Kraut- und Braunfäule.



Bild: Freilandgurke 'Tanja', Cucumis sativus – die robuste, ertragreiche und samenfeste Freilandgurke gedeiht besonders gut auf humosen Böden und kann ohne Überdachung kultiviert werden.



Bild: Zuckermelone 'Honey Bun', Cucumis melo var. cantalupensis – die kompakte Honigmelone, die auch sehr gut im Topf kultiviert werden kann.



Bild: Wildtomate 'Rote Murmel', Solanum lycopersicum – die robuste Wildtomatensorte, mit den wunderbaren süssen, kleinen roten Früchten.



Bild: Winterheckenzwiebel, Allium fistulosum – ausdauernd, winterhart, nachhaltig – einmal pflanzen, 10 Jahre ernten.



Bild: Zier-Süsskartoffel Treasure Island 'Makatea', Ipomea batatas – starkwachsende Kletter- oder Hängesorte mit hellgrünen bis gelben Blättern, die besonders gut im Salat schmecken, dazu weissfleischige Knollen, die sich vor allem zum Backen und Frittieren gut eignen.



Bild: Zuckerwurzel, Sium sisarum – das mehrjährige, ausdauernde Wurzelgemüse mit süssem Geschmack, für die vielseitge Verwendung in der Küche.

Zum grossen Gemüsesortiment


 

Wie schmecken eigentlich Rhabarber?

Rhabarbermus Rheum rhabarbarum Züchtung April 2021Frederik Vollert, Moritz Köhle und Maja Pfund vom Lubera Züchterteam nahmen Ende April die Lubera-Küche in Beschlag – um Rhabarber zu kochen und zu degustieren. Ein ziemlich ungewöhnliches Bild: Dutzende von Rahberberschalen auf dem Tisch, Männer und eine Frau, die um den Rhabarbertisch herumstehen und die Feinheiten des Rhabarbergeschmacks diskutieren. Was bitte ist da los? Die Lubera Redaktion wollte es genauer wissen und hat die säuremutigen Rhabarberkünstler und den Rhabarber-Chefkoch Frederik Vollert nach ihrem etwas befremdlichen Tun befragt: Kann man Rhabarber wirklich degustieren wie einen Wein und wie schmeckt der Rhabarber eigentlich?

Frederik, sag mal bitte, was macht ihr hier eigentlich?

Ganz einfach, wir degustieren neue Rhabarbersorten aus der Lubera Züchtung.

Wie viele Rhabarbersorten degustiert ihr?

Es werden ca. 50 Selektionen sein, die wir in die engere Auswahl genommen haben, die wir intensiv und über mehrere Jahre auf dem Feld selektioniert haben, und die wir nun auch degustativ testen wollen. Das ist natürlich einerseits pures Vergnügen, die Diversität der Farben und Geschmackstöne begeistert uns, aber es bedeutet auch harte Arbeit: Am Ende sind es ja doch Rhabarber und die bleiben insgesamt ziemlich sauer ;-). Wir müssen über 50 Sorten hin aufmerksam bleiben, offen für Neues, kreativ in unseren Vergleichen (der Rhabarber schmeckt wie…) und natürlich gleichzeitig möglichst objektiv. Daher haben wir die Degustation unterteilt in mehrere Gruppen, wir versuchen jeweils ca. 10 Sorten miteinander zu vergleichen. Und an einem Tag kommen wir da nicht durch, das würde uns und unsere Geschmacksnerven überfordern.

Rhabarbermus Rheum rhabarbarum Züchtung April 2021 Frederik Vollert Lubera

Bild: Morgens um 7:00 Uhr Rhabarber degustieren? Kein Problem für Chefkoch Frederik Vollert...

Habt ihr neben den Lubera Züchtungen auch Referenzsorten?

Ja natürlich. Wir haben ein breites Standardsortiment zum Vergleich, gegenüber dem wir dann auch die neuen Sorten einordnen, aber auch unterscheiden können. Letztlich sind wir ja auch beim Geschmack auf der Suche nach mehr Diversität, nach Unterschiedlichkeit.

Wie habt ihr die Rhabarber gekocht?

Wir kochen jeweils 100 g ungefähr gleich gross geschnittene Rhabarberwürfel, zusammen mit 25ml Wasser und mit einem Teelöffel Zucker. Wir kochen Rhabarberstücke nicht ganz zu Mus, sondern so, dass sie noch teilweise erhalten bleiben.

Zucker? Das ist ja heute fast schon ein Schimpfwort…. ist das zulässig? Verfälscht ihr damit nicht den Geschmack?

Rhabarber ist ohne Zucker kaum denkbar. Rhabarber als Stängel-Gemüse und Frucht wurde erst im frühen 19. Jahrhundert – nach 1800 – ein Thema, als genügend industriell hergestellter Zucker zur Verfügung stand – und den vorher unbekannten Rhabarber als Frucht geniessbar machte. Vorher waren Rhabarber nur in der Medizin – und eingesetzt wurden nicht etwa die Stängel oder Blätter, sondern die Wurzeln und Rhizome. Sie sollten unter anderem gegen Verstopfung helfen… Wir glauben also, Zucker gehört unbedingt dazu, aber nur in relativ kleinen Mengen, so dass er Eigengeschmack zur Geltung kommt und nicht überdeckt wird.

Rhabarbermus Rheum rhabarbarum Züchtung April 2021

Bild: Die ungefähr gleich gross geschnittenen Rhabarberwürfel, werden in die davor vorgesehenen Schalen verteilt.

Rhabarbermus Rheum rhabarbarum Züchtung April 2021

Bild: Portionenweise werden die verschiedenen Rhabarberselektionen mit Wasser und ganz wenig Zucker gekocht und dann degustiert.

Was bonitiert und diskutiert ihr zuerst?

Natürlich zuerst eher die Farbe, das Offensichtlichste und wohl auch Einfachste. Auch beim Rhabarber isst ja das Auge mit.

Gibt es beim gekochten Rhabarber unterschiedliche Texturen?

Nein, das haben wir nicht wirklich festgestellt, ausser dass Rhabarber natürlich je nach Sorte etwas unterschiedlich schnell verkochen.

Welche Rhabarber verkochen besser, welche brauchen mehr Zeit?

Grosse, dicke und breite Rhabarberstiele verkochen etwas schneller, sie sind lockerer aufgebaut, etwas weniger kompakt.

Wie ist das jetzt mit der Säure, gibt es wirklich mildere und saurere Rhabarber, oder ist ein Rhabarber halt… ein Rhabarber?

Ja, natürlich ist die Säure und die Intensität der Säure das Erste, was auffällt – und da gibt es zwischen den Sortenkandidaten auch deutliche Unterschiede. Deshalb setzen wir ja bei allen Proben die gleiche Menge Zucker ein. Köchin und Koch würden das im Haushalt wohl mit mehr (oder weniger?) Zucker ausgleichen. Dennoch ist es sicher erstrebenswert, auch Rhabarber zu selektionieren, die weniger Säure aufweisen und deshalb für den Genuss auch weniger Zucker brauchen.

Rhabarbermus Rheum rhabarbarum Züchtung April 2021

Bild: Ganz nach dem Motto "sauer macht lustig" warten diese gekochten Rhabarber darauf, verkostet zu werden.

Rhabarber wirken ja pelzig, führen zu einem etwas speziellen Belag auf den Zähnen, ist dieses Erlebnis ja nach Sorte unterschiedlich stark, oder kann man das nach Dutzenden von Sorten gar nicht mehr beurteilen?

Kurz gesagt: Ja, die einzelnen Rhabarber-Selektionen unterscheiden sich zum Teil schon sehr darin, wie stark dieses pelzige Gefühl ausgeprägt ist. Zwar kann es sein, dass sich einzelne Selektionen recht ähnlich sind, allerdings ist es nicht gesagt, dass diese ähnlichen Typen auch direkt hintereinander verkostet werden. Es ist also umso spannender, da wir uns vor jedem neuen Schälchen nicht sicher sein können, was uns erwartet.

Natürlich müssen unsere Geschmacksnerven hier in kürzester Zeit Höchstleistungen vollbringen und da kann man vor lauter Rhabarber schon mal überfordert sein. Allerdings degustieren wir nicht alle Rhabarber-Selektionen auf einmal sondern immer nur etwa ein Dutzend Selektionen am Stück und dann gibt es eine Unterbrechung von einigen Stunden. Die Unterbrechung ist zwar gut für die Geschmacksnerven doch nutzen wir die Zeit um die nächsten dutzend Selektionen vorzubereiten und zu kochen. 

Wie alldiejenigen wissen, die schon mal Rhabarber gegessen haben, verliert sich dieses pelzige Gefühl im Mund nach einer Weile von ganz alleine. Und da wir im Team die Degustation absolvieren und wir uns nach jeder Selektion auch eine gemeinsame Bewertung zu einigen haben, bleibt uns auch genügend Zeit, damit der Pelz bis zur nächsten Selektion wieder weitestgehend weg ist und unsere Beurteilungen somit nicht weiter behindert.

Haben Rhabarber überhaupt ein Aroma?

Sicher, da gibt es sicher einmal das typische, frische grüne Rhabarberaroma, das einem Rhabarbersirup oder Rhabarber-Saft (Rhabarber-Schorle!) die unvergleichliche Frische verleiht. Wäre durchaus auch als morgendlicher Wachmacher geeignet und weckt die Lebensgeister. Dieses schwer zu beschreibende, 'grüne', widerständige und doch gleichzeitig auch angenehme, wiedererkennbare und 'gelernte' Aroma kann dann gepaart sein mit zitronigen Zusatznuancen oder auch fruchtige oder sogar florale Akzente aufweisen. Das versuchen wir herauszuschmecken und dann zu beschreiben. Das geht dann nicht mehr digital oder mit skalierenden Bonitierungen von 1-5 oder 1-9, sondern nur mit textlichen Umschreibungen. Genau wie beim Wein. Und wie beim Wein spielt auch die Nase eine entscheidende Rolle, also das, was wir nach dem Ess-Genuss und der Wahrnehmung der Geschmacksknospen (süss/sauer, Adstringenz, Bitterkeit) über den Geruchssinn retronasal wahrnehmen. 

Jetzt beschreibt ihr ja euren geschmacklichen und geruchsmässigen Eindruck von den Rhabarberselektionen von Lubera…. Aber wertet ihr auch? Was ist besser, was ist schlechter?

Gut ist, was gefällt. Und ja: Über Geschmack und Geschmäcker lässt sich bekanntlich nur sehr schwer streiten. Aber letztlich geht es dann um die Intensität der einzelnen Komponenten. Ein Rhabarber kann relativ 'kurz' und langweilig schmecken, ist einfach ein Rhabarber, nicht mehr; oder er kann – um mit der Weinsprache zu reden – einen intensiveren oder weniger intensiven Höhepunkt haben oder auch einen längeren oder kürzeren Abgang. Natürlich interessieren uns vor allem Rhabarberselektionen mit einer grösseren Geschmacksintensität, die nicht allein auf einer mehr oder weniger intensiven Säure beruht.

Jetzt sind wir sehr lange beim Geschmack, beim Aroma verblieben, was ist denn sonst noch wichtig bei der Rhabarberzüchtung, was habt ihr in den letzten Jahren beim Rhabarber sonst noch angeschaut?

Wir versuchen, die Degustationsergebnisse zusammen mit den agronomischen Resultaten als Ganzes zu sehen und so zu einer Gesamtbewertung zu kommen. Was haben wir alles angeschaut und mit Daten erhoben:

  • Die Farbe der Stängel innen und aussen
  • Bei teilweise und ganz durchgefärbten Sorten geht es darum, wie stark sie durchgefärbt sind und wie früh sie im Entwicklungsprozess der Stängel durchfärben
  • Die Länge und dicke der Stiele
  • Die Anzahl Stängel je Pflanze, wir haben Sortenkandidaten, die absolute Massenträger sind und regelmässig bis zu 80 und mehr Stängel pro Rhabarberstock produzieren
  • Der frühe Austrieb, die Frühzeitigkeit der Ernte
  • Der Wuchscharakter, aufrecht, breit, das Verhältnis der Blätter und der Stiellänge, die Kompaktheit, die Stabilität der Stiele und Blätter
  • Rhabarber, die keine Blüten oder nur wenig Blüten produzieren vs. Rhabarber, die sehr viele Blüten ausbilden und dennoch viele Stängel treiben.
  • Wieviel Ernten sind möglich, sind im Frühling 2 Ernten möglich?
  • Wie wächst der Rhabarber im Sommer und Herbst nach, kann er das ganze Jahr geerntet werden?
Und wie bringt ihr diese so unterschiedlichen Resultate und Daten zusammen?

Am Ende gruppieren wir Rhabarbertypen nach Stängelfarbe, Wuchscharakter, Blüten/keine Blüten/extrem viele Blüten, und dann versuchen wir innerhalb dieser Gruppen über die Degustation die besten Sortenkandidaten herauszufinden.

Rhabarber Blüte Rheum rhabarbarum Züchtung Mai 2019

Bild: Ein klassischer Kandidat, der es in die Gruppe "extrem viele Blüten" schaffen könnte.

Was denkt ihr, wie viele verschiedene Sorten werden am Ende aus diesem Prozess herauskommen?

Über die letzten Jahre haben wir in der Rhabarberzüchtung gelernt, dass die Diversität beim Rhabarber grösser ist als ursprünglich gedacht. Zwar sind einige Sorten und Sortengruppen genetisch nahe beieinander, aber bei der Auswahl der Elternpflanzen für die Züchtung haben wir darauf geachtet, möglichst diverses Material einzubringen. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass am Ende 5 bis 10 neue Rhabarbersorten übrigbleiben, die auch im Vergleich zu Standardsorten neue und spannende Eigenschaften mitbringen:

  • Kompakter Wuchs für Topf und Kübelkultur
  • Mehr Ertrag für die Ernte und auch für den landwirtschaftlichen Anbau
  • Mehr und farbstabilere rotfleischige Sorten
  • Rhabarber mit Zierwert, die eine Vielzahl von Blüten ausbilden (bis zu 10 Blütenstängel) und trotzdem einen guten Ertrag bringen
  • Rhabarber mit intensiverem Geschmack, milde Rhabarber, Aromarhabarber
Aber jetzt müssen wir mit dem Phantasieren aufhören und… weiter Rhabarber essen…

Weil es so schön ist, zum Abschluss noch ein paar Sortenkandidaten:

Rhabarber Rheum rhabarbarum Victoria

Rhabarber Rheum rhabarbarum Livingstone

Rhabarber Rheum rhabarbarum Canada Red

Rhabarber Rheum rhabarbarum Holsteinblut

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-106

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-105

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-132

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-61

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-63

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-50

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-47

Rhabarber Rheum rhabarbarum 19-43

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