Liebe Leserin, Lieber Leser,
auch Superreiche, sogar Supermegagigareiche, sind nur Menschen. Die einen nehmen Drogen, die anderen schwören auf Algen-Smoothies. Manchmal heiraten sie sogar – auch wenn sie das Fest natürlich opulenter gestalten als wir „Normalos“. So wie Amazon-Gründer Jeff Bezos gerade.
Von heute bis Ende der Woche ist Venedig deshalb im Ausnahmezustand, denn natürlich heiratet er seine zweite Frau mit deutlich mehr Spektakel als seine erste, die MacKenzie Scott heißt und 1993 Frau Bezos wurde, als ihn noch niemand kannte. Amazon hat er erst ein Jahr später gegründet.
Diese Woche werden zur Hochzeit von Bezos und der Journalistin Lauren Sánchez nicht mehr Onkel Stan und Cousine Lilly erwartet, sondern 200 Gäste wie Leonardo DiCaprio, Katy Perry und Oprah Winfrey. Die Lagunenstadt als Hochsicherheitstrakt.
Bezos ist Jahrgang 1964. Wie ich. Sein aktuelles Vermögen liegt allerdings rund 230 Milliarden Dollar höher als meines. Ich blicke neidfrei und voller Respekt auf seinen unternehmerischen Erfolg. Aber so wie Alphabet (Google), Meta, Microsoft oder Apple hat Bezos‘ Imperium mittlerweile eine quasi-monopolistische Größe erreicht, gegen die die Fugger, Medicis und Rockefellers eher Bettelmönchen ähnelten.
Ihre Plattformen können Meinungen befeuern oder verbieten. Sie machen nicht nur Geschäfte, sondern die Regeln. Bezos etwa hält sich die „Washington Post“ wie einen Dackel, den man domestizieren kann, wenn er störrisch ist. Erst kürzlich wies er die ehrwürdige Zeitung an, keine Kommentare mehr zu veröffentlichen, die sich gegen seine Lieblingsthemen „persönliche Freiheiten“ und „freie Märkte“ richten, was die Freiheiten seiner Redakteure doch ziemlich einschränkte.
Donald Trump gefiel das aber sehr. Apropos: Als der zum zweiten Mal US-Präsident wurde, konnte es den Digital-Giganten gar nicht schnell genug gehen, ihn servil zu umschmeicheln. Klar, dass zur Bezos-Hochzeit auch Trump-Tochter Ivanka vorbeischaut samt Gatte Jared Kushner. |