dieses Rennen haben die Grünen immerhin schon mal gewonnen: Bei der Benennung der Kanzlerkandidatin waren sie schneller als die Union. Während CDU und CSU das Land weiter im Ungewissen darüber lassen, wen sie als Spitzenmann in den Bundestagswahlkampf schicken, haben sich ihre größten Konkurrenten heute festgelegt: Annalena Baerbock soll es machen. Die 40-Jährige hat zwar noch nie irgendein Regierungsamt innegehabt, aber Bundeskanzlerin zu sein, das traut sie sich allemal zu. „Ja, ich war noch nie Kanzlerin, auch noch nie Ministerin. Ich trete an für Erneuerung – für den Status Quo stehen andere“: Mit dieser Formel beantwortete sie am Montag die Frage nach ihrer Qualifikation. Also: Der Wille zählt, alles andere ist nachrangig. Das klingt ein bisschen wie Ratgeber-Literatur nach dem Motto „Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume“. Man darf gespannt sein, wie weit man in Deutschland mit dieser Einstellung kommt. Meine Vermutung: Die Ankunft in der Realität steht den Grünen erst noch bevor. Hauen und Stechen in der Union Insofern sind die C-Parteien dann doch schon etwas weiter, denn ihr derzeitiges Hauen und Stechen zwischen Armin Laschet und Markus Söder ist alles andere als eine Träumerei. Für die Union kann es jetzt eigentlich nur noch aufwärts gehen. Söder jedenfalls „macht keine Gefangenen“, schreibt Hugo Müller-Vogg. „Das hat er in seinem jahrelangen Kleinkrieg bewiesen, in dem er Horst Seehofer in die Resignation trieb und zum Rückzug aus der Staatskanzlei wie vom CSU-Vorsitz zwang.“ Wahrscheinlich wird es spätestens an diesem Dienstag noch zu einer Entscheidung kommen. Und wer auch immer als Sieger daraus hervorgeht, hat zumindest erhebliches Durchhaltevermögen bewiesen. Was kein Nachteil sein muss, wenn es demnächst wirklich in die Schlacht ums Kanzleramt geht. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |