weit vor der Einführung von Rückpassregel, Abseits und verpflichtendem Fußballschuh gab es bereits das, was morgen wieder zu sehen sein wird: das Duell Krauts vs. Löwen, besser bekannt als Fußball-Europaklassiker Deutschland gegen England. 122 Jahre ist es her, dass im Berliner Sportpark Kurfürstendamm die Kicker von der Insel erstmals gegen die Fußballer aus dem damaligen Deutschen Kaiserreich antraten. Das Ergebnis wirft seine Schatten auf den morgigen Spieltag bereits voraus. Das Match endete damals, 38 Tage vor Ablauf des 19. Jahrhunderts, 2:13. „For God’s sake!“, mögen Sie da denken. Aber es kommt noch dicker: Rechnet man die Spielstände der hernach folgenden zehn Jahre zusammen, dann schoss England gegen seinen Lieblingsgegner 66 und Deutschland vice versa gerade einmal fünf Tore. „Deutschland 5 : England 66“ lautete dementsprechend die Überschrift über der Top Ten der handverlesenen Fußball-Highlights, die Cicero-Autor Holger Schmieder für uns aus 122 Jahren deutsch-englischer Fußballfreundschaft zusammengesucht hat. Ähnlich leidenschaftlich ging es seither eigentlich nur noch im Derby Männer vs. Frauen zu. Dabei war es in der Regel egal, ob die Auseinandersetzung in den eigenen vier Wänden oder am gemeinsamen Arbeitsplatz stattfand. An Letzterem aber, also am Arbeitsplatz, werden von nun an die Regeln geändert. Doch keine Panik: Foulspiel bleibt weiterhin Foulspiel, und auch die Preisgelder bleiben meistens in überschaubaren Höhen! Dafür aber haben Bundestag und Bundesrat in diesem Monat beschlossen, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss. Das „Gute-Quoten-Gesetz“, das offiziell den Titel „Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ trägt, betrifft zwar nur ganze 70 Unternehmen im Land, wird aber dennoch allerorten heiß diskutiert. Die 300.000-jährige Duell-Geschichte zwischen Männern und Frauen hat scheinbar manches an Emotionen anwachsen lassen. Cicero hat das neue Gesetz daher zum Anlass genommen, um die Vor- und Nachteile einer solchen Quote redaktionsintern zu erörtern. Während sich Cicero-Redakteurin Antje Hildebrandt viel Gutes von dem Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe verspricht, wettert Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber gegen einen Staat, der sich immer öfter in private Angelegenheiten mischt. Doch egal, auf welcher Seite unseres „Pro & Contras“ Sie sich selbst verorten, was am Ende zählt, ist auf’m Platz! Gleichberechtigung entscheidet sich nicht am Gesetzestext, es ist wohl eher eine Frage des „Mindsets“. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |