Sehr geehrte Damen und Herren, | geht weg, wenn ihr Gütersloher seid: Nach dem massenhaften Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh erlässt nun auch Niedersachsen ein Beherbergungsverbot für Touristen aus der Region. Zuvor hatten Mecklenburg-Vorpommern und Bayern bereits einen solchen Entschluss gefasst. So dürfen in dem Freistaat Beherbergungsbetriebe künftig keine Menschen mehr aufnehmen, die aus einem Kreis einreisen, in dem die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den zurückliegenden sieben Tagen bei mehr als 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Ausnahmen gebe es nur für Menschen, die einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen könnten, teilte der bayrische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) mit. Derweil wird in Gütersloh in großem Umfang getestet (siehe Foto): Alle Bürger könnten sich kostenlos testen lassen, um Gewissheit über ihre persönliche Situation zu erhalten, hatte die NRW-Regierung angekündigt. Es werde eine repräsentative Testung der Bevölkerung vorgenommen, um ein reales Lagebild zu bekommen. |
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Habt Verständnis, wenn ihr Gütersloher seid. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat an die Bürger appelliert, die neu verordneten Einschränkungen zu akzeptieren. „Wir sehen ja, wenn man es diesem Virus zu leicht macht, dann breitet es sich auch ganz, ganz schnell wieder aus“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. „Ich verstehe sehr gut, dass es Enttäuschungen, Sorgen, ja auch Wut gibt (...), weil es jetzt eben wieder Beschränkungen gibt“, so Spahn. Es sei wichtig deutlich zu machen, dass dies zum Schutz von Allen ist. Die Aufforderung, etwa auf unnötige Reisen von und nach Warendorf oder Gütersloh zu verzichten, sei richtig: Die Vergangenheit habe gezeigt, wie schnell aus einem lokalen Geschehen ein bundesweites Problem werden könne. Im Nachbarland Österreich macht man gleich für alle Bürger aus NRW dicht. Für sie hat die Regierung eine partielle Reisewarnung verhängt. „Vor allem unser Nachbarland Deutschland mit der Region Nordrhein-Westfalen hat gezeigt, wie schnell es zu einer weiteren dramatischen Situation kommen kann“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Lasst Gütersloh nicht allein. Im Moment, so scheint es, haben die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie in der Breite noch keine strukturellen Schäden angerichtet: Die Marktkräfte auf Angebots- wie Nachfrageseite erscheinen in ihrem Kern intakt. Dass das nach einem zweiten breitflächigen Lockdown noch so sein würde, kann getrost bezweifelt werden. „Viel wichtiger als milliardenteure Stimulierungsmaßnahmen von zweifelhaftem Wert – Stichwort Mehrwertsteuerrabatt – ist es daher auch für die Bundesregierung, lokale Ausbrüche rigoros zu bekämpfen“, kommentiert mein Kollege Olaf Gersemann. Ein Zaudern, wie es nun die nordrhein-westfälische Landesregierung im Fall Tönnies an den Tag gelegt hat, dürfe es nicht geben – zu gewichtig sei das Risiko, dass sich das Virus wieder in der Fläche ausbreitet. „Die deutsche Politik und der ihr zuarbeitende Beamtenapparat hat sich im vergangenen Vierteljahr als enorm findig und detailversessen dabei erwiesen, den Alltag der Bürger im Namen der Pandemiebekämpfung durchzuregulieren. Schon ein Bruchteil dieser kreativen Schaffenskraft würde reichen, um gezielte – auch finanzielle – Stützungsaktionen für jene Kommunen und Kreise aufzulegen, die wieder zumachen müssen“, analysiert Olaf Gersemann. Jenseits von Gütersloh. Der Virologe Christian Drosten befürchtet nach Corona-Ausbrüchen unter anderem in Nordrhein-Westfalen eine unbemerkte Ausbreitung des Coronavirus in die Bevölkerung. Die Verbreitung über die Gegend hinaus zu verhindern, sei jetzt das Entscheidende, sagte der Charité-Wissenschaftler im NDR-Podcast. Generell gebe es aktuell in mehreren Orten, darunter auch in Berlin, eindeutige Anzeichen, dass Sars-CoV-2 wiederkomme. Schon jetzt ist aus Sicht des Virologen große Vorsicht geboten, dass sich keine zweite Welle entwickelt. Drosten verwies auf die Lage in den Südstaaten der USA, wo sich trotz hoher Umgebungstemperaturen eine „furchtbare Situation“ entwickle. Dort sei zu früh gelockert worden. „Ich bin nicht optimistisch, dass wir in einem Monat noch so eine friedliche Situation haben wie jetzt, was die Epidemietätigkeit angeht“, so Drosten. „In zwei Monaten, denke ich, werden wir ein Problem haben, wenn wir nicht jetzt wieder alle Alarmsensoren anschalten.“ Einer gegen alle. Für Heinz Hermann Thiele hat die Woche gut begonnen: Der Milliardär und Großaktionär wurde am Montag in Berlin von einer illustren Dreierrunde empfangen: dem Bundeswirtschafts-, dem Bundesfinanzminister sowie dem Lufthansa-Vorstandschef – drei Tage vor der wichtigsten Hauptversammlung in der Geschichte der Fluggesellschaft. Bei dem Aktionärstreffen hat es der 79-Jährige in der Hand, wie es mit der Airline weitergeht. Sein Anteilspaket über mittlerweile 15,5 Prozent entscheidet, ob der Staat als Retter mit einem Neun-Milliarden-Euro-Paket einsteigen kann oder andernfalls Insolvenz angemeldet werden muss. Die gewaltige Macht Thieles beruht auf einem Detail, das die Regierung in das Corona-Hilfegesetz geschrieben hat. Darin sind die Abstimmungsquoten geregelt, wenn der Staat bei einem Unternehmen einsteigt und dabei das Bezugsrecht von Aktionären ausschließt. Bei unter 50 Prozent Präsenz müssen zwei Drittel zustimmen. Erst danach gilt die einfache Mehrheit. Die Appelle vom Lufthansa-Vorstand und den Gewerkschaften an die anderen Aktionäre, sich anzumelden, um Thieles Macht zu dämpfen, verpufften wirkungslos. Es sind nur 38 Prozent vertreten. Damit hat Thiele nun ein Veto-Recht gegen die geplante Staatsbeteiligung von mindestens 20 Prozent. Sagt er nein, droht in Kürze der Lufthansa eine Sonderform der Insolvenz, eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren. So könnte der Betrieb der Lufthansa weiterlaufen, aber die Rahmenbedingungen würden neu verhandelt. Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Höhen, |
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