Plus: Psychotherapie soll heilen – aber für manche beginnt der Horror erst in der Praxis. Eine Geschichte über den Missbrauch von Bedürftigen
szmtagiomb_np
Sollte der Newsletter nicht korrekt angezeigt werden, klicken Sie bitte hier

Guten Tag,

ich schenke Ihnen was, einen Ohrwurm! Bitte schön, hier: »Das bisschen Haushalt macht sich von allein … sagt mein Mann / Das bisschen Wäsche ist doch kein Problem … sagt mein Mann!« Na? Gern geschehen!

Der Schlager erschien 1977, gesungen von Johanna von Koczian. Im selben Jahr trat in Deutschland das »Erste Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts« in Kraft – bis dahin war die Aufgabenverteilung zwischen Ehegatten vom Bürgerlichen Gesetzbuch so geregelt, dass Männer für den finanziellen Unterhalt der Familie, Frauen für Haushalt und Kinder verantwortlich waren. Einen Beruf durften Ehefrauen nur ausüben, wenn dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar war – und natürlich nur mit Erlaubnis ihres Mannes.

Trotz vieler Verbesserungen blieb die Ehefrau allerdings auch mit der neuen Regelung weiterhin schlechter gestellt als ihr Mann. Und auch wenn weitere Gesetzesänderungen bis heute zu mehr Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern geführt haben, ist noch lange keine Gleichheit hergestellt. Bis heute prägt das seltsame Ideal der Hausfrau unsere Gesellschaft: Durchschnittlich neun Stunden mehr als Männer stecken Frauen jede Woche in unbezahlte Haus- und Sorgearbeit. 67 Prozent aller Mütter arbeiten in Teilzeit, aber nur neun Prozent aller Väter.  

Die kluge Historikerin Hedwig Richter erklärt in einem großartigen und sehr erhellenden Interview von Mareike Nieberding, wann und vom wem das »Modell« der Hausfrau erfunden wurde – und wie es sein kann, dass es bis in die Gegenwart wirkt. Ich empfehle Ihnen das Gespräch in der neuen Ausgabe des SZ-Magazins sehr.
»Hausfrauen wurden schon immer attackiert und verachtet«
Sie sorgte für Frieden nach dem Krieg, wurde zur 70-Stunden-Malocherin, später zum Inbegriff der Ungleichheit: die Hausfrau. Historikerin Hedwig Richter über die prägendste Figur unserer Gesellschaft und die Frage, warum sie vor einem Comeback stehen könnte.
Zum Interview

Das ironisch gemeinte Lied über »Das bißchen Haushalt« (damals noch in alter Rechtschreibung) hat übrigens ein Mann geschrieben: Hans Bradtke. Von ihm stammen auch andere schöne Gassenhauer wie »Pack die Badehose ein« oder »Sommerwind« – ein wunderbares Lied, das in seiner englischen Übersetzung von Frank Sinatra gesungen wurde. Bradtke starb 1997 in Berlin, dem Jahr, in dem der Deutsche Bundestag endlich beschloss, dass auch die Vergewaltigung in der Ehe eine Straftat ist. Und so wichtig diese Abstimmung damals war, sie musste hart erkämpft werden: 138 Mitglieder aus CDU, CSU und FDP stimmten gegen das Gesetz, darunter Friedrich Merz.

Ihr Michael Ebert
Chefredakteur
heft 33
Die Themen der aktuellen Ausgabe
Perfide Praxis: Wenn Therapeuten übergriffig werden
Wer in Therapie geht, hofft auf Hilfe. Aber manchen Menschen wird dort noch mehr Leid angetan. Wie kann ein Fachgebiet, das heilen soll, so anfällig sein für Missbrauch?
Zum Artikel

»Landwirtschaft heißt, die Welt retten, Schreiben, sich selbst retten«
Als Schriftsteller und Landwirt war Reinhard Kaiser-Mühlecker während der Bauernproteste ein gefragter Interviewpartner. Wer ist der Mann, der Buchpreise gewinnt und doch lieber Schweine mästet? Der die Wut der Bauern versteht und zugleich ihre Kurzsichtigkeit kritisiert?
Zum Artikel
ANZEIGE
desktop timertrk_px
Zum Archiv: Das Gemischte Doppel
Heft 33
Die Kolumnen der aktuellen Ausgabe

Das innere Kind in mir muss angesprochen werden
Axel Hacke lernt mit einer App Italienisch und wird dabei wie ein Kindergartenkind behandelt. Doch es funktioniert, er macht Fortschritte! Sind wir so simpel gestrickt? Über den schmalen Grat zwischen Motivation und Infantilität.
Zum Artikel

Ihre Botschaft an Björn Höcke, Herr Ramelow? 
Der Thüringische Ministerpräsident im Interview ohne Worte über seinen Kampf gegen den Faschismus, eine Angewohnheit, die er gerne los wäre, und darüber, wie ein typisches Vater-Söhne-Wochenende bei ihm aussieht.
Zum Interview

Vanillekamille?
Das neue »Kreuz mit den Worten« aus dem SZ-Magazin 33/2024 – hier können Sie das Rätsel online spielen und das PDF zum Ausdrucken herunterladen.
Zum Rätsel

Sommerglück in Auflaufform
Gefüllte Tomaten mit Ricotta und Basilikum sind das beste Abendessen an warmen Tagen: Einfach zuzubereiten, schmecken sie kalt mit Baguette oder warm, etwa mit einer Polenta.
Zum Rezept

Packen müssen Sie leider selber
Aber hiermit fällt es nicht schwer: Wir verlosen diese Woche einen Hartschalenkoffer und ein Beautycase, die bereit sind, mit Ihnen was zu erleben.
Zum Gewinnspiel

Minimales Zimmer, maximaler Komfort
Prag ist eine der Städte, die man gut zu Fuß erkunden kann. Das Boutiquehotel »Maximilian« liegt hierfür perfekt – und trägt selbst in seinen kleinen Zimmern zur Erholung bei (Gratis-Getränke in der Minibar!).
Zum Artikel

Ist das treu – oder schon treudoof?
Bereits seit einem Jahrzehnt begleitet unser Leser einen erblindeten Freund regelmäßig zum Schwimmen, komme, was wolle. Dieser scheint die Geste für selbstverständlich zu nehmen. Ein Problem? Johanna Adorján weiß Rat.
Zum Artikel

Weißer Tee – das Sauerteigbrot unter den Heißgetränken
»Carpe diem« ist anstrengend, stellt unser Autor fest, als er mit seiner umtriebigen Mutter unterwegs ist. Doch bei einer Teezeremonie erfährt er eine nie gekannte innere Ruhe.
Zum Artikel
Zum Archiv: Die drei Großen Lügen
Zum Archiv: Gefühlte Wahrheit
Heft 33
Die neue Ausgabe lesen

Heimsuchung
Das Ideal der Hausfrau prägt unsere Gesellschaft bis heute. Über eine ungerechte und folgenschwere Erfindung.
Zum neuen Heft
ANZEIGE
desktop timertrk_px
Schließen Sie hier ein digitales Probe-Abo ab und laden Sie sich das SZ Magazin donnerstags ab 17 Uhr in der App herunter oder lesen Sie es im Browser.
Haben Sie Anregungen? 
Kontaktieren Sie uns unter [email protected]
Alle Newsletter im Überblick
Folgen Sie uns hier:



Impressum: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München
Tel.: +49 89 2183-0, Fax: +49 89 2183 9777
Registergericht: AG München HRB 73315
Ust-Ident-Nr.: DE 811158310
Geschäftsführer: Dr. Christian Wegner (Vors.), Johannes Hauner, Dr. Karl Ulrich
Copyright © Süddeutsche Zeitung GmbH / Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH. Hinweise zum Copyright
Sie erhalten den Newsletter an die E-Mail-Adresse [email protected].
Wenn Sie den SZ-Magazin-Newsletter nicht mehr erhalten möchten, können Sie sich hier abmelden.
Datenschutz | Kontakt