... und ihre Kollateralschäden
● EU bereitet Gegenzölle vor |
● Bundeswehr braucht Personal |
● Puma tauscht den Chef aus |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, woher kommt unsere latente deutsche Empörungsbereitschaft? Angesichts der neuen Strafzölle von Donald Trump mag es zwar ein schlechter Zeitpunkt sein für eine derartige Frage. Denn über den US-Präsidenten lässt sich ja gerade wieder wunderbar schimpfen. Aber genau deshalb sollte man vielleicht mal die Ursprünge diskutieren. Wenn ich die hiesige Berichterstattung seit der US-Wahl richtig deute, ist Trump die Reinkarnation von Dschingis Khan, Hitler und Darth Vader in Personalunion. Mindestens. Dass die Amerikaner trotzdem nicht die vorab heiliggesprochene Gegenkandidatin Kamala Harris gewählt haben, sondern einen bösen, alten Frauenhasser, wollte hier niemand wirklich verstehen. Viel leichter war es, ihn als Unfall der Weltgeschichte abzubuchen. Haben Sie gesehen, wie bei Trumps „Tag der Befreiung“ am Mittwoch ein Vertreter der mächtigen US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) die Zölle lobte. Ich hätte darüber gern mehr erfahren. Aber was in Deutschland nicht ins eigene Weltbild passt, wird passend gemacht oder verschwiegen. Perspektivwechsel gelten als degoutant. Haltung ist wichtig. Auch wenn’s mal schiefgeht. Das zeigt sich an diversen Flops, an deren Folgen die Bundesrepublik schon länger laboriert. Ich war in meiner Jugend auch links. Das ist völlig okay. Aber dann wird man ja älter und etwas pragmatischer. In der Flüchtlingskrise 2015 fiel mir zum Beispiel auf, wie wir Medien uns aufgeopfert haben, eine neue „Willkommenskultur“ zu feiern, während bei anderen Leuten längst die Frage keimte: Wer kommt da eigentlich? Damals fing das an, dass man schon für solche Skepsis von links den Rassismus-Stempel aufgedrückt bekam. Menschen vergessen aber nicht, wenn Politik sie ausgrenzt oder für dumm verkauft. Blöderweise hatten auch bei Corona die Skeptiker in manchem recht, was ein eher rot-grünes Großstadtpublikum heute als persönliche Kränkung empfindet. Aber erst aus der narzisstischen Unfähigkeit heraus, eigene Irrtümer einzuräumen, erwuchs jene Spaltung, die sich nach der Pandemie noch verschärfte. Unversöhnliche Besserwisserei ist seither durchaus beiden Seiten eigen. |
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| Protest-Republik Deutschland: Nazi ist heute schon, wer Friedrich Merz nicht für einen hält (© dpa) |
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Aber je härter die Linke einen Kampf zu führen bereit war, umso brutaler wurde sie wieder und wieder von den eigenen Illusionen enttäuscht. Selbst Elon Musk war mit seinen tollen E-Autos von Tesla letztlich ein linker Selbstbetrug, der erst aufflog, als der US-Unternehmer sich für rechtsradikale Parteien und Trump zu begeistern begann. Den Klimawandel konnte weder die Letzte Generation stoppen noch die vergurkte Energiepolitik von Robert Habeck. Selbst die Fridays-for-Future-Ikone Greta Thunberg hat sich in ihrem antisemitischen Kampf für ein freies Palästina inzwischen um jede Glaubwürdigkeit gebracht. Aber ist nicht wenigstens am Scheitern der Ampel die FDP schuld? Eher nicht. Der rot-grüne Teil der Ampel ist indes durchaus mitverantwortlich dafür, dass sich in ihrer Regierungszeit die AfD-Wählerschaft glatt verdoppeln konnte. Und weil auch dieser Zusammenhang zwischen gescheiterter Politik und den wachsenden Rändern des Parteienspektrums nicht zugegeben werden kann, mussten so viele Brandmauern gebaut werden, dass Regieren dazwischen jetzt kaum noch möglich ist. Nazi ist heute schon, wer Friedrich Merz nicht für einen hält. Als quasi letzte Rache für ihre selbstverschuldete Marginalisierung trieben Rot und Grün die Union bei den Koalitionsverhandlungen gerade in eine Art Selbstaufgabe. Da sind wir jetzt. Die AfD muss gar nichts tun und wächst und wächst. Daran ist dann sicher auch wieder jemand anderes schuld. Im Zweifel natürlich Donald Trump. Wie erleben Sie die schlechte Laune im Land? Schreiben Sie mir an [email protected] |
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| EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereitet Gegenzölle für die US-Wirtschaft vor (© dpa) |
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US-Zölle I: EU sucht nach Antworten auf Trump |
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Die Mitgliedsstaaten der EU wollen am nächsten Mittwoch über Gegenmaßnahmen zu den US-Zöllen auf Stahl und Aluminium abstimmen. In einem ersten Schritt möchte die Kommission wieder Extrazölle auf US-Produkte wie Bourbon-Whisky, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter erheben. Trumps Zölle seien „schlecht für das Geschäft und noch schlechter für die Verbraucher“, mahnte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Nach Angaben der Kommission treffen die am Mittwoch verkündeten 25-prozentigen US-Zölle Exporte der EU in die Vereinigten Staaten im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro. Das wären etwa fünf Prozent der gesamten Ausfuhren der EU in die USA. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez geht noch einen Schritt weiter und kündigte als Antwort auf Trumps Zölle ein Hilfspaket in Höhe von 14,1 Milliarden Euro für seine Wirtschaft an. Außerdem fordert er, dass die EU weitere Hilfen bereitstellen solle. Auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron lässt noch weiterreichende Maßnahmen prüfen. |
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| Akuter Personalmangel: Der Bundeswehr droht laut Bundeswehrverband die Implosion (© dpa) |
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Bundeswehr: Experten drängen auf neuen Pflichtdienst |
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Der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter fordert angesichts des großen Personalbedarfs der Bundeswehr einen Pflichtdienst. „Wir haben einen Personalbedarf von mindestens 460.000 Soldaten sowie militärischer und ziviler Reserve – nur um die Nato-Zusagen zu erfüllen“, sagte Kiesewetter dem FOCUS. „Deswegen führt kein Weg an einem Pflichtdienst vorbei.“ Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie sie im Grundgesetz verankert ist, sei jedoch nur eine „Notlösung“, denn sie greife zu kurz. Kiesewetter befürwortet einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst, „der neben einer smarten und effizienten Wehrpflicht den Fokus vor allem auf den Dienst im Bevölkerungsschutz legt“. Zudem forderte Kiesewetter, den Wehrpflichtsartikel im Grundgesetz „so anzupassen, dass die Wehrpflicht bzw. ein allgemeiner Gesellschaftsdienst auch für Frauen möglich wird“. Der CDU-Politiker bedauerte, dass dieser Schritt nicht bereits im Zuge der Grundgesetzänderungen zwecks Schuldenbremse und Sondervermögen vor einigen Wochen vorgenommen wurde. Kiesewetter stellt sich damit hinter die Forderungen von André Wüstner, Vorsitzender des Bundeswehrverbandes. Der hatte gestern in einem dpa-Interview gewarnt: „Gelingt kein signifikanter personeller Aufwuchs in den nächsten Jahren, wird die Bundeswehr implodieren! Immer mehr Aufträge für immer weniger Soldaten führen in einen Teufelskreis, aus dem die Bundeswehr kaum noch herauskommen wird.“ Trotz verstärkter Personalwerbung sei die Zahl der Soldaten zum Jahreswechsel sogar auf 181.150 gesunken. Ende 2022 hatte die Bundeswehr noch 183.050 Soldaten. Auch das Durchschnittsalter stieg von 32,4 Jahren Ende 2019 auf 34 Jahre Ende 2024. (rub) |
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Der „Schwarze Kanal“ als Podcast FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer und Moderatorin Carolin Blüchel widmen sich immer freitags den größten Aufregern der Woche. Fröhlich, unbestechlich und gnadenlos gerecht. Darum geht’s in der aktuellen Episode: Die Antwort auf Trumps Rachezölle: Jetzt müssen wir uns eben Mark Zuckerberg vornehmen. Was ist eigentlich mit Karl Lauterbach passiert? Und: Merz hat uns Mallorca versprochen, und wir sind in Rumänien gelandet
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| Hafen von Rotterdam: ifo-Handelsexpertin Lisandra Flach warnt vor einem „Wendepunkt für die Weltwirtschaft“ (© dpa) |
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US-Zölle II: Dax drohen harte Zeiten |
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Die von Donald Trump angekündigten Zölle auf alle US-Importe dürften der US-Konjunktur laut Ökonomen stark zusetzen: „Für die US-Wirtschaft ist das ein schwerer Schlag“, sagte die Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach, dem FOCUS. Eine Rezession sowie ein starker Preisanstieg würden „wahrscheinlicher“, warnte Flach. Aber auch die deutsche Wirtschaft muss sich auf zusätzliche Belastungen einstellen. Die neuen Zölle könnten einen „dauerhaften Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent bedeuten“. Einige Schlüsselbranchen wie Pharma, Auto oder Maschinenbau seien noch stärker betroffen. Damit könnte Deutschland dieses Jahr zum dritten Mal in Folge in die Rezession rutschen. An den Börsen sorgte Trumps Zoll-Plan für einen Kurssturz. Der Deutsche Aktienindex (Dax) gab gestern um fast drei Prozent nach, der US-Leitindex S&P 500 sackte um vier Prozent ab. Man sehe an den Börsen eine „erhebliche Verunsicherung“, so Thomas Altmann von QC Partners gegenüber FOCUS. Sollten die Zölle dauerhaft „gültig bleiben, werden die Auswirkungen lang und heftig sein“. In den nächsten Wochen, warnt auch Sören Hettler von der DZ Bank, drohten „größere Schwankungen“ und ein Rückschlag des Dax „bis in die Region von 20.500 Punkten“. (utz) |
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| Hüter hiesiger Bonität: die Schufa-Zentrale in Wiesbaden (© imago) |
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Auskunftei kündigt mehr Transparenz an |
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Die Schufa will deutlich transparenter werden. Verbraucher sollen künftig nachvollziehen können, wie die Auskunftei zu ihren Bonitätseinschätzungen kommt, kündigte das Unternehmen gestern an. Statt auf bislang 250 möglichen Kriterien basiere die Berechnung der Kreditwürdigkeit künftig nur noch auf zwölf Eckwerten, darunter Daten zum Kredit mit der längsten Laufzeit, zu aufgenommenen Ratenzahlungen aus den vergangenen zwölf Monaten oder möglichen Zahlungsstörungen. Je Kriterium werden 100 bis 999 Punkte vergeben und addiert. Je höher der Score, desto wahrscheinlicher ist es, dass Verbraucher ihre Rechnungen oder Kredite fristgerecht bezahlen. Der neue Maßstab sei der „qualitativ beste und gleichzeitig verständlichste Score“ der Unternehmensgeschichte, sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz bei der Vorstellung der aktualisierten Berechnungsgrundlagen. Derzeit werde die neue Systematik bei rund 17 Banken und Unternehmen getestet. Ab dem vierten Quartal sollen auch Verbraucher die Daten online oder über eine App einsehen können. Der Bonitätsscore der Schufa hilft Banken, Mobilfunkunternehmen oder Onlinehändlern dabei, das mögliche Zahlungsverhalten von Kunden einschätzen zu können. Verbraucherschützer fordern seit langem mehr Transparenz von der Schufa. Mit Daten zu 68 Millionen Haushalten ist sie der führende deutsche Anbieter für Bonitätsdaten von Verbrauchern. (utz) |
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39 Millionen Menschen in Deutschland sind inzwischen konfessionslos. Nur noch 38 Millionen gehören einer der beiden großen Kirchen an. Das geht aus Daten der Forschungsgruppe Weltanschauungen hervor. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es mehr Menschen außerhalb der Kirche als Katholiken und Protestanten. Ihre Zahl sinkt seit Jahren. Alleine im vergangenen Jahr verloren die beiden großen christlichen Kirchen zusammen mehr als eine Million Mitglieder. |
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| Schuhabdruck des US-Astronauten Neil Armstrong auf dem Mond (© Science Photo Library) |
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Solarzellen aus Mondstaub helfen der Raumfahrt |
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Der Mond ist bedeckt von einer Schicht aus feinem Staub. Astronaut Neil Armstrong hat 1969 darin als erster Mensch mit seinem Stiefel einen bleibenden Eindruck hinterlassen (siehe Foto). Für die Raumfahrer der Zukunft dürfte das graue, Regolith genannte Gesteinspulver zu einer der wichtigsten aller Ressourcen werden. Wissenschaftler der Universität Potsdam demonstrierten jüngst, dass sich aus Mondstaub hoch effiziente und extrem widerstandsfähige Solarzellen herstellen lassen. Sie bildeten Regolith nach, schmolzen es zu Glas und versahen die Platten mit einer hauchdünnen Schicht des Kristalls Perovskit. Auf dem Mond könnten gebündelte Sonnenstrahlen den Staub schmelzen lassen. Würden Roboter Solarzellen direkt auf unserem Trabanten produzieren, wäre das Problem der Energieversorgung einer extraterrestrischen Siedlung gelöst. Es ließe sich mehr als 99 Prozent des Gewichts einsparen, das Raumschiffe ins All transportieren müssten, vermutet Studienleiter Felix Lang. Gerne würden der Physiker und sein Team ihr Konzept bald mit einem Experiment auf dem Mond testen. |
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Gewinnerin: Künftig liegt der drittgrößte ARD-Sender in ihren Händen: Die Medienmanagerin Sandra Harzer-Kux, 52, soll heute vom NDR-Verwaltungsrat zur Intendantin des norddeutschen Senders gewählt werden. Die Wahl gilt als Formsache. Sie sei eine „überzeugende Führungspersönlichkeit“ und „kompetente und erfahrene Medienmanagerin“, lobte der Verwaltungsrat. Harzer-Kux war zuvor 17 Jahre lang im Bertelsmann-Kosmos aktiv. Die Juristin folgt auf dem Chefsessel Joachim Knuth, der schon vor Monaten seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt hatte. | |
Verlierer: Nach nur zweieinhalb Jahren ist Schluss. Puma-Chef Arne Freundt, 45, verlässt den weltweit drittgrößten Sportartikelkonzern hinter Nike und Adidas. Grund: Unterschiedliche „Auffassungen über die Umsetzung der Strategie“, wie das Unternehmen erklärte. Freundt hatte in den vergangenen Monaten bereits Gewinnrückgänge, Aktieneinbrüche und einen Stellenabbau zu verantworten. Sein Nachfolger kommt von der Konkurrenz: Arthur Hoeld, bis zum vergangenen Jahr Vertriebschef bei Adidas, übernimmt zum 1. Juli die Konzernspitze. | |
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Jetzt als E-Paper und am Kiosk |
Der neue FOCUS – ab heute im Handel: Operation Ernstfall. Putins Angriff hat längt begonnen. Wie schnell können Deutschland und Europa abwehrbereit sein? Volkskrankheit Einsamkeit. Immer online, immer öfter allein: die Tücken der digitalen Postmoderne Wie weiblich ist Merz' Zukunft? Der Kanzlerkandidat der Union tut sich schwer mit der Parität. Dabei gäbe es genug fähige Anwärterinnen fürs Kabinett
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… ein kleiner Freizeit-Tipp: Heute findet die „Nacht der Bibliotheken“ erstmals bundesweit statt. 2005 begannen die ersten Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen. Nun machen schon 1600 große und kleine Einrichtungen überall im Land mit. Das Programm reicht von der „Teddys Nacht im Bücherzelt“ bis zur Fledermauswanderung. „Bibliotheken sind Orte, an denen Geschichten und Informationen geteilt werden“, sagt die Bundespräsidenten-Gattin und Schirmherrin Elke Büdenbender. „Und sie sind ein Ort, an dem Neues entdeckt werden kann.“ Stimmt alles. Für mich persönlich sind sie zudem wie Kirchen oder botanische Gärten: Orte der Ruhe. | | Jede Menge Licht-Blicke gibt's auch bei der „Nacht der Bibliotheken“ heute Abend (© dbv/Mark Bollhorst) | Diese Ruhe wünsche ich Ihnen auch in all dem geopolitischen Lärm um uns herum – heute Abend vielleicht in einer Bücherei Ihres Vertrauens oder am Wochenende draußen in der Natur. Am Montag begrüßt Sie hier dann wieder meine großartige Kollegin Tanit Koch. Herzlichst | | Thomas Tuma |
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