„Für jede Spekulationsblase liegt schon eine Nadel bereit. Jedes Mal, wenn es bumm macht, gibt es wieder ein paar Anleger, die eine alte Lektion neu lernen müssen.“ – Warren Buffett – Solche Spekulationsblasen sind nicht neu, sie gehören zur Börse dazu. Die erste war wohl die Tulpenmanie an der Amsterdamer Börse, als für Tulpenzwiebeln astronomische Summen gezahlt wurden, bis Anfang 1637 dann die Blase platzte und sich ihr Preis ihrem realen Wert annäherte – und reihenweise ruinierte Spekulanten zurückließ, die Haus und Hof verzockt hatten. Blasen sind im Nachhinein immer einfach zu erkennen, aber wenn man sich in einer befindet, ist das nicht so einfach auszumachen. Und das liegt am „Story-Telling“, an der Geschichte, mit dem der Hype zugrunde liegt. Diese Geschichte klingt immer plausibel und immer hat sie einen wahren Kern. Es geht um eine bahnbrechende neue Erfindung oder Entwicklung, die die Gesellschaft grundlegend verändern wird. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und Teil des Hypes ist, dass die vermuteten Entwicklungen von den Kursen vorweggenommen werden: Die Erfolge von Jahren werden innerhalb kurzer Zeit eingepreist. Und immer, wirklich immer, heißt es, dass es diesmal auch gerechtfertigt sei. „Die 5 teuersten Worte auf dem Gebiet des Geldanlegens sind: Dieses Mal ist alles anders.“ – Sir John Templeton – Im Hype spielen Unternehmensgewinne und -bewertung keine Rolle, es gibt quasi kein Limit, denn das neue Mantra lautet, dass 'die alten Regeln nicht mehr gelten' beim Aufbruch in eine 'völlig neue Welt'. So war es schon bei der Erfindung der Eisenbahn, der Elektrizität, des Autos und auch im Jahr 2000 während der 'New Economy', als Umsatz der neue Gewinn war. Pustekuchen! Auf lange Sicht zählen Cashflow und Gewinn und deshalb platzt die Spekulationsblase und die Aktienkurse fallen in sich zusammen. So läuft es immer ab, immer. Nur die Spieler wechseln und das Thema. Waren es vor 30 Jahren Biotech-Aktien, folgten dann die Telekommunikations- und Internetwerte, später SaaS-Aktien, Cloud-Unternehmen, danach war 3D-Druck en vogue gefolgt von autonomen Fahren, regenerativer Energieerzeugung, E-Mobilität und mehrmals das Thema Wasserstoff. Der Hype erfasst dabei nicht nur schlichte Gemüter, sondern kann auch die größten Denker ihrer Zeit in seinen Bann ziehen. So wie Sir Isaac Newton, den die „South Sea Bubble“ um sein gesamtes Vermögen brachte. „Ich kann die Bahn der Himmelskörper berechnen, nicht aber, wohin eine verrückte Menge die Kurse treibt.“ – Isaac Newton – Aufstieg und Absturz Der Ablauf ist immer derselbe. Es wird eine neues Thema aufgetan und dieses wird vom Underdog zum Beherrscher der Schlagzeilen. Auf einmal redet jeder davon, jeder, wirklich jeder, hat eine Meinung dazu und kann sich (aus seiner Sicht) fundiert äußern. Und die entsprechenden Aktien von Unternehmen, die diese Thema bespielen, schießen durch die Decke. „To the Moon“ als Schlagwort ist noch vielen im Gedächtnis in Bezug auf die sog. „Meme-Stocks“ und auch hier lief es ähnlich ab: Immer mehr Anleger springen auf den fahrenden Zug auf, weil die Aktien in die Höhe schießen. Und weil sie hochschnellen, kaufen immer mehr Leute noch mehr dieser Aktien. FOMO („Fear-Of-Missing-Out“) greift um sich, die Angst, etwas zu verpassen. Wer nicht dabei ist, erscheint als dumm. Das geht solange gut, bis irgendwann Kasse gemacht wird und dabei steigen zumeist diejenigen zuerst und zu höchsten Kursen aus, die bereits am Anfang des Hypes dabei waren (und ihn vielleicht sogar mit ausgelöst haben). Die anderen Anleger sehen den Kurseinbruch und „kaufen den Dip“, doch wenn die Blase platzt, dann ist es vorbei. Der Kurs fällt weiter und immer mehr Leute steigen aus, was den Kurs weiter abstürzen lässt. Diejenigen, die zuletzt und zu teuer eingestiegen sind, bezahlen die Gewinne der anderen. Das klingt verdächtig nach einem Schneeballsystem und das ist kein Zufall. Das Prinzip ist dasselbe. Künstliche Intelligenz ist der neue Hype Momentan ist KI der neue Hype. Und an dieser Stelle müssen wir zwischen Aktienkursen und gesellschaftlicher/unternehmerischer Entwicklung unterscheiden. Es ist völlig unbestritten, dass Künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird. Das von OpenAI (hinter der inzwischen maßgeblich Microsoft steckt) entwickelte ChatGPT hat uns das schlagartig vor Augen geführt und es wird in diesem Zusammenhang wohl zu Recht von einem „iPhone-Moment“ gesprochen. Erstmals kann Otto Normalbürger mit einem Bot eine Unterhaltung führen und bekommt realistische Antworten, die er durch Vorgaben und Nachfragen in die gewünschte Richtung lenken kann. Und OpenAI ist nicht der einzige Player im Markt, auch die Google-Mutter Alphabet ist hier ganz vorne mit dabei. Sowohl Microsoft als auch Google bauen nun mit Hochdruck ihre KI in ihre bestehenden Angebote ein und das wird die KI-Anwendungen innerhalb kürzester Zeit „in jedermanns Wohnzimmer“ bringen. Deshalb die Bezeichnung „iPhone-Moment“, denn das iPhone hat unsere Art zu kommunizieren grundlegend verändert. Aus dem Handy wurde ein Smartphone, das Telefonie und Nachrichtenversand um mobile Anwendungen erweiterte. Hierum ist eine ganze Industrie entstanden, die App-Ökonomie. Der große Profiteur des iPhones ist natürlich Erfinder und Hersteller Apple. Das iPhone hat den Konzern zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht mit einer Marktkapitalisierung weit über 2 Bio. US-Dollar. Und diesen Erfolg hat man vor Augen, wenn man vom „iPhone-Moment“ spricht. Aber... ... nur Apple verdient zig Milliarden pro Jahr im Smartphone-Sektor und fährt hohe 2-stellige Margen ein. In Summe streicht Apple weltweit mehr als die Hälfte aller Gewinne ein, die mit dem Verkauf von Smartphones verdient werden. Alle anderen teilen sich den Rest und für sie sind Smartphones eher niedrigmargige Massenware. Wir können also festhalten, dass das iPhone die Welt verändert und maßgeblich geprägt hat, dass dadurch viele neue Geschäftsfelder entstanden sind und viele Unternehmen daran verdienen. Aber ebenso steht fest, dass es vor allem ein Unternehmen ist, das extrem hohe Margen und extrem hohe Gewinne aus dieser Entwicklung zieht. Das ist bei vielen prägenden Entwicklungen so und daher auch ein bemerkenswertes Risiko für Anleger! Denn auch am neusten Hype, der KI, werden viele Unternehmen stark profitieren und weil momentan gewaltige Summen in dieses Segment fließen, werden auch viele dran verdienen, die eigentlich kaum etwas mit KI zu tun haben. Es wird viele Trittbrettfahrer geben, die einfach nur alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen. Und es wird viele Unternehmen geben, die trotz aller Erfolge pleite gehen und auf der Strecke bleiben. Sie verschwinden vom Markt oder werden von den Marktführern aufgekauft. Auch das passiert bei jedem Hype. Ein Hype? Kein Problem... Doch nur, weil KI der aktuellste Hype ist, bedeutet das weder, dass man sich aus dem Bereich fernhalten muss, noch dass man die Aktien aus diesem Sektor nicht anfassen sollte. Es geht nicht um Risiko-Vermeidung, sondern um Risiko-Bewusstsein! Niemand weiß, wie lange der Hype andauert, wie hoch die Aktien noch gepusht werden. Das kann Wochen, Monate oder Jahre so weitergehen. Genauso gut kann der rasante Kursanstieg zum Stillstand kommen und in eine lang anhaltende Seitwärtsbewegung übergehen, so dass die Unternehmen in ihre (zu) hohe Aktienbewertung hineinwachsen. Es muss also nicht zwangsweise zu einem lauten Knall und einem Markteinbruch kommen – auch wenn es in der Vergangenheit fast immer so geendet hat. Anleger können den Kursen hinterherlaufen und versuchen, noch auf den rasenden Zug aufzuspringen. Damit können sogar große Kursgewinne erzielt werden, falls die Kurse weiter steigen. Genauso gut ist es möglich, dass wir schon „Peak Hype“ erlebt haben und die Kurse von nun an sinken – dann würden die heutigen Käufer die Gewinne der anderen bezahlen und selbst Verluste einfahren. Klar ist nur eines: Niemand weiß, wie sich die Kurse entwickeln. Aber wir wissen, dass KI ein neuer Megatrend ist und dass die Künstliche Intelligenz unser Leben stark verändern wird. „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln.“ – André Kostolany – Die Frage ist, wie Anleger vom neuen Megatrend KI profitieren können. Sie können direkt in KI-Aktien investieren, aber das Risiko ist, die falschen zu erwischen. Warren Buffett rät dazu, ausschließlich in seinem eigenen Kompetenzkreis zu investieren und Peter Lynch rät dazu, das zu kaufen, was man kennt. Ich bin kein KI-Experte, daher fällt mir hier die Auswahl schwer. Die naheliegende Alternative ist, auf Bewährtes zu setzen. Microsoft, Alphabet, Adobe, Meta Platforms sind Weltkonzerne und haben Produkte im Angebot, die aus unserer Welt nicht wegzudenken sind. Und sie werden KI in diese Produkte integrieren und sie somit noch unverzichtbarer machen. Sie sind KI-Pioniere und bauen KI in ihre Unternehmens-DNA ein. Zudem sind sie finanzstark und generieren zig Milliarden an Cashflow, den sie seit Jahrzehnten auch dazu verwenden, aufstrebende neue Technologieführer zu übernehmen. Mit den Aktien dieser Unternehmen kann man auf relativ sichere Art vom KI-Megatrend profitieren. Dabei sind sie finanziell solide, wachstums- und ertragsstark und auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kaum zu beeindrucken. Allerdings... sind sie keine „Pure-AI-Plays“, also keine reinrassigen KI-Unternehmen, sie dürften kaum die nächsten „Über-Nacht-Tenbagger“ sein. Dazu muss man auf die kleinen Wachstums-Unternehmen setzen und dabei in Kauf nehmen, dass sie vor die Wand fahren und man als Anleger sein Geld verbrennt. Und natürlich gibt es auch im KI-Segment die Schaufelverkäufer... Nvidia Denkt man über die Begleiterscheinungen nach, die der KI-Megatrend mit sich bringt, dann sind das z.B. enormer Stromverbrauch und Rechenleistungen. Die KI wird immer schneller und immer mehr Daten bearbeiten und kreieren, die verarbeitet und gespeichert werden muss. Das wird Cloud-Anbieter befeuern (wie Microsoft, Alphabet, Amazon), Datennetzbetreiber und natürlich Chip-Hersteller. Ohne Spezial-Chips gibt es keine KI. Und Platzhirsch ist in diesem Bereich Nvidia. Nvidia ist bekannt für seine Grafikkarten und war einer der größten Profiteure des Bitcoin-Minings. Dieses Thema ist ziemlich implodiert, aber Nvidia ist auch führend bei Chips für KI-Anwendungen. Und mit seinen Geschäftszahlen zum abgelaufenen 1. Quartal 2023 hat Nvidia alle Erwartungen pulverisiert! Nvidia erzielte einen Umsatz von 7,19 Mrd. US-Dollar und damit deutlich mehr als die erwarteten 6,52 Mrd. US-Dollar. Richtig ist aber auch, dass der Umsatz ggü. dem Vorjahresquartal 2-stellig im Minus lag. Hintergrund waren die schwachen Geschäfte mit PC-Grafikkarten, die um 38% auf 2,24 Mrd. US-Dollar eingebrochen waren. Die weltweite Konjunktureintrübung und die Flaute nach dem Corona-Nachfrageschub haben die Nachfrage nach PCs und Notebooks kräftig ausgebremst. Als Gewinn wurde im 1. Quartal je Aktie (Non-GAAP) 1,09 US-Dollar erzielt, was ebenfalls über dem Konsens lag (0,91 US-Dollar). Für das aktuell laufende Quartal erwartet Nvidia einen Umsatz von 11 Mrd. US-Dollar und das übertrifft die bisherigen Analystenerwartungen von 7,1 Mrd. US-Dollar um mehr als 50%. Und auch die ohnehin schon hohen Bruttomargen sollen weiter steigen auf 68,6 bis 70% nach 66,8% im abgelaufenen 1. Quartal. Neben neuen Grafik-Karten soll aber vor allem der Bereich "Data Center“ für starkes Wachstum sorgen. Dieses Segment stellt mit 4,28 Mrd. US-Dollar inzwischen mehr als die Hälfte der Umsätze und wuchs im 1. Quartal um 14%. Dieses Wachstum dürfte sich absehbar noch deutlich beschleunigen, denn CEO Jensen Huang betonte, dass Nvidia aktuell weltweit "unglaubliche Aufträge zur Umrüstung der Rechenzentren" erhalte. Hier wurde ein neuer Umsatzrekord in Höhe von 4,28 Mrd. US-Dollar aufgestellt, womit dieses Segment inzwischen deutlich mehr als die Hälfte aller Umsätze ausmacht. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Umsatzsprung von satten 14%. Doch damit nicht genug. Denn der Ausblick für diesen Bereich war bombastisch. Dabei hat das "Data Center"-Segment den Vorteil, dass es wenig zyklisch ist und die Unternehmen, aufgrund der immensen Fortschritte im Bereich KI, dort verstärkt investieren müssen, um mithalten zu können. Es bleibt ihnen letztlich gar nichts anderes übrig. Der CEO Jensen Huang sagte, dass Nvidia aktuell "unglaubliche Aufträge zur Umrüstung der Rechenzentren weltweit" erhalte, während gleichzeitig das Budget für Investitionen in Rechenzentren weltweit begrenzt sei. Dabei stehe der Nachfrageschub noch ganz am Anfang und Nvidia werde die Produktion massiv ausweiten, um die Nachfrage bedienen zu können. Einen Fokus richtete Huang auf das sogenannte "Accelerated Computing", also beschleunigtes Computing durch regenerative KI. Dieses sei dermaßen energieeffizient, dass sich das Budget bei Rechenzentren hier in diese Richtung verschieben wird. „Eine Bio. US-Dollar an installierter globaler Rechenzentrumsinfrastruktur wird vom Allzweck- zum beschleunigten Computing übergehen, da Unternehmen darum wetteifern, generative KI in jedem Produkt, jeder Dienstleistung und jedem Geschäftsprozess anzuwenden“, so Huang. Die Marktchance in diesem Bereich liege bei jährlich 250 Mrd. US-Dollar, die sich aufgrund des Übergangs zu Grafikprozessoren (GPUs) zusätzlich beschleunige; bei denen ist Nvidia unangefochtene Spitze. Die Zahlen lösten ein Kursfeuerwerk aus und der Kurssprung von rund 25% führte Nvidia an die Bewertungsschallgrenze von 1 Bio. US-Dollar heran. Und hier wird es kniffelig... denn die Nvidia-Aktie wird damit mit dem 35-fachen des Umsatzes der letzten 12 Monate bepreist und selbst bei Verwendung des nun für 2023 erwarteten Umsatzes liegt das Multiple noch bei atemberaubenden 25. NVIDIA Corp. (ISIN: US67066G1040) | Hier die Grafik vergrößern... | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 22/23e/24e | Kurs | 918422 / NVDA | 940,0 Mrd. USD | 5,93 / 117 / 59,8 | 377 USD | Ist so eine Bewertung gerechtfertigt? Klar, das Wachstum ist stark und es legt noch an Tempo zu. Zudem ist Nvidia profitabel und erzielt hohe Margen. Diese werden unter den starken Investitionen erstmal leiden, aber das sollte kein Hemmschuh sein. Und doch... ziehen wir als Vergleich mal eine Parallele zu Intel. Intel war der erfolgreichste Chip-Hersteller der Welt und mit Microsoft und dessen Windows-System quasi als unschlagbares Duo aufgetreten. Im Jahr 200 stieg die Aktie auf 70 US-Dollar und wurde damals zum 14-fachen Umsatz und mit dem 60-fachen Gewinn bepreist. Verglichen mit der aktuellen Nvidia-Bewertung mit dem 35-fachen Umsatz und dem 180-fachen Gewinn war das sogar eher preiswert. Doch heute, 23 Jahre später, notiert der Intel-Kurs bei 27 US-Dollar. Dabei waren die Aussichten für Intel im Jahr 2000 mindestens so rosig wie die für Nvidia heute. Das Internetzeitalter war angebrochen und jeder benötigte einen PC – und damit Intel-Chips. Die Annahmen der ‚neuen Realität‘ lagen gar nicht so verkehrt, wie wir heute wissen, aber Intel konnte nicht annähernd so profitieren, wie erwartet. Sicher, es gab das Platzen der Internetblase, es gab die Terroranschläge vom 11. September 2001, es gab eine Globale Finanzkrise und die Corona-Pandemie. Nichts davon war Anfang 2000 absehbar. Und genau das ist der Punkt! Der Kurs hatte ein perfektes Szenario eingepreist und diese perfekte Entwicklung über viele Jahre vorweggenommen. Doch dann lief es nicht perfekt und obwohl Intel die dominante Markstellung hatte, drängten neue Wettbewerber in den Markt und zogen Intel die Zähne. Und dazu gehört vor allem Nvidia. Und auch Cisco Systems kann Anlegern eine Mahnung sein. Am 30. März 2020 stand die Aktie bei über 77 US-Dollar und Cisco damit war das Unternehmen mit 555 Mrd. US-Dollar damals das wertvollste der Welt. Der Aktienkurs war viele Jahre lang raketengleich in die Höhe geschossen und soeben zum neunten Mal innerhalb von 10 Jahren gesplittet worden. Heute, 23 Jahre später, steht der Aktienkurs bei 49 US-Dollar und liegt damit mehr als 35% unter seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2000. Dabei ist Cisco Systems mit seinen Produkten und Dienstleistungen heute relevanter als damals, macht viel mehr Umsatz, fährt üppige Margen und Gewinne ein. Zur Jahrtausendwende stand Cisco Systems für den Aufbruch in die neue Welt: Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und vieles von dem, was für uns heute selbstverständlich ist, waren damals Zukunftsfantasien. Cisco stellte Router und Switches her, die das Rückgrat des Internets darstellen. Die Aktie musste man einfach in seinem zukunftsgerichteten Depot haben. Cisco ist heute ein Unternehmen, das ordentlich Gewinne einfährt, anders als im Jahr 2000, aber es ist kein Hyper-Growth-Unternehmen mehr, das die Fantasie der Anleger ins Unermessliche steigert und damit den Aktienkurs antreibt. Diese Rolle haben längst andere Unternehmen übernommen... Unser Fazit Anleger sollten bedenken, dass sich alle ihre Überlegungen zum gewaltigen Boom bei KI und der Transformation unserer Gesellschaft einstellen können, dass aber Nvidia nicht zu den größten Profiteuren gehören könnte und damit der Kurs seine heute bereits eingepreisten großen Versprechungen nicht wird halten können. Wie gesagt, dabei geht es gar nicht um die Frage, ob KI „das nächste große Ding“ wird, sondern alleine darum, dass vielleicht andere die Entwicklung vorantreiben und Nvidia ins Hintertreffen gerät. Heute ist das kaum vorstellbar, aber denken wir kurz zurück an den „iPhone-Moment“. Was gab es denn vor dem iPhone? Richtig, Nokia dominerte den Handy-Markt mit annähernd 90% Marktanteil. Die Finnen hatten alle anderen Wettbewerber ausgestochen, darunter Branchengrößen wie Siemens, Sony, Motorola, Ericsson. Nokia galt als unanfechtbar, TIME setze ein Nokia-Handy auf seine Titelseite. Und dann kam... BlackBerry. Aus dem Handy wurde ein Smartphone und Nokia verschwand innerhalb weniger Jahre in der Bedeutungslosigkeit. Später wurde es für ein paar Milliarden von Microsoft übernommen und das war Steve Ballmers letzter Flop, der kurze Zeit später durch Satya Nadella ersetzt wurde. Aber auch BlackBerrys Stern glänzte nur ein paar Jahre, obwohl es den neuen Markt im Sturm eroberte und dominierte. Bis Steve Jobs das iPhone vorstellte mit einem Touchscreen anstelle der Tastatur. Und der Möglichkeit zu einem wahren App-Ökosystem. „Deine Marge ist meine Chance.“ – Amazon-Gründer Jeff Bezos – Nokia, BlackBerry – das waren schier unbezwingbare Dominatoren. Und doch sind sie heute vom Markt verschwunden, während das iPhone den Markt dominiert. Disruption findet immer wieder und ständig statt. Und immer trifft es Unternehmen und Märkte, von denen man es nicht erwartet hätte. Heute preist der Aktienkurs von Nvidia die Erwartung ein, dass das Unternehmen den stark wachsenden Markt beherrscht und seine Marktstellung noch ausbaut. Und wenn es so kommt, hat der Kurs bestimmt noch weiteres Potenzial auf Sicht der nächsten Jahre. Die Geschichte zeigt aber, dass es immer wieder neue Erfindungen und Entwicklungen gibt, die den Lauf der Geschichte verändern – und auch die von Unternehmen. Das ist heute nicht vorherzusehen, aber wer sich als Anleger auf das Thema KI einlässt und insbesondere auf die Nvidia-Aktie, der muss die Entwicklung im Blick behalten, um nicht am Ende zu den Verlierern zu zählen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, setzt auf die sicheren, weniger explosiven Werte wie z.B. Adobe, Alphabet oder Microsoft.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig. | | Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Die Redakteure/Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Adobe, Alphabet, Apple, Microsoft & Nvidia Weitere Informationen dazu findest Du hier... Meine neuesten Videos
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