Wir starten mit Altria (US-Kürzel: MO), besser bekannt unter dem alten Namen Philip Morris, die ich ja in der letzten Ausgabe bereits kritisch besprochen hatte: Hier geht weiter kräftig nach unten - und ich habe meine Meinung zur Aktie geändert! Ich schrieb ja in der letzten Woche: "Brenzlig wird es dann, wenn es nicht wie geplant läuft. Wenn bei JUUL das Wachstum aus irgendwelchen Gründen ins Stocken gerät." Und genau das scheint nun zu passieren. Nochmal kurz zur Lage: Beim Zigaretten-Krösus aus den USA geht es kursmäßig weiter rasant Richtung Süden. Ganz neue Daten des Marktforschers Nielsen weisen einen Rückgang bei der Zahl der verkauften Zigaretten von 5% in den letzten 4 Wochen und von 6,7% in den letzten 12 Wochen aus (für die USA). Das ist zwar eine Abschwächung des Rückgangs im Vergleich zur November-Erhebung (damals -8,2% bzw. -6,4%). Auf Jahressicht beschleunigt sich der Absturz bei den Zigarettenvolumina aber deutlich. Das gefährdet natürlich das Geschäft der traditionellen Hersteller wie Altria oder British American Tobacco (US-Kürzel: BAT). (Hinweis: Altria gehört nur noch das US-Zigarettengeschäft des Konzerns. Das internationale Geschäft ist in die Philip Morris International-Schwestergesellschaft ausgegliedert (US-Kürzel hier PMI). Es geht hier ausschließlich um die Entwicklung am US-Markt, die aber natürlich - wie bei so vielen Branchen - in gewisser Weise ein Vorbote für den Rest der Welt sein kann). Ein Grund, wenn nicht der Hauptgrund, für den beschleunigten Absturz ist der gigantische Erfolg des E-Zigaretten-Herstellers JUUL. Um daran zu partizipieren hat Altria bekanntlich tief in die Tasche gegriffen und 12,9 Milliarden US-Dollar für einen 35%-Anteil bezahlt. Soweit die Lage. Doch das Timing von Altria war nicht das beste. Denn die US-Gesundheitsbehörde FDA erhöht nun massiv den Druck auf JUUL. Hintergrund ist, dass sehr viele Jugendliche "juulen" und dem Unternehmen vorgeworfen wurde, über Social Media-Marketing gezielt Jugendliche anzusprechen. Ein Grund für die Beliebtheit ist die Tatsache, dass es die E-Zigaretten in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt, wie z.B. Gurke oder Mango. Auf Druck der FDA (60-Tage-Aktionsplan gefordert) hat JUUL nun das Social Media-Marketing eingestellt. Darüber hinaus werden die Geschmacksrichtungen Gurke, Mango, Creme und verschiedene Frucht-Flavors nicht mehr in Läden und Tankstellen verkauft. Weiter verkauft werden dagegen Minze-, Menthol- und Tabak-Aromen, weil diese normalen Zigaretten ähneln. Morgan Stanley reduzierten am Mittwoch wegen der Erwartung eines beschleunigten Rückgangs des Zigarettenvolumens ihre Gewinnprognosen für die Altria Group Inc. Demographische Veränderungen (im Klartext: Ein höherer Anteil von Rauchern mit niedrigen Einkommen werden die Möglichkeiten von Altria für Preiserhöhungen negativ beeinflussen), Kategoriendisruptionen (das zielt auf E-Zigaretten ab und den hohen Preis des Altria für JUUL bezahlt hat) und strenge Kriterien der FDA würden die Volumenentwicklung belasten. Zudem wird ein strenger Altersüberprüfungs-Prozess eingeführt sowohl beim Kauf in den Läden als auch beim Online-Kauf. Damit soll verhindert werden, dass Personen unter 21 Jahren an die E-Zigaretten kommen. Das dürfte dazu führen, dass das Wachstum von JUUL stark zurückgeht. Weil Altria so einen hohen Preis bezahlt hat, nämlich das 36-fache des Jahresumsatzes (zum Stichtag 30.06.2018) könnte das dazu führen, dass Altria Sonderabschreibungen in Milliardenhöhe auf den Anteilskaufpreis durchführen muss. Das wird derzeit in den Kurs eingepreist. Das ist es, was ich befürchtet habe und deshalb wird die Aktie so abgestraft aktuell. Altria Group Inc. (ISIN: US02209S1033) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 200417 / MO | 84 Mrd. USD | 12 / 11 / 10 | 43,33 USD | Die Analystenabstufungen sorgten für zusätzlichen Verkaufsdruck. Morgan Stanley-Analystin Pamela Kaufman senkte das Kursziel für die Altria-Aktie von 54,00 auf 45,00 US-Dollar und verteilt das Urteil "untergewichten", was letztlich einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Auch andere Tabak-Unternehmen wie British American Tobacco (BTI) oder die Vector Group (VGR) stehen unter Druck. Allerdings schloss Altria am Donnerstag nach Verlusten von über drei Prozent bereits bei 43,33 US-Dollar, also selbst unterhalb des reduzierten Kursziels von Morgan Stanley. Zudem liegt das 2019er-KGV inzwischen unter acht und die Dividendenrendite ist auf satte 7,4 Prozent gestiegen. Angesichts der Tatsache, dass selbst Kaufman für das laufende Jahr noch von einem niedrigen einprozentigen Anstieg beim Gewinn pro Aktie ausgeht (wegen Preiserhöhungen und Aktienrückkäufen), scheint das Papier damit inzwischen sehr günstig bewertet. Nicht vergessen darf man dabei, dass die Aktie historisch zu den absolut besten Aktien ALLER ZEITEN am US-Markt zählt. Schaut euch mal bitte den Langfrist-Chart hier an (ich kann ihn an dieser Stelle leider nur verlinken, da das Copyright bei Zacks Investment Research liegt). Aber klickt auf den Link. Es lohnt sich wirklich: Es handelt sich um einen 49-Jahres-Chart. Unter dem Chart werden auch die historischen Preise angegeben. Das erste Jahr in dieser Aufstellung ist 1971. Der Kurs lag damals im Schnitt bei 2 Cent! Zehn Jahre später, 1981, hatte der Kurs ein Niveau von 8 Cent erreicht, also das Vierfache. 1991 waren wir dann schon bei 1,65 US-Dollar angekommen, was in etwa einer Ver-20-fachung entspricht. 2001 hatten wir 4,54 US-Dollar erreicht, immerhin fast eine Verdreifachung. Wieder 10 Jahre später (2011) war Altria bis auf 22,24 US-Dollar gestiegen, was diesmal in etwa einer Ver-5-fachung entsprachen. Das bisherige Allzeit-Hoch lag dann 2017 bei 74,45 US-Dollar, nochmal fast eine Ver-3,5-fachung. Angenommen damals, 1971, hat ein 20-jährige bei 2 Cent nur 1.000 US-Dollar in Altria investiert (entsprach einem Kauf von 50.000 Stück) und hat die Aktie bis heute gehalten, dann sitzt er nun auf einem Vermögen von 2.166.500 US-Dollar. Und der Clou dabei: Die üppigen Dividenden, die Altria Jahr für Jahr ausgeschüttet hat, sind dabei noch nicht einmal mit eingerechnet. Altria hat zu Weihnachten eine Dividende von 80 Cent je Aktie ausgeschüttet. Im genannten Beispiel bekommt der mittlerweile 70-jährige Altria-Aktionär also inzwischen 40.000 US-Dollar pro Jahr alleine an Dividenden ausgeschüttet. Ein Betrag von dem alleine er inzwischen gut leben kann - ganz ohne Rente und ohne, dass er auch nur eine einzige Altria-Aktie verkaufen müsste. Das erklärt zum einen, warum die Aktie eine derart fanatische Anhängerschaft hat, speziell natürlich in den USA. Sie dürfte einige US-Anleger steinreich gemacht haben und viele davon dürften auch noch leben - zumindest wenn sie nicht die Produkte von Altria konsumiert haben (sorry für den schwarzen Humor, aber das muss an dieser Stelle sein). Apropos Konsumenten: Es zeigt eben auch wie profitabel ein Geschäft sein kann, das hohe Cashflows erwirtschaftet, wo wenig Ersatzinvestitionen nötig sind und wo der Hersteller eine fast unbegrenzte Preismacht hat, weil die Kunden eben teilweise süchtig nach dem Produkt sind. Und dieses Geschäft hat sich im Prinzip bis heute nicht verändert. Wohlgemerkt: Der Prozentsatz der Raucher in der Bevölkerung hatte bereits Mitte der 60er-Jahre seine Hochs bei über 40 Prozent erreicht - noch vor Beginn des obigen Charts 1971. Inzwischen liegt der Anteil bei deutlich unter 20 Prozent - und trotzdem ist Altria weiter hochprofitabel. Nun ist es natürlich gefährlich nur in die Vergangenheit zu schauen. Die Zukunft kann ganz anders aussehen. Aber genau für diese Zukunft wappnet sich Altria - und das Management macht das aus meiner Sicht, zumindest vom Prinzip her richtig: Altria ist bei "Suchtstoffen" jetzt extrem breit aufgestellt (was für ein Wortspiel :-): Bei klassischen Zigaretten ist man mit einem Marktanteil von über 40 Prozent in den USA (vor allem Marlboro) klarer Marktführer. Dazu ist man mit mehr als einem Drittel am E-Zigaretten-Marktführer JUUL beteiligt (Marktanteil von JUUL bei über 70 Prozent), man hat eine 45 Prozent-Beteiligung mit der Option auf die Übernahme der Mehrheit bei einem der aussichtsreichsten der aufstrebenden Cannabis-Hersteller (Cronos), man ist zusätzlich im Besitz einer eigenen, rauchlosen E-Zigaretten-Technologie (IQOS), man besitzt den weltweit zweitgrößten Hersteller von maschinell hergestellten Zigarren und Pfeifentabak, man besitzt große Weingüter (Michelle Wine Estates) und nicht zuletzt gehören Altria auch noch über 10 Prozent am weltweit größten börsennotierten Hersteller von Bier, Anheuser-Bush. Mein Fazit: Egal, was in der Zukunft an Suchtstoffen "in" sein wird. Altria wird profitieren - und dazu ist die Aktie so niedrig bewertet wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ich halte die Aktie auf diesem Niveau für kaufenswert! Kommen wir zum 2. Wert: Henkel Vorzugs-Aktien gehören seit Jahren zu den absoluten Konstanten im DAX. Das Unternehmen mischt - gefühlt - überall mit: Haushalt, Handwerk, Körperpflege und Kosmetik, Büro, Schule, Hobby, aber auch Automobil-, Elektronik- und Verpackungsindustrie. Überall ist Henkel mit dabei - und das mit teilweise sehr starken Marken bei Kleb- und Dichtstoffen, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Haarwasch- und Hautpflegeprodukten, Deodorants, Bade- und Duschzusätzen und Zahnpflegeprodukten. Bref, Fa, Pattex, Persil, Perwoll, Pril, Pritt, Schauma, Sil, Somat, Spee und Taft sind zumindest mir alle geläufig. O.k. mit Ausnahme von Bref (einem Reinigungsschaum). Henkel wächst seit Jahren organisch und anorganisch, also von innen heraus und durch Zukäufe. Und vor allem ragen die hohen Margen heraus: Die bereinigte Umsatzrendite (EBIT) wurde für 2018 auf 17,6 Prozent gesteigert. Das ist höchst respektabel und typisch für ein Unternehmen mit starken Marken. Zu Wochenbeginn gab es nun allerdings eine der seltenen Enttäuschungen für die Henkel-Aktionäre: Wegen zusätzlicher Investitionen werden die Düsseldorfer die Prognosen verfehlen. Ab 2019 will der Konzern jährlich rund 300 Millionen Euro zusätzlich in seine Marken, Technologien und Kernmärkte sowie in Innovationen und den digitalen Ausbau stecken. Höhere Investitionen bei unveränderten mittelfristigen Zielen. Der zunehmende Wettbewerbsdruck fordert seinen Tribut. Die Aktie hat im Wochenverlauf rund 15 Prozent verloren und ist auf den tiefsten Stand seit 2014 gefallen. Schon wird Hohn und Spott laut: "Henkel: So tief kann Deutschlands schlechtester Blue Chip noch fallen", titelt ein großes deutsches Anlegermagazin. Auch die Analysten hauen überwiegend drauf: Es sei vor allem enttäuschend wie stark Der Ausblick von Henkel unter den Erwartungen liege und die geplanten Investitionsmaßnahmen seien "fade und kämen zu spät". Aber sieht es wirklich so schlecht aus bei Henkel? Schließlich war seit 2009 kaum eine DAX-Aktie so geradlinig nach oben gelaufen wie Henkel. Die Kollegen von Börse am Sonntag haben ermittelt, dass Anleger, die 2009 eingestiegen waren bis zum 2017er-Hoch bei 128 Euro eine Rendite von sage und schreibe 590 Prozent einfahren konnten. Der Umsatz sei 2018 wieder unter die 20-Milliarden-Euro-Marke gefallen, hieß es, das sei schlecht. Unterschlagen wird aber, dass der organische Umsatz um 2,4 Prozent angestiegen. Nur Währungseffekte waren Schuld, dass am Ende ein leichter Rückgang von einem halben Prozent entstand. Der Gewinn je Aktie legte um 2,7 Prozent zu, wobei auch hier operativ mit einem Anstieg von 7 Prozent ein größeres Plus erzielt werden konnte. Für 2019 und darüber hinaus geht Henkel immerhin von einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum von 2 bis 4 Prozent aus. Das ist nicht die Welt, aber sicher auch keine Katastrophe. Um den Aktionären nicht noch mehr die Laune zu verderben will Henkel dafür künftig 35 bis 40 Prozent des Gewinns an die Anteilseigner ausschütten - statt wie bisher 25 bis 35 Prozent. Das ist aktionärsfreundlich und kann auch als Zeichen von Optimismus interpretiert werden. Henkel will nun mit den Maßnahmen bestehende Marken stärken und auch die eine oder andere neue Marke etablieren. Im Bereich Körperpflege beispielsweise soll eine neue Marke im Natursegment eingeführt werden. Zudem will man verstärkt in den USA investieren. Dort sieht man einen attraktiven Wachstumsmarkt und auch Nachholbedarf. In 2018 war man hier durch inzwischen gelöste Logistikprobleme zurückgeworfen worden. Henkel AG & Co. KGAA VZO (ISIN: DE0006048432) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 604843 / HEN3 | 15 Mrd. EUR | 16 / 15 / 14 | 84,44 EUR | Bewertungstechnisch liegt Henkel nun mit einem KGV von knapp 15 im Durchschnitt über 20 Prozent niedriger als die Konkurrenz. Selbst Branchenriese Procter & Gamble musste in der Vergangenheit schon Restrukturierungsmaßnahmen durchführen. Warum sollte es Henkel anders gehen? Zudem schwächelte die Konjunktur zuletzt. Die Frage ist, was die Analysten eigentlich an innovativen Maßnahmen alles erwarten würden. Im Übrigen sind das ja auch genau die Analysten, von denen nicht ein einziger der Kurseinbruch vorgesehen hatte. Mein Fazit: Aus meiner Sicht fällt die Überstrafung für Henkel inzwischen etwas zu stark aus. Das Sentiment gegenüber der Aktie hat auf extrem negativ gedreht. Das ist eher ein Kontraindikator. Es ist besser wenn das Management proaktiv investiert als abzuwarten bis ein Unternehmen bereits in die Krise gerutscht ist. Die Bewertung ist relativ zu Sektor wieder sehr attraktiv und speziell in der aktuellen konjunkturellen Lage ist die Aktie als defensiver Wert durchaus eine Option. Als 3. Wert könnte ich nun natürlich Gerry Weber herausgreifen, die heute beim Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt haben. Das ist bitter. Ich hatte schon im April letzten Jahres ein kritisches Video über Einzelhandels-Aktien aufgenommen und dabei insbesondere auch die Problematik bei Gerry Weber untersucht. Der Mehrwert für euch als Leser ist dabei aber aus meiner Sicht nicht gegeben. Die Aktie notiert nun im Pennystock-Bereich und dürfte früher oder später auf 0 Euro fallen. Bei Insolvenzen gehen die Aktionäre fast immer leer aus. Daher schauen wir und lieber einen aussichtsreichen Wachstumswert an, Square (SQ): Der Fintech gehört schon länger zu meinen mittel- und langfristigen Favoriten. Warum? Nun, es gibt derzeit im Finanzsegment viele spannende und erfolgreiche Newcomer. Wirecard und Adyen im Payment Processing, PayPal als Abwickler mit virtuellem Kundenkonto. Probleme haben die Online-Lender wie Lending Group oder in Europa Ferratum. PayPal ist derzeit mit einer Marktkapitalisierung jenseits der 100 Milliarden US-Dollar der klare Krösus und auch umsatztechnisch führend. Aber das von Twitter-CEO Jack Dorsey gegründete Square ist der einzige Player, der ein eigenes Fintech-Ecosystem aufbaut. Dabei haben Dorsey und sein Team vor allem die möglichst einfache und schnelle Bedienung für die Kunden im Blick - und das alles via Smartphone. Bereits das ursprüngliche Produkt von Square, der Kartenleser, erfüllt diese Vorgaben: Man steckt den kleinen Kartenleser ins Handy, gibt den Betrag ein, der abgezogen werden soll und zieht dann einfach die Kreditkarte durch den Kartenleser. Fertig. Mit den Übernahmen von Caviar (Essenslieferung) und Zesty (Partnerschaften mit Restaurants, die dann große Portionen, so genannte Batch Meals, für ganze Büros kochen, die von Zesty geliefert werden) in 2018 greift man das Restaurant-Business an. Dazu passend hat man mit Square Register ein eigenes Kassensystem entwickelt, das herkömmliche Kassen komplett ersetzen soll. Auch hier steht die einfache Nutzung im Vordergrund: Kunden können ihre Karte oder ihr Smartphone direkt an diese Kassen halten, um zu bezahlen. Es wird kein zusätzliches Device mehr benötigt. Darüber hinaus agiert man zusätzlich als Zahlungsabwickler im Hintergrund, ohne dass der Kunde die Square-Software nutzen müsste. Mit der hippen Fast Food-Kette ShakeShack konnte schon ein erster Referenzkunde gewonnen werden. Aufpassen, Wirecard und Adyen! Aber Square hat noch Größeres vor: Die Cash-App wird von immer mehr Kunden bereits wie eine traditionelle Bank genutzt. Die App erleichtert die Gehaltszahlung für Firmen und ermöglicht Geldtransfers zwischen Bankkonten innerhalb von Minuten. Die App kann z.B. auch mit einer personalisierten Visa-Kreditkarte für einfache Onlinekäufe verbunden werden oder um Cash vom Geldautomaten zu besorgen (auch wenn die Vision von Dorsey eine komplett bargeldlose Gesellschaft ist). Sogar Bitcoin kann mit der App gehandelt werden. Und das ist immer noch nicht alles: Square bietet seinen Firmenkunden auch kleinere Geschäftskredite im Umfang von 500 bis 100.000 US-Dollar an, die sie von Banken nur viel schwerer bekommen würden. Wie hoch der vergebene Kredit ist, hängt davon ab wieviel der Firmenkunde umsetzt. Denn die Rückzahlung des Kredits erfolgt durch automatische Abzüge von den Tagesumsätzen. So wird der Kredit quasi automatisch zurückbezahlt, ohne dass sich der Kunde darum kümmern muss. Bisher muss Square wegen der ausstehenden Banklizenz noch mit einer externen Bank zusammenarbeiten (Celtic Bank aus Utah). Ein Antrag auf eine Banklizenz wurde im Dezember zum zweiten Mal eingereicht. Den ersten Antrag hatte Square freiwillig aus verfahrenstechnischen Gründen zurückgezogen. Positiv dabei: Die von Trump eingesetzte Chefin der Federal Deposit Insurance Corp., die für die Vergabe von so genannten Industrial Loan Company-Lizenzen verantwortlich ist, Jelena McWilliams, soll der Vergabe von neuen Lizenzen gegenüber positiv eingestellt sein. Das hat sie jedenfalls während einer Senatsanhörung durchklingen lassen. Square könnte damit das erste Unternehmen seit 2008, also seit über zehn Jahren sein, dass eine solche Lizenz erhält. Die vielen Produktinitiativen zeigen, dass Square das große Bild im Auge hat und neben der Mobile Payment-Dominanz auch eine Art moderne Bank werden will. Letztlich könnte damit ein "normales" Bankkonto für viele Kunden sogar überflüssig werden. Und das ist mehr als eine Vision: Jeffery Yabuki, der CEO von Fiserv, einem Anbieter von Zahlungsverkehrs-Dienstleistungen und Software für Banken und die Finanz- und Einzelhandelsbranche, bezeichnete Square ebenfalls als echte Bedrohung für Banken. Fiserv, die immerhin eine Marktkapitalisierung von 22 Milliarden US-Dollar aufweisen, hat sich vor kurzem mit Konkurrent First Data zusammengeschlossen (Dealwert ebenfalls 22 Milliarden US-Dollar). Viele Beobachter nehmen das als Zeichen dafür wahr, dass sich die beiden alteingesessenen Player von den Fintech-Newcomern bedroht fühlen und die Kräfte bündeln müssen. Square Inc. (ISIN: US8522341036) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | A143D6 / SQ | 31 Mrd. EUR | 122 / 95 / 60 | 77,20 USD | Bleibt die Frage nach der Bewertung: Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 31 Milliarden US-Dollar wird Square mit dem zehnfachen des Umsatzes bewertet. Cashflows werden sofort ins operative Geschäft und die Entwicklung neuer Produkte oder kleinere Übernahmen re-investiert. Insofern haben Profite keine Priorität. In 2019 soll aber zumindest ein kleinerer Gewinn eingefahren werden, wodurch sich ein 2019er-KGV von 95 errechnen lässt. Der Cashbestand liegt bei gut einer Milliarde US-Dollar. Mein Fazit: Die Aktie hat die Hälfte der Verluste nach dem Technologie-Crash im vierten Quartal bereits wieder wettgemacht. Mittelfristig sind auf Grund des überzeugenden Fintech-Ecosystem weit höhere Kurse möglich. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in folgenden genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Square, Altria. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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