Newsletter, 20.06.2020 Diabetes: Mit der richtigen Ernährung die Lebensqualität verbessern – Interview mit der Diabetesberaterin Claudia Krüger zum Thema |
Die Diagnose Diabetes bedeuet keinen Verzicht auf Lebensfreude Interview mit der Diabetes-Beraterin und Ratgeber-Autorin Claudia Krüger Claudia Krüger arbeitet als Diätassistentin und Diabetesberaterin/DDG für Menschen mit Diabetes und anderen Erkrankungen. Dabei richtet sich ihr Augenmerk auf eine möglichst hohe Lebensqualität und Lebensfreude der Betroffenen.
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Vorab: Essen und Trinken ist Teil unseres Lebens und sollte eine Quelle der Lebensfreude darstellen. Mit der Diagnose Diabetes geht vielen Betroffenen erst einmal die Liebe zu genußvollen Mahlzeiten verloren.
Frau Krüger, der Typ-2-Diabetes gilt als sogenannte Volkskrankheit. Wie viele Menschen sind denn von der Diagnose betroffen? Etwa jeder zehnte Mensch in Deutschland ist von der Erkrankung Diabetes betroffen, die meisten, etwa. acht Prozent der Bevölkerung, sind wegen Diabetes mellitus Typ-2 in Behandlung. Diabetes mellitus Typ-2 ist eine chronische Erkrankung, die eine dauerhafte Beobachtung benötigt.
Welche Anzeichen gibt es, die mir signalisieren, dass ich an Diabetes erkrankt sein könnte? Zu hohe Blutzuckerwerte sind das Hauptsymptom der Erkrankung. Ist der Mensch gesund, dann bleiben die Blutzuckerwerte tags und nachts stabil. Erkrankt man an Diabetes, geht diese Stabilität verloren. Im Laufe der Zeit kommt es zu einem immer deutlicheren Insulinmangel und die Blutzuckerwerte steigen. Das macht sich bei den Betroffenen durch Symptome wie Antriebsarmut, Durst, häufige Toilettengänge (auch nachts) und oft auch durch Gewichtsabnahmen bemerkbar.
Muss ein erkannter Diabetes denn auf jeden Fall behandelt werden? Durch die Behandlung des Diabetes sollen die Symptome verschwinden, die Lebensqualität wiederhergestellt werden oder erhalten bleiben und auch das Risiko für Folgekomplikationen soll möglichst gering bleiben. Betroffene gibt es übrigens in jedem Lebensalter, es sind auch schon einige Kinder und Jugendliche am Diabetes Typ 2 erkrankt. Ziel ist es, durch die Behandlung, die Folgen der hohen und niedrigen Blutzuckerwerte zu vermeiden und möglichst stabile Blutzuckerwerte zu erreichen.Denn: Bei schwankenden Blutzuckerwerten ist die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit geringer, die Unfall- und Verletzungsgefahr hingegen steigt. Für eine Vielzahl der Betroffen genügt oft eine eine diabetesgerechte Ernährung und regelmäßige Bewegung. Erst wenn das nicht zum Erfolg führt kommen Medikamente ergänzend hinzu.
Und wie sieht eine diabetesgerechte Ernährung aus? Muss ich meine alten Kochbücher aussortieren? Zuerst einmal: Allein mit Medikamenten kann langfristig keine gute Blutzuckereinstellung erreicht werden. Daher ist eine diabetesgerechte Ernährung notwendig. Diese besteht aber weder aus Verboten, noch ist sie spartanisch. Eine diabetesgerechte Ernährung braucht auch keine besonderen Zutaten oder Zubereitungsmethoden. Grundsätzlich gelten die allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung auch nach der Diagnosestellung für den Diabetes. Das Essen soll abwechslungsreich sein. Regelmäßige kohlenhydrathaltige Mahlzeiten sind notwendig, um die Glukosewerte zu stabilisieren. Auch zuckerreiche Lebensmittel sind nicht verboten. Je nach Gewohnheit müssen aber eventuell die Mengen oder die Häufigkeiten etwas reduziert werden.
Welche Vorteile bringt regelmäßige Bewegung? Bewegung und Sport helfen zur Vorbeugung vor weiteren Erkrankungen und den sogenannten Spätfolgen durch den Diabetes. Eine Steigerung der Alltagsaktivitäten macht sich positiv bemerkbar, daher sollten Betroffene lieber die Treppe statt den Aufzug nutzen oder zum Briefkasten gehen anstatt zu fahren. Sport und Bewegung sollte an mindestens drei Tagen in der Woche im Tagesablauf zu finden sein. Wenn möglich sollte durch eine Teilnahme an strukturierten Bewegungsprogrammen die körperliche Fitness im Bereich Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit und Gleichgewicht ausgebaut werden, gerne auch in Reha-Sportgruppen.
In Ihrem Buch gibt es ein Kapitel „Genießen können und achtsam sein“. Warum sollte jeder „genießen“ lernen? Sicher ist es so, dass das Leben nicht nur schöne Seiten bereithält. Je älter wir werden, desto mehr Einschränkungen haben wir hinzunehmen. Aber: die einzige Alternative zum Altwerden besteht darin, früh zu sterben. Und was verpasst man da nicht alles? Ernsthaft: An Diabetes zu erkranken macht Angst und unsicher. Doch mit der bewussten Entscheidung für positive Veränderungen kann man Lebensfreude hinzugewinnen. Das Genießen von Mahlzeiten kann bedeuten, sich bewusst auf ein schönes Essen zu besinnen, die eigenen Bedürfnisse zu beachten und zu erfüllen und Glücksmomente zu erleben. Essen und Trinken beeinflusst in einem hohen Maß die Lebensfreude und auch die Lebensqualität. Der Spruch: „Alles, was schmeckt ist ungesund“ stimmt nicht. Mit den richtigen Zutaten und Rezepten lässt sich die Alltagsküche bereichern und abwechslungsreich gestalten.
Liebe Frau Krüger, zum Schluß: Lässt es sich mit Diabetes gut „leben“? Wenn der Arzt die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 stellt, muss man sich entscheiden: Versuche ich meine Lebensweise an einigen Stellen anzupassen und die Erkrankung positiv zu beeinflussen oder versuche ich die Erkrankung zu ignorieren. Nutze ich die Chance und werde aktiv, esse gesund, bewege mich und gehe ich achtsam mit meinem Körper um oder eben nicht? Wenn die Diagnose frühzeitig gestellt wird, kann man durch einen gesunden Lebensstil die Komplikationen und Spätfolgen fernhalten. Das ist mehr als einen Versuch wert!
Vielen Dank für das Interview! |
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