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Ein Kommentar von Heinz Wraneschitz
Ganz am Anfang, nur damit kein Missverständnis aufkommt: Ich bin begeisterter E-Autofahrer! Seit fünf Jahren nutze ich E-Mobile – zuerst eine ZOE, seit zwei Jahren einen ID3.
Von „Nine Million Bicycles“ in Peking sang Katie Melua schon 2005*. Unser Kanzler Olaf Scholz setzte am Dienstag auf der Münchner Messe IAA für Deutschland das Ziel: „Eine Million Ladesäulen bis 2030“. Denn dann – 25 Jahre nach den sechs Millionen Rädern in Peking – will sollen Scholz 15 Millionen E-Autos auf die Straßen in diesem unserem Lande bringen.
Ich nenne dies anders: den öffentlichen Raum verstopfen. Denn ich bin sicher - und das sage ich hier auch klipp und klar: Elektroautos sind nicht die Lösung für die Verkehrswende! Sie sind höchstens ein Zwischenschritt, wenn auch ein sehr wichtiger, hin zur echten, notwendigen Umstellung der Mobilität auf klimaneutralen Betrieb.
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Eine Einschätzung von Jörg Sutter
In dieser Woche wurden die Details eines neues Förderprogramms veröffentlicht, mit dem die Kombination von Elektromobilität und Photovoltaik vorangebracht werden soll. Wir wollen an dieser Stelle versuchen, das ein wenig einzuordnen und dabei schon auf möglichen Probleme und Einschränkungen aufmerksam machen.
Trotz vorheriger Ankündigung kann man ein wenig überrascht sein: Kurz vor der Mobilitätsmesse IAA verkündet nicht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sondern das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die Details für ein neues Förderprogramm, das mit immerhin bis zu 500 Mio. Euro ausgestattet ist.
Die öffentliche Aufmerksamkeit war spätestens mit der Förderhöchstgrenze von „bis zu 10.200 Euro“ erreicht, die beantragt werden kann. In der Praxis wird das „bis zu“ wichtig sein, doch dazu weiter unten.
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Eine Buchbesprechung von Götz Warnke
Vaclav Smil (*1943), emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba in Winnipeg/Kanada hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Wie die Welt wirklich funktioniert. Die fossilen Grundlagen unserer Zivilisation und die Zukunft der Menschheit." Auf dem Umschlag informiert uns der Verlag, dass Smil der Lieblingswissenschaftler von Bill Gates sei. Das ist zweifellos richtig, zumal sich Gates in seinem eigenen Werk „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ mehrfach auf Smil bezieht. Andererseits wissen wir nicht, was Mr. Gates im Alltag sonst so liest (Aktienanalysen? Kurszettel? Programmierzeilen?), weshalb dieser Hinweis nicht wirklich erhellend ist. Mehr Aussagekraft hat da schon Smils eindrucksvolle Publikationslisteund die Tatsache, dass Smil 2010 von der Fachzeitschrift für Internationale Angelegenheiten „Foreign Policy“ unter die Top 100 Global Thinkers eingereiht wurde. Und auch die über 50 Seiten Anmerkungen in diesem Buch verweisen auf einen Intellektuellen, der deutlich mehr als nur ein Fachgebiet beherrscht. Zudem: da Smil dort nicht nur einfach Literaturangaben liefert, sondern auch Exkurse und Kommentare als Zusatzinformationen einbaut, ist der interessierte Leser gezwungen, auch diesen Buchteil zu durchmessen – durchaus mit Gewinn.
In der Einleitung steckt Smil nicht nur das in sieben Kapitel gegliederte thematische Terrain des Buches ab, er verdeutlicht auch ziemlich klar seine eigene Einstellung: „Ich bin weder Pessimist noch Optimist; ich bin Naturwissenschaftler und bemüht, zu erklären, wie die Welt wirklich funktioniert.“ Denn hier sieht Smil erheblichen Nachholbedarf: Die Ausweitung unseres heutigen Wissens einerseits habe dazu geführt, dass andererseits viele Menschen kein fundiertes Wissen mehr über wichtige, auch für die eigene Existenz entscheidende Zusammenhänge haben. Dafür gebe es verschiedene materielle Gründe, aber auch Ideologien und die sie verbreitenden Ideologen, denen man aus wissenschaftlicher Sicht entgegentreten müsse. Smil nennt hier das „Mantra“ der grünen Lösungen, aber auch die Technik-Optimisten einer dematerialisierten, schönen KI-Zukunft. Im Verlauf des Buches kann man allerdings noch ein Dutzend weiterer „Irrlichter“ kennenlernen: von u.a. seichten Medien, Globalisierungsfans, Impfgegnern und Paleodiätikern (untragbarer Fleischverzehr) bis zu Space X wegen unrealistischer Marsbesiedelungspläne und Frankreichs Präsident Macron wegen seines Geredes vom Amazonas als grüner Lunge – eine Lunge verarbeitet Sauerstoff; der Amazonas soll ihn möglichst emittieren.
Smil kritisiert die entsprechenden Protagonisten meist mit Ironie bis Süffisanz, etwa wenn er zum Technikoptimismus der technologischen Singularität (die KI übernimmt ab 2045 die intellektuelle Führungsrolle) eines Ray Kurzweil schreibt: „Das wäre dann die ultimative Himmelfahrt, und sie würde die Kolonisierung des restlichen Universums zu einem notwendigerweise mühelosen Unterfangen machen.“ (S. 284)
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Gastbeitrag von Christfried Lenz
Ein Autorenteam aus Mitgliedern von „Scientists for Future“ hat ein Papier mit dem Titel „Negative Emissionen: Eine neue Phase der Klimapolitik zur langfristigen Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1°C über vorindustriellem Niveau“ herausgebracht. Eine Präsentation mit dem gleichen Titel wurde Mitgliedern des deutschen Bundestages zugesendet. Diese Präsentation habe ich im pv magazine Anfang August bereits unter der Überschrift „Scientists for Future: Weichenstellung bezüglich Klimakatastrophe hat 10 bis 20 Jahre Zeit“ kommentiert. Im Folgenden nun meine Anmerkungen zu dem „Papier“.
Eines ist klar: Auch wenn die CO2-Emissionen heute vollständig gestoppt würden, wäre damit der Klimawandel nicht gestoppt
Die 420 ppm CO2, die jetzt in der Luft sind, liegen weit oberhalb einer gesunden Marke, führen zu katastrophalen Wetterextremen und können Kipppunkte auslösen, die einer dann einer in keiner Weise mehr beeinflussbaren Selbstverstärkung der Erhitzung den Weg frei machen. Mit der Beendigung der Emissionen ist es also nicht getan, der bereits existierende CO2-Gehalt der Luft muss vermindert werden.
Die grünen Pflanzen machen das ganz eigentätig. In der Photosynthese entziehen sie der Luft nicht nur das CO2, sondern zerlegen es gleichzeitig: das C bauen sie in ihren Körper ein, das O2 geben sie in die Umgebung ab, weshalb wir im Wald die frische Luft genießen.
Die Verfasser des Papiers verweisen darauf, dass wegen Dezimierung der Wälder durch Rodung und Brände und weitere Misswirtschaften diese Effekte nicht ausreichen. Daher müsse der Luft mit technischen Mitteln CO2 entzogen werden. „Dies ist eine neue Phase in der Klimapolitik, in der das Ziel der raschen Erreichung negativer Emissionen als zweiter Ast der weltweiten Klimastrategie neben die möglichst schnell umzusetzende Emissionsvermeidung tritt.“ (S. 27) Entsprechende Anlagen seien in der Entwicklung. Damit wird dann aber die Frage aktuell, die Ulf Bossel bereits 2009 in der Zeitschrift „Solarzeitalter“ und in einer Veröffentlichung des Leibniz-Instituts stellte: „CCS: Abscheidung möglich, aber wohin mit dem CO2? “
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Praxisseminar am 27. September 2023: In diesem Seminar für Planer, Ausführende und Bauherren werden architektonische Möglichkeiten der Integration von Kollektoren und Photovoltaik anhand verschiedener Gebäudetypen und zahlreicher beispielhafter Lösungen in qualitativ anspruchsvoller Architektur vorgestellt. Während die Montage von Solaranlagen auf Dächern den Regelfall darstellt, soll sich dieses Seminar hauptsächlich auf die Anbringung an Fassaden konzentrieren.
Die Integration solartechnischer Systeme bedeutet das schlüssige Einfügen eines Bauteils in eine neue oder bestehende Außenwand- oder Dachkonstruktion.
Dabei hat dieses Element als Teil der Gebäudehülle funktionale und konstruktive Aufgaben zu übernehmen. Bei der gestalterischen Einbindung und baulichen Integration muss deshalb gewährleistet sein, dass die Installation auf oder in der Außenhaut nicht im Widerspruch zu den Anforderungen und Eigenschaften der Gebäudehülle steht, sondern diese optimal ergänzt und unterstützt. Gestaltung ist dabei kein übergeordnetes Prinzip.
Referent Dipl.-Ing. Architekt BDA Roland Krippner ist langjähriger Experte: Professur für das Lehrgebiet „Konstruktion und Technik“ (seit WiSe 2008) und Forschungsprofessur „Technologie der Gebäudehülle“ (seit SoSe 2022) an der Technischen Hochschule Nürnberg. Fachautor, u. a.: Fassaden Atlas (3/2020 [2004]), Basics Fassadenöffnungen (2/2019 [2007]), Gebäudeintegrierte Solartechnik (2016).
Die Fortbildung wird für die Verlängerung der Eintragung in der Energieeffizienz-Expertenliste mit 2 Unterrichtseinheiten (Wohngebäude), 2 Unterrichtseinheiten (Nichtwohngebäude) und 2 Unterrichtseinheiten (Energieaudit DIN 16247/Contracting (BAFA)) angerechnet.
Mittwoch, 27. September 2023, 18.30 Uhr (online)
Veranstalter: Sonnenhaus-Institut e.V.
Teilnahme für Nichtmitglieder: 35,- Euro (28,- Euro für Mitglieder der DGS)
Anmeldung unter: [email protected]
Green Deal nur für das Großkapital? Wer diesen Beitrag der Berliner Gazette liest, bekommt schon den Eindruck, dass die EU-Vergrünisierung nur für die Konzerne angezettelt wurde. Zumindest in Bulgarien funktioniert das bereits gut. Schlecht also. Und anderswo? Zuerst lesen, dann eigene Meinung bilden: www.berlinergazette.de/de/wie-der-gerechte-uebergang-in-bulgarien-von-kapitalistinnen-gekapert-wurde
Neue Batterien auch aus Deutschland: Während sich die klassischen deutschen Autozulieferer von Entwicklungen wie dem Lidar verabschieden (für autonomes Fahren benötigt), drehen andere Konzerne auf: der chinesische Batteriehersteller CATL wird seine neuen Hochleistungsbatterien ab 2024 auch seinem deutschen Werk in Arnstadt produzieren. Abnehmer sollen Elektrofahrzeuge sein: www.electrive.net/2023/09/05/catl-will-schnell-ladbare-lfp-batterie-in-europa-herstellen
Erste Relaisboxen kommen an: In den vergangenen Wochen haben wir mehrfach über die Probleme von Deye-Steckersolar-Wechselrichtern wegen eines nicht eingebauten Relais berichtet. Jetzt kommen die ersten Nachrüst-Boxen bei den Betreibern an. Jedoch: Nur einfach einstecken ist nicht möglich, das ganze muss mit dem WLAN konfiguriert werden – wie hier geschildert: www.giga.de/news/deye-wechselrichter-sicher-machen-relais-boxen-kommen-bei-balkonkraftwerk-besitzern-an
Das Redaktionsteam der DGS-News
… könnte „mit bestehenden Geothermiebohrungen im Oberrheingraben über mehrere Jahrzehnte zuverlässig Lithium gefördert werden, ohne dass diese Rohstoffquelle versiegt.“ Und das ohne Kinderarbeit und praktisch ohne Umweltschäden.
… ist das vom Bund angekündigte Förderprogramm für Direkterzeugung von E-Mobilstrom schon online. Die KfW hat die Konditionen hier veröffentlicht, siehe auch Artikel in dieser Ausgabe der DGS-News.
… hat sich der renommierte Architekt und Bauforscher Prof. Werner Sobek in den (vermutlichen Un-)Ruhestand verabschiedet. Seine vor mehr als 900 Zuhörern an der Universität Stuttgart gehaltene, interessante Abschiedsvorlesung ist in zwei Teilen hier und hier abrufbar.
… haben Bastler ein Fahrrad gebaut, das 64 km/h schnell fährt, und zwar gänzlich ohne Motor. Wenn nur nicht der Antritt so schwer wäre ...
... hat ein weiterer Modulhersteller die DiBT-Zertifizierung für Überkopf-Verglasung erhalten: Der Anbieter Solitek mit Sitz in Litauen hat das begehrte Zertifikat für seine Glas-Glas-Module erhalten, die damit auch als PV-Carport oder an der Fassade verwendet werden dürfe.
… helfen Rechtsanwälte (mwd) auch schon mal, wenn der Speicher brennt. Oder so. Oder schlecht. Jedenfalls scheint‘s Probleme bei Senec zu geben – und wer die hat, findet hier zumindest schon mal kostenlosen Rat.
Das Redaktionsteam der DGS-News
Impressum
Bewusstsein schaffen - zur Sonne lenken
Unter diesem Motto versteht sich die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. als Mittler zwischen Wissenschaftlern, Ingenieuren, Architekten, dem Baugewerbe, dem Handwerk, der Industrie, Behörden und Parlamenten. Diese sollen durch unsere Arbeit an einen Tisch gebracht werden, um ihre gesellschaftliche Verantwortung im Hinblick auf eine notwendige Energiewende hin zu mehr Nachhaltigkeit und dem verstärkten Einsatz Erneuerbarer Energieträger wahrzunehmen.
Halten Sie die Ziele der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. für wichtig? Dann können Sie die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. voranbringen indem Sie Mitglied werden oder finanziell die gemeinnützige Vereinsarbeit unterstützen. So können Sie auch von den Leistungen des ältesten Deutschen Vereins für Erneuerbare Energien dauerhaft profitieren.
Hinweis
Die DGS-News sind ein Informationsangebot der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. im Sinne der Volksbildung, das sich mit Sonnenenergie, Umstieg auf Erneuerbare Energien bis 2030 und rationeller Energieverwendung (Effizienz/Suffizienz) befasst, sowie die Themen Klima- und Umweltschutz behandelt, die die Dringlichkeit der Solarisierung der Gesellschaft nochmals unterstreichen. Hingegen geben die einzelnen Beiträge in den News nicht die Meinung der DGS wieder, es sei denn sie sind explizit gekennzeichnet - zumal die DGS als Solarverband naturgemäß keine Position zu fachfremden Themen bezieht -, sondern sie sind im Sinne einer redaktionellen Freiheit Ausdruck der Fragestellungen und Meinungen der jeweils zeichnenden Autoren, die sich den Zielen der DGS verpflichtet fühlen.
Matthias Hüttmann (Chefred.), Tatiana Abarzúa, Jörg Sutter, Götz Warnke, Heinz Wraneschitz
Mail an die RedaktionKontakt
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