Deutschlands mächtigster Mann

Liebe Frau Do,

der mächtigste Mann der Bundesrepublik Deutschland ist seit knapp acht Jahren Andreas Voßkuhle. So heißt der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, des höchsten Gerichts des Landes. Zwei Mal hätte der gebürtige Detmolder Bundespräsident werden können, doch Voßkuhle lehnte ab. Das Recht liegt dem Richter zu sehr am Herzen. Und einflussreicher als der Bundespräsident ist der Chef des Verfassungsgerichts ohnehin. Tatsächlich haben er und seine Karlsruher Kollegen oft genug das letzte Wort über eine politische Entscheidung. Flüchtlingspolitik, Erbschaftsteuer, Betreuungsgeld, Ehe für alle, Numerus clausus, Eurobonds – die Richter in Karlsruhe zeigen Grenzen auf oder mahnen Entscheidungen an. Deshalb werden sie regelmäßig von der Politik angegriffen. Mal wirft man den Richtern vor, sie würden ihren Auftrag „überdehnen“ (CSU), mal wird dem Gericht ein „problematischer Gestaltungsanspruch“ angedichtet, wie das Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert gerne und oft getan hat. Aber die Richter sind eben keine Befehlsempfänger der Politik, sondern ihre Korrektoren. Politisch manchmal unbequem, im Zweifel immer für das Recht. Hüter der Verfassung eben. Mein Kollege Henning Rasche und ich haben Andreas Voßkuhle in Essen getroffen und mit ihm unter anderem über die schwierige Regierungsbildung, den Eliten-Hass in Deutschland und über seine Urteilsfähigkeit im Privatleben gesprochen.

Ich kenne Frank Thelen noch aus meiner Jugendzeit im Bonner Speckgürtel. Damals war Skaten seine Leidenschaft, meine Fußball. Wir kamen nicht zusammen. Heute ist der 40-Jährige einer der bekanntesten Start-up-Investoren im Land, digitaler Entrepreneur und als Juror der Gründer-Show „Höhle der Löwen“ Vorbild für viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer. Was einen erfolgreichen Unternehmer ausmache, wurde er mal vom Bonner „General-Anzeiger“ gefragt. Seine Antwort: „Die Bereitschaft, aufzustehen, wenn man hingefallen ist oder sogar hingeschubst wurde. Die meisten ziehen beleidigt ab.“ Thelen stand vor der Privatinsolvenz, ist wieder aufgestanden und nennt sich heute mit einigem Selbstbewusstsein „Multimillionär“. Vielleicht hätte ich doch skaten sollen. Florian Rinke stellt den Mann vor.

Die Großstädte am Rhein bauen Mauern und Schutzwände auf und packen Sandsäcke. Der Rheinpegel steigt weiter, die Vorbereitungen für das Hochwasser werden nun auch nördlich von Köln intensiver. Wie lange steigt das Wasser noch? Helene Pawlitzki beantwortet die wichtigsten Fragen.

Herzlichst

Ihr