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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei nur einer Umfrage könnte man von einer unsicheren Momentaufnahme sprechen, bei fünf Umfragen mit weitgehend identischem Ergebnis ist das ein Trend: Deutschland tickt derzeit Grün-Rot-Rot.
 
Jetzt ist es das ZDF-„Politbarometer“: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, könnte ein grün-rot-rotes Dreierbündnis regieren. Die Union rutscht in der heute veröffentlichten Umfrage auf 26 Prozent – das ist ein Punkt weniger als im Vormonat und der schlechteste Wert, den CDU/CSU jemals in dieser Projektion erreichten. Gewinner der Umfrage sind SPD und Grüne: Die Sozialdemokraten gewinnen zwei Punkte und kommen auf 16 Prozent, die Grünen legen um einen Zähler auf 23 Prozent zu. AfD (14 Prozent) und FDP (sechs Prozent) stagnieren demnach, die Linke verliert zwei Punkte und kommt auf acht Prozent. So viel zur Lage vor dem Wochenende.

Was noch wichtig ist:

Europäischer Hotspot der Coronakrise ist Italien. Täglich kommen neue, beunruhigende Nachrichten von jenseits der Alpen. Mein Kollege Daniel Verdú hatte jetzt Gelegenheit, mit dem früheren Innenminister Matteo Salvini darüber zu sprechen. Salvini ist keineswegs ein Mann von gestern. Seine Lega-Partei liegt in Umfragen bei bis zu 32 Prozent der Stimmen. Er wirft der Regierung in Rom vor, die Krise verschlafen zu haben. Er sagt: „Im Augenblick müssen wir vor allem die alarmierende medizinische Lage in den Griff bekommen, aber die wirtschaftlichen Folgen werden länger dauern. Wir steuern auf eine Rezession zu. Es gibt Bereiche, die zwei Jahre brauchen werden, um sich zu erholen.“ Hier können Sie das gesamte Interview lesen. 
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Und Deutschland? Seit Wochen nun sehen wir bei unseren Lesern ein unglaublich hohes Interesse an der Berichterstattung zum Coronavirus. Ratgebertexte, Experteninterviews, Reportagen, Analysen werden uns buchstäblich aus der Hand gerissen. Ganz offenkundig gibt es ein hohes Informationsbedürfnis. Deutet das darauf hin, dass die Bürger Angst haben? Nein! Die Deutschen reagieren ziemlich gelassen. Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die Corona-Epidemie mag gar nicht zum German-Angst-Image passen. Die Deutschen reagieren im internationalen Vergleich sogar ausgesprochen cool. Hamsterkäufe gibt es – aber sie scheinen Angelegenheit einer Minderheit zu sein. Gut, dass wir noch alle Tassen im Schrank behalten.
 
Und noch eine gute Nachricht habe ich für Sie: „Der Osten bekommt seine Menschen zurück“ überschreibt unsere Chefökonomin Dorothea Siems ihren Bericht zu einer sehr erfreulichen demografischen Entwicklung (WELTplus).

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In Scharen waren 1990 Menschen aus den damals noch neuen Bundesländern in den Westen geströmt. Zwar gab es auch umgekehrte Wanderungen, doch im Saldo hat der Osten seit der Wiedervereinigung mehr als 1,2 Millionen Bürger verloren. Und weil vor allem junge, oft gut ausgebildete Personen – in der Mehrzahl Frauen – gingen, alterten viele Ortschaften im Zeitraffer.

Doch seit 2017 registriert das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ein Ende der Ost-West-Wanderung. Experten sagen, dass die Menschen nicht zurückkämen, weil sie woanders gescheitert sind, sondern sie würden sich ganz bewusst für die alte Heimat entscheiden.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende


Ihr



Ulf Poschardt


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